Jenna – Ich mag es, wenn die Künstler mit der Kamera flirten!

Mit unsren Quick5-Interviews quetschen wir ja immer Bands aus, aber dem aufmerksamen Leser dürfte aufgefallen sein, dass wir seit dem 01.12.2018 den Spieß mal umgedreht haben und wir uns im Team gegenseitig interviewen. Im Los-Verfahren bekam ich unser Jenna zugewiesen, schauen wir mal, was sie uns zu sagen hat 😉

 

HF: Wie bist du zur Konzertfotografie gekommen? Weißt du noch, welche Band du als allererstes fotografiert hast?

Jenna: Offiziell hab ich durch Hellfire angefangen auf Konzerten zu fotografieren. Das war Juli 2016. 2010 habe ich aber tatsächlich das erste Mal in diesem Bereich reingeschnuppert. In Cuxhaven, meiner Heimatstadt entstand ja vor 11-12 Jahren das Deichbrandfestival und dort habe ich 4-5 Jahre hintereinander in der Crew gearbeitet (Catering und Bandbetreuung, Springer). Anfangs hatte ich aber immer nur eine günstige magentafarbene Digicam. Durch meine Arbeit in der Crew hatte ich Zugang zu den Artistsbereichen, eingeschlossen der Bühne und drumherum.

Die Jahre vor 2010 habe ich noch mit der Digi-Cam aus der ersten Reihe oder aus dem Graben Bands wie Papa Roach und Bullet For My Valentine und Bela B. fotografiert. Dementsprechend blöd sahen die Bilder auch aus. Dann habe ich mir 2010 zum 18ten Geburtstag eine Spiegelreflexkamera zum Geburtstag gewünscht und da Deichbrand immer auf meinem Geburtstag lag, wurde sie auch dort eingeweiht. Direkt mit Oomph! War geil! Die Bilder mag ich trotz der Anfängerkamera immer noch und damit fing auch die Konzertfotografieleidenschaft an. Leider hatte ich dann noch ca. 3 Jahre Schule auf dem Programm und es gab keine Konzerte in meinem Kaff zu fotografieren (Dorfbewohnerin). Also widmete ich mich erstmal anderen Genres. Fine Art, Portrait, Surrealismus.

2013 zog ich wegen meines Studiums nach Hamburg und besorgte mir auch eine neue Kamera, die ich ebenso fürs Studium gebraucht habe (Kommunikationsdesign) und begleitete dann paar Freunde auf paar Gigs japanischer Bands, da meine Freunde dort als Staff arbeiteten. Eine Freundin war auch in der Konzertfotografiebranche tätig und ja, ich wollte es dann auch wieder aufgreifen.. Also wollte ich lernen, es gut machen und suchte nach Inspirationen im Internet, war aber mit den Entdeckungen nicht so zufrieden, weil irgendwie alle Fotos gleich aussahen. Ich trat einer Facebook Gruppe zum Thema Konzertfotografie bei und fragte stumpf: Ob es Leute gebe, die auch einen eigenen Stil in der Konzertfotografie haben und dann schrieb mich auch schon Dirk an und bot mir an beim Hellfire mitzumachen. Seitdem decke ich den Raum Hamburg ab und bekam die Chance meinen eigenen Stil zu entwickeln.

 

HF: Was war für dich der größte „Fangirl-Moment“ beim Hellfire bisher? Konntest du dir schon ein paar Wünsche erfüllen in Sachen „Konzertfotos von Lieblingsband“?

Jenna: Definitiv! Auch wenn meine Lieblingsband seit 2012 eine Pause einlegt, habe ich viele Bands abgelichtet die auf meiner To-Do-List standen: (Imagine Dragons, Simple Plan, Slayer) Ich bin eigentlich nicht so der Typ fürs Fangirlen.

Aber bei Busted war ich ziemlich nervös. Durch Busted entstand vor 11 Jahren meine Lieblingsband “Mcfly” und vor 3 Jahren taten sie sich zusammen zu einer Band (McBusted). Jetzt sind sie wieder in alter Konstellation zusammen und ja, da standen meine Lieblinge meiner Teeniezeit plötzlich vor mir. Ich bin damals für sie auch nach Manchester geflogen, da sie NIE in Deutschland gespielt haben. Das Konzert in Hamburg war mega familiär und geil. Nur hätte ich gern “bessere” Fotos gemacht, als das was da rausgekommen ist… Ich hoffe sie kommen wieder, um besseres Material abzuliefern.

Dann war es schon immer Mal mein Traum gewesen “Foo Fighters” zu fotografieren. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich eine Akkredierung für deren größtes Konzert in Deutschland bekommen habe. Ich bin auch gerade erst so 1 ½ Jahre dabei in der Konzertfotografie-Branche. Da setzt man sich schon gerne unter Druck. Besonders wenn man sieht, welche MEDIEN und Fotografen dort vertreten waren. Das war auch mein größtes Konzert, dass ich bisher fotografiert habe.

