Agathodaimon im Interview: Es fühlt sich wieder an wie damals zu unseren Anfangstagen

© Agathodaimon

 

Vor gut zwei Jahren meldetete sich die Mainzer Black und Dark Metal Band AGATHODAIMON urplötzlich zurück. Schon gleich nach bekanntwerden der Wiederauferstehung der Band sprachen wir mit Bandgründer Martin ‘Sathonys’ Wickler im Hellfire Interview. Dass es nun doch zwei weitere Jahre dauern sollte, bis dann endlich das neue Album erscheint und man auch das erste Mal seit über acht Jahren wieder als Band auf der Bühne steht, konnte man damals noch nicht wirklich absehen.
Nun stand letzten Samstag die Album Release Show im Mainzer Kulturclub Schon Schön auf dem Plan. Einen Bericht und die Bilder zu diesem Konzert haben wir bereits veröffentlicht. Nach dem Konzert nahm sich Bandkopf ‘Sathonys’ die Zeit, ein paar unserer Fragen zu beantworten.

 

HF: Hallo Martin. Schön euch wieder vereint und zudem live spielen zu sehen. Wie war der erste Gig nach so langer Zeit? Wart ihr sehr aufgeregt? Und wie sehr war es von Bedeutung, den ersten Gig und dazu die Release Show zum neuen Album „The Seven“ gerade hier in Mainz zu spielen, vor heimischem Publikum?

Agathodaimon / Sathonys: Es fühlt sich immer noch seltsam an, inmitten der Pandemie. Wir hatten uns für den Auftakt ein eher gemütliches Ambiente gewünscht, um die neuen Songs zu präsentieren. Aufgeregt im eigentlichen Sinne waren wir weniger, allerdings fiel kurzfristig unser Bassist Von Yanesh aus gesundheitlichen Gründen aus, und ich war auch etwas angeschlagen. Insofern war das ein wenig seltsam, von den Rahmenbedingungen her. Aber trotz der widrigen Umstände lief es recht gut, und hat uns auch gezeigt, dass die neuen Songs vom Publikum gut aufgenommen werden.

 

HF: Jetzt wart ihr recht lange abgetaucht. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Bands, die sich ganz regulär fünf, sechs oder auch mehr Jahre zwischen zwei Alben Zeit nehmen. War es denn schwer wieder in einen Band Rhythmus reinzukommen? Wie waren so die ersten Proben? Kommen die Finger beim Spielen noch mit?

Sathonys: Es war im Vorfeld recht aufwändig, da Ashtrael (Sänger der Band – Anm. d. A.) und ich ja einige neue Bandmitglieder integrieren mussten. Man könnte es eher als kompletten Neuanfang sehen, deshalb hatten wir anfangs auch recht intensiv geprobt, also zwischen 2018 und 2020. Dann kam Corona dazwischen, und die Dinge liefen mal mehr, mal weniger geplant. Aber mittlerweile haben wir uns recht eingespielt. Und was die Finger angeht, dafür haben wir ja glücklicherweise Nakhateth, der sich im Leadgitarren-Bereich sehr wohl fühlt. Ich bin eher der Freund von Riffs, bei denen man sich auch auf der Bühne bewegen kann, ohne mit dem Blick auf dem Griffbrett hängen zu müssen.

 

HF: Wie war das Songwriting? Habt ihr gezielt mit dem Schreiben angefangen nachdem klar war, dass die Band wieder neu beginnt? Oder gab es vielleicht sogar schon ältere Ideen aus früheren Tagen? Ich kann mir auch vorstellen, so als Musiker, der schon sechs Alben geschrieben und produziert hat, dem fallen doch immer wieder mal Riffs oder Melodien ein. Auch wenn er gerade keine Band am Start hat. Sammelt man solche Ideen und konnte sie sogar jetzt verwerten?

Sathonys: Es gab ein paar Ideen aus früheren Tagen, die aber erst im Lauf der Zeit hinzukamen. Mir war es wichtig, dass wir als Band auch zusammenarbeiten können, und sich die gesamte Band ins Songwriting einbringt. Da hätte es wenig Sinn gemacht, erstmal alte Ideen wiederzukäuen, wenn neue Leute frische Ideen einbringen. Das hat super funktioniert, ich habe da kaum kanalisierend wirken müssen. Das Feeling passte, die Songs fügen sich sehr organisch in unser bisheriges musikalisches Schaffen ein. Und meist hat es einen guten Grund, warum alte Ideen nicht verwertet wurden. Manchmal sind sie einfach nicht gut genug, oder die Umstände passen nicht. Als wir beim vorigen Album IN DARKNESS „Favourite Sin“ aufnahmen, war das bereits der zweite Anlauf. Bereits auf PHOENIX hatte ich einen Anlauf gestartet, aber das damalige Lineup hatte einfach nicht gepasst- der Song klang einfach nicht richtig, hatte nicht den passenden Vibe. Erst nach ein paar Besetzungswechseln hat sich der Song quasi zusammengefügt, war die Chemie untereinander passend. Auf THE SEVEN sind ein paar Riffs, die auch etwa 15 Jahre auf dem Buckel hatten, aber nun nach einigen Iterationen gut in den Gesamtkontext passen.

