Dutch Metal Fest im Resonanzwerk in Oberhausen

Geschrieben von Jörg Schnebele // Fotos by Jörg Schnebele JSPics

Together

Ein besonderer Leckerbissen für alle Metaller, die schon Anfang der Achtziger (ohne existierende Metal Presse) einen Blick und ein Ohr auf niederländische Bands geworfen haben.
Unsere Nachbarn waren in der wachsenden Szene bestens aufgestellt und hatten mit dem Aardschok auch schon relativ früh ein unterstützendes Magazin am Start.
Im Resonanzwerk Oberhausen lautete das Motto es an diesem Abend „Dutch Metal Fest„, und es waren acht Bands am Start, die seinerzeit außerhalb der Niederlande größtenteils unter dem Radar liefen, aber durchaus Beachtung verdienen.
Leider hielt die allzu große Hitze viele Headbanger davon ab, das Festival zu besuchen. Schade für Veranstalter und die Bands; dennoch ein grandioser Abend mit hervorragendem traditionellen Metal.
Den Anfang machten um 14:30 Uhr  die 1978 gegründete Formation Together aus Apeldoorn, die auch gleich die Messlatte für die Veranstaltung recht hoch hängten. Ich kannte diese Formation zuvor nicht, war aber echt angetan von Musik und Performance. Ein toller Einstieg in das Festival!!!

Dutch Metal Fest im Oberhausener Resonanzwerk die Zweite: Black Knight aus Amsterdam entern die kochend heiße Bühne, die nicht nur durch die Außentemperatuten, sondern inzwischen auch durch den Schweiß der Anwesenden extrem nach oben gepeitscht wird.
Die Geburtsstunde der Band liegt im Jahr 1982, wobei Drummer Rudo Plooy das einzig verbliebene Urmitglied ist. Nichts desto trotz versprüht der Fünfer den Achtziger Flair und hat schlussendlich das Publikum in der Hand.

Metalbats

Dass  sich hinter der dritten Band des Festivals angekündigten Metalbats die vormaligen Vortex verbergen, musste ich im Vorfeld recherchieren.
Anders als zu Anfang des Dutch Metal Fest, waren nun deutlich mehr Nasen im Oberhausener Resonanzwerk (und leider auch als zu Endes des Abends).
Nachdem am 18. Dezember 2019 der Urgitarrist Martjo Brongers der 1979 gegründeten Band verstarb, wurde die Band in Metalbats umbenannt, ohne allerdings die Historie der Combo zu verleugnen.
Metalbats waren definitiv eines der Highlights an diesem Abend, was nicht zuletzt auch am Sänger Jurjen Tichelaar lag, der sowohl auf Grund seines Äußeren als auch durch seines Habitus‘  an Angry Anderson (Rose Tattoo) erinnerte; zum anderen aber viel deutlicher an die Mad Butcher Figur der gleichnamigen Band sowie des Destruction Maskottchens.
Tolle Gesamtleistung der Band, die man sich unbedingt live erleben sollte.

Gitarrist Bernard Rive von Sad Iron musste schmunzeln, als eine „junge“ Band angekündigt wurde. Nicht ganz verkehrt, denn bei der 1979 gegründeten Kapelle aus Hoorn, ist er der einzig Verbliebene und somit der Gesichtsälteste. Die anderen Band Mitglieder, speziell am Micro und am Bass könnten meiner Einschätzung nach seine Söhne sein.
Das, was heute landläufig als Power Metal bezeichnet wird, war um die Achtziger Wende im Fall von Sad Iron Speed Metal der besonderen Art, und so hatte es der Vierer nicht wirklich schwer, das Publikum zu begeistern.
Toller Auftritt beim Dutch Metal Fest, der mir noch lange im Kopf bleiben wird.

