ZSK – Früher war das alles irgendwie mehr Abenteuer

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Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen.

Wir vom Hellfire Magazin bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.

Diesmal sprachen wir mit Joshi, Sänger der Berliner Skatepunker ZSK, die gerade ihr neues Album „Hallo Hoffnung“ veröffentlicht haben.

HF: Erstmal herzlichen Glückwunsch zu eurem neuen Album. Schon der erste Song „Es müsste immer Musik da sein“ spricht mir aus der Seele. Mir stellt sich da sofort die Frage: welche drei Songs, egal ob eigene oder von anderen Bands, dürfen im Soundtrack deines Lebens nicht fehlen und warum?

Joshi: Das ist einfach!
1. „Radio“ von Rancid. Die erste Textzeile: „Never fell in love, until I fell in love with you“ ist einfach genial. Wie Tim Armstrong seine Liebe zur Musik beschreibt, da finde ich mich auf jeden Fall wieder.
2. „Helden & Diebe“ von den Toten Hosen. Diese Abrechnung mit den ganzen Knalltüten, die dir ständig erzählen wollen, was du als Band zu tun oder zu lassen hast, finde ich sehr treffend. Und der Song an sich ist auch musikalisch ein Hammer.
3. „If the kids are united“ von Sham69. Dieses Thema, wie man Leute dazu bekommt, gemeinsam für positive Veränderung einzustehen anstatt gegeneinander zu arbeiten, beschäftigt mich schon sehr lange. Ich denke, letztendlich geht es auch um die Grundfrage: Wie wollen wir miteinander leben? Und das fängt halt damit an, wie man sich anderen Leuten auf einem Konzert gegenüber verhält. Zum Glück ist das bei unseren Shows immer sehr cool. Es gibt fast nie Stress. Das letzte Mal, dass ich von der Bühne gesprungen bin, um eine Schlägerei im Publikum zu stoppen, ist schon viele Jahre her.

HF: Eine weitere Textzeile, die sich bei mir festgesetzt hat, ist „als es noch Fanzines aber keine Handys gab“ aus dem Song „Es wird Zeit“. Was vermisst du aus der Zeit eurer Anfänge als Band und was von heute möchtest du nicht mehr missen?

Joshi: Früher war das alles irgendwie mehr Abenteuer. Da wusste man nicht vorher aufgrund von Facebook wie der Klub aussieht und konnte nie genau sagen, wie viele Leute kommen. Damals hast du mit dem Veranstalter telefoniert, der hat dir eine Wegbeschreibung (per Post!) geschickt und dann bist du da hingefahren. Das konnte der beste Abend des Jahres werden oder die größte Pleite. Niemand konnte das voraussagen. Das können sich die Kids heutzutage gar nicht mehr vorstellen.
Für uns waren Punkkonzerte auch ein ganz wichtiger Ort, um an Informationen zu kommen. Als erstes hat man alle Konzertflyer eingesammelt, die man finden konnte. Zuhause wurde dann ausgewertet. Genauso bei den Fanzines. Als erstes musste man hinten alle Tourdaten lesen, um herauszufinden, ob im 100 Kilometer-Umkreis vielleicht bald eine gute Band spielen würde.
Heute ist alles so abgeklärt. Das ist manchmal echt lahm. Auch die Art, wie Musik gehört und gewertschätzt wird, hat sich stark geändert. Früher ist einer von uns in den Plattenladen gefahren und hat die neue Rancid-Scheibe geholt. Dann hat man sich getroffen und stundenlang zusammen diese Platte gehört. Heute wird von vielen einfach nur noch fix bei Spotify durchgeklickt und dann hört man auch schon wieder was anderes. Dabei muss man sich doch in manche Platten einfach erstmal richtig reinhören, bis sie gut werden.

HF: Letztes Jahr gab es bei euch einen Wechsel in der Band. Beni hat seinen Platz an der Gitarre aufgegeben und Ace hat übernommen. In Anbetracht dessen, wie nah sich eine Band meistens ist, kommt das ja quasi dem Ende einer langjährigen Beziehung gleich. Wie schwer ist es, sich da auf jemand Neues einzustellen, der nicht auf die gleichen Erinnerungen und Erfahrungen zurückgreifen kann und wie eingespielt seid ihr inzwischen?

Joshi: Das war für uns definitiv nicht leicht. Es haben sich mehr als 100 Gitarristen beworben. Wir haben uns mit einigen getroffen und am Ende war klar, dass Ace genau der richtige ist. Er war auch schon bei Benis letztem Konzert dabei und hat ein paar Songs live gespielt. War ein fließender Übergang.

HF: Ihr gehört seit jeher zu den Bands, die in ihren Songs kein Blatt vor den Mund nehmen. Entsprechend saht und seht ihr euch wahrscheinlich des Öfteren negativen Reaktionen und Ablehnung gegenüber. Lernt man, damit umzugehen und woher nehmt ihr die Energie, auch entgegen aller Widerstände genau so weiterzumachen?

Joshi: Eigentlich werden wir nur von Nazis im Internet beschimpft und bedroht. Da stehen dann schon krasse Sachen und es gibt auch mal Morddrohungen per Mail, aber damit können wir gut leben. Wirklich beim Konzert vorbeikommen trauen sich die Pisskröten dann ja immer doch nicht. Ansonsten gibt es manchmal Festival-Veranstalter, die uns „zu politisch“ für ihr Partypublikum finden und uns deshalb nicht buchen. Das finde ich ziemlich verrückt, gerade in diesen Zeiten, aber ist ja ihr Festival. Dann spielen wir halt bei anderen…

HF: Meinungen und Überzeugungen in einem Song vertreten ist ja das eine, persönliche Erfahrungen und Gefühle in einem Lied zu offenbaren etwas komplett anderes. „Wellen brechen“ macht den Eindruck eines sehr persönlichen Songs. Welche Geschichte steht hinter diesem Lied? Macht es für dich eigentlich vom Gefühl her einen Unterschied, ob ihr einen Song mit spaßigem, politischem oder persönlichen Inhalt auf der Bühne spielt?

Joshi: Ich verarbeite schon viele persönliche Erfahrungen und Geschichten in den Songs. Bei “Wellen Brechen” sind das Freunde, die jahrelang da waren und plötzlich sterben. Man kann einfach nichts tun. Eine scheiß Situation. Sowas hatten wir früher nicht. Der Tod war immer ganz weit weg. Und dann kommt sowas. Da merkt man schon, dass man nicht mehr 16 ist.

HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch mit eurem neuen Album viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.

Joshi: Wir haben zu danken. Sehen uns hoffentlich irgendwo auf der Tour nochmal auf ein Bier!

Interview: Katja Maeting

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