 

HF: War es denn schwer wieder Songs zu schreiben, die letzten Endes dann auch nach AGATHODAIMON klingen? Immerhin habt ihr drei neue Mitglieder in der Band, acht Jahre sind seit der letzten Platte vergangen und die Welt hat sich auch schwer verändert. Hat die aktuelle Lage auch damit zu tun, dass es schlussendlich ein Konzeptalbum über die Sieben Todsünden wurde?

Sathonys: Es war meine größte Befürchtung, dass wir keine Musiker finden würden, mit denen wir die Band quasi wiederbeleben könnten. Sicher, es finden sich immer fähige Musiker, aber ob man mit diesen menschlich klarkommt oder auch stilistisch einen gemeinsamen Nenner findet, das steht auf einem anderen Blatt. Als wir unseren ersten Song „Ain’t Death Grand“ zusammen geschrieben hatten, war ich mir allerdings recht sicher, dass wir hier eine sehr starke Konstellation gefunden haben. Es fühlte sich wieder an wie damals zu unseren Anfangstagen, eine sehr positive, kreative Stimmung. Warum das Konzept in Richtung sieben Todsünden pendelte, hatte natürlich auch damit zu tun, dass es das siebte Album ist. Aber auch, dass wir auf dem Vorgänger mit „Favourite Sin“ das Thema bereits angingen, und es mein Lieblingssong des Albums ist.

 

HF: Ihr wart ja lange bei Nuclear Blast unter Vertrag, „In darkness“ (das sechste und vorerst letzte Album vor der Auflösung) erschien bei Massacre Records. Nun seid ihr bei dem österreichischen Label Napalm Records unter Vertrag. Wieso habt ihr euch so entschieden? Seid ihr bisher zufrieden mit der Entscheidung und was darf man aus dieser Kolaboration zukünftig erwarten?

Sathonys: Nun, man muss auch bedenken, dass es sehr viele Bands, aber nur wenig professionelle Labels gibt. Und die warten ja nicht einfach alle darauf, dass wir nach Jahren der Abwesenheit plötzlich bei Ihnen klingeln. Da stehen finanzielle Aspekte meist weit im Vordergrund, und wir sind ja nicht gerade als der nächste Chartbreaker im Fokus. Aber Napalm zeigten an uns Interesse, noch bevor wir ein Demo zum neuen Album fertig hatten. Das hat mir schonmal sehr imponiert. Und im Lauf der nächsten Gespräche festigte sich der positive Eindruck. Einige der Mitarbeiter kannte ich auch noch von früher, als ich selbst noch für Nuclear Blast gearbeitet hatte, insofern gab es da keine Zweifel, dass es die richtige Wahl war. Die Zusammenarbeit verlief bislang sehr reibungslos und produktiv. Insofern hoffe ich, dass es mit dem nächsten Album so weiter geht.

 

HF: Wie geht es nun weiter? Ich denke doch mal, der Abend heute hat richtig Spaß gemacht. Ich hoffe doch sehr, ihr habt Blut geleckt. Sind schon weitere Konzerte geplant? Was dürft ihr verraten? Und wo möchtet ihr auf jeden Fall noch einmal auftreten? Wäre das NOAF (in Wörrstadt) nicht etwas für euch?

Sathonys: Ehrlich gesagt kenne ich das NOAF selbst noch gar nicht. Da ich noch als freier Mitarbeiter beim Metal Hammer unter anderem bei Festivalberichten tägig bin, ist die Sommerzeit meist mit Summer Breeze, Rock am Ring und anderen Festivals ausgelastet. Wir werden erstmal in zwei Wochen das Ragnarök Festival nachholen, dass eigentlich unser Reunion-Gig vor zwei Jahren hätte werden sollen. Danach werden wir unsere Kumpels von The Spirit auf deren Release-Show in Saarbrücken unterstützen. Wo ich auf alle Fälle noch einmal auftreten möchte… nun, die Batschkapp in Frankfurt hatte bislang noch nicht geklappt, vielleicht wird es diesmal etwas!

 

HF: Ich danke Dir für Deine Zeit. Ich denke, wir dürfen alle gespannt in die Zukunft schauen und wir wünschen euch viel Erfolg mit der neuen Platte. Bleibt gesund. Du darfst auch gerne noch ein paar Worte an eure Fans da draußen richten!

Sathonys: Danke an alle, die uns bislang unterstützt haben. Wer dies im Zeitalter der Streamingdienste auf ordentliche Weise tun will, kann auch gern die CD oder Vinyl direkt von uns beziehen: https://agathodaimon.bandcamp.com .. natürlich haben wir auch Shirts und anderes. Ansonsten hoffe ich, sieht man sich auf dem einen oder anderen Konzert!


Interview: Marco Gräff

 

Die nächsten Konzerte stehen schon an:

23.04.2022 – Ragnarök Festival 2022 – Stadthalle Lichtenfels, mit “Eluveitie”, “Mayhem”, “Dark Tranquillity”, “Necrophobic” u.v.m…
29.04.2022 – Garage Saarbrücken, Kleiner Club – Als Supprt für “The Spirit”, die an diesem Tage ihr drittes Album veröffentlichen

 

Weitere Infos:

Facebook
Homepage
YouTube
Instagram

 

 

 

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.