Jurassic park

Den Award für das beste Entertainment beim Dutch Metal Fest im Resonanzwerk ging ohne Frage konkurrenzlos an Jurassic Park, deren musikalischer Werdegang bereits unter dem Namen Frankenstein irgendwann Anfang der Siebziger begann.
Besonders Sänger Mike Jones unterhielt das Publikum bestens mit Monty Python gleichen Aktionen und katapultierte damit Jurassic Park unter meine Top „3“ Favoriten des Abends.
Somit musikalisch und optisch ein Live Hochgenuss; überraschend, unerwartet aber dadurch um so geiler. 
Leider ist der Bandname nicht wirklich geeignet, um viel über die holländische Truppe zu erfahren; Facebook und Homepage sind minimalistisch und könnten etwas mehr Aussagekraft haben; und im Metal Archives tauchen die Jungs erst gar nicht auf. Da gibt es dringend etwas zu verbessern!!!

Burning aus Stadskanaal/Groningen waren an diesem Abend die „jüngste“ Band. Frisch gegründet 2013, haben die Jungs aber perfekt den (holländischen) Sound der Achtziger aufgegriffen, und lagen somit im selben Fahrwasser, wie ihre älteren Kollegen.
Hatte Harm ten Hoove zuvor die vier Saiten bei Metalbats/Vortex bedient, so wechselte er bei Burning auf die Sechssaitige.
Ungeachtet, welche Band an diesem Abend auf der Bühne stand; alle bewegten sich auf demselben hohen Qualitätslevel.
Glücklicherweise war Sänger Hugo Koch gesundheitlich etwas angeschlagen (was sich aber nicht hörbar auf den Gesang auswirkte), so dass er dafür sorgte, dass der unsägliche Nebel während des Sets von Burning ausblieb. Dies verhalf meiner Fotografenkollegin Heike, Kollegen Didi und mir zu einem stressfreien Einsatz im Graben.
Und jetzt: gute Besserung Hugo!

Highway Chile

Als die Rotterdamer Band Highway Chile 1980 gegründet wurde, war von deutscher Metal Presse weit und breit nichts zu sehen. Anders in Holland, wo im selben Jahr das Kult-Metal Blatt Aardschok die erste Ausgabe (500 Stk Auflage) erschien. 1983 folgte dann auch die deutsche Ausgabe und in beiden Versionen wurden (natürlich) neben internationalen Acts, auch mit ein wenig Patriotismus, holländische Bands berücksichtigt.
Dort habe ich Highway Chile das erste Mal wahrgenommen, später musikalisch unterstützt durch den britischen Soldatensender BFBS. Das Problem war damals, an Tonträger (nicht nur) von Highway Chile zu kommen, was auch in den folgenden Jahren nicht unbedingt einfacher wurde. Die ersten Scheiben kaum auffindbar, von den Demos ganz zu schweigen.
Um so größer meine Freude, dass im Rahmen des Dutch Metal Fests, Highway Chile auftraten. Der Set gemischt mit Helloise Material, einer „Parallelband“ einiger Mitglieder, die 1983 Hellois startete.
Verständlicherweise war ich sehr gespannt auf den Auftritt der Jungs und wurde nicht enttäuscht. Mit dem Drummer Ernst van Ee und dem Gitarristen Martin Mens sind zwar nur noch zwei Originalmitglieder an Bord, was den Gesamteindruck und Genuss aber in keinster Weise schmälerte.
Für mich ein fetter Haken auf meiner Bucket List.

 

Picture habe ich das erste mal am 02. April 1981 als Support für Saxon in Köln gesehen; dann jahrzehntelang nicht, und schließlich im Dezember letzten Jahres beim Ruhrpott Metal Meeting.
Personell hat sich bei der Truppe aus Rozenburg über die Jahre viel getan, aber dennoch sind drei der Jungs (mit Unterbrechungen) seit 1979 dabei. Picture waren damals die mit am bekanntenste Band aus Holland und hatten durch diverse Support Tourneeen, wie die oben erwähnte mit Saxon. Und obwohl sie die Möglichkeit hatten, sich einem breiteren Publikum zu präsentieren, hat es dennoch nicht zum internationalen Durchbruch gereicht.
Beim Dutch Metal Fest bewiesen die Jungs allerdings, dass sie zu Recht die Position des Headliners übernahmen, und brachten das feine Festival im Resonanzwerk zu einem würdigen Abschluss.

 

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