Welches ich noch gern in Erinnerung habe ist: One Ok Rock. Habe sie im letzten Jahr Mal genauer unter die Lupe genommen und war begeistert und ja, dass ich dann auch gleich die Gelegenheit hatte sie kennenzulernen beim Meet & Greet, hat mich sehr von ihnen überzeugt. Mein Traum ist es dennoch sie Mal in Japan zu fotografieren, denn deren Live-Performance in der Heimat ist einfach mega!

 

HF: Lustigstes/schrägstes Erlebnis bisher im Auftrag des Hellfire? Missratene/seltsame Fotos, witzige Reaktionen einer Band vor der Kamera, ausgefallene Rahmenbedingungen oder sowas?

Jenna: Ich glaube das würde unendlich lang gehen, da irgendwie bei jedem Konzert etwas stranges oder witziges passiert. Witzig und schön ist es immer, wenn die Künstler mit der Kamera flirten 😉 Das hält man gerne fest. Ich sammle ja Augenkontaktfotos und bin da doch relativ gut bei. 😀

Ganz witzig fand ich vor kurzem Coldrain, die Vorband von “Crown The Empire”. Sie waren am Merchandise Stand aufzufinden und mittlerweile kennt man sich auch schon von früheren Konzerten. Jedenfalls hatte ich dem Sänger Masato spontan mein Foto gezeigt, was ich vor 20 Minuten von ihm geschossen hatte, weil ich es selber toll fand und er reißt die Augen auf und sagt ganz laut: “WOAAAH, THATS SO SICK! AMAZING! TAG ME ON IG!”. Alle starren uns doof an und ich dachte mir: “OKAAAY, damit habe ich auch nicht gerechnet”. Das war für mich ein mega Lob, da sie auch immer mega die geilen Fotografen mit on Tour haben und wohl schon “alles” gesehen habe und dann kam die Reaktion. Selbst die Fotografen fanden das Bild klasse. Er hat es später noch bei IG kommentiert, womit ich auch nicht gerechnet habe, aber dementsprechend happy war ich.

Weiteres witziges Erlebnis war auf einem Festival. Ich bin sehr klein und irgendwann hat sich ein sehr unsympathischer Fotograf einfach vor allen hingestellt und seine Kamera hochgehalten, dass man ihn und die Kamera die ganze Zeit auf dem Bild hatte. Da ich mich vorher immer bisschen mit den Securitys anfreunde, schien einer von ihnen dann gemerkt zu haben, dass ich die Aktion scheiße fand. Schwupps hebt mich der Security auf eines der Soundboxen und ja ich konnte gute Fotos machen, auch vom Drummer, die gerne auf hohen Bühnen verschwinden. xD Zwar nur für ein Lied, aber hey, die Aktion fand ich mega cool!

Oder auf dem Konzert von Imagine Dragons. Obwohl man mich gewarnt hat, dass die Rauchfontänen gleich losgehen, habe ich mich jedes Mal erschrocken, wenn sie losgingen. Einmal habe ich mich so verjagt, dass der Gitarrist mich ausgelacht hat und noch fragte, ob alles okay sei 😀

Zum Thema missratene Bilder… Manchmal erwischt man die Künstler sehr sehr unvorteilhaft, oder sie gucken mega witzig. Ich sag aus Spaß immer: Damit könnte man ihnen auch echt das Leben ruinieren, wenn man sie veröffentlicht. Die bleiben aber schön unter Verschluss oder werden gelöscht. Witzig sind sie trotzdem anzuschauen.

Ausgefallene Rahmenbedingungen: Uff. Es gibt hier und da blöde Verträge, aber bisher hat es mich noch nicht so schlimm erwischt. Bei The Gazette, einer japanischen Band, waren die Bedingungen echt miserabel. Meine Schwester durfte fotografieren. Jedenfalls war nur Close Up vom Sänger erlaubt, die anderen nur von Weitem. Dann wurde man nach dem ersten Lied (welches das mega kurze Intro war) aus dem Graben geworfen, denn in Japan sei dies nicht gestattet (hust Lüge)… Beim zweiten Song wurde fast nur mit Veranstalter und Management diskutiert und das letzte Lied durfte dann von hinten oben am Balkon fotografiert werden. Das war eine scheiß Aktion.

 

HF: Hat dir deine Tätigkeit als Konzertfotografin eigentlich schon Illusionen/Vorstellungen bezüglich des Musik Business genommen?

Jenna: Jein. Also ich bin selber Musikerin (privat) und ich kenne durch meine vielen Musiklehrer in meiner bisherigen kurzen Lebenszeit auch dutzende Geschichten aus dem Business. Und ich habe ja auf dem Deichbrandfestival gearbeitet, da bekam man auch immer einen schönen Einblick. Dementsprechend war ich auch vorgewarnt, dass es chaotisch, oft unfair und hart werden kann.

Was mir persönlich die Illusionen genommen hat, sind dann doch die Vorwürfe oder Sprüche, die man sich manchmal als Frau anhören darf. Es scheint wohl bei einigen nicht angekommen zu sein, dass man als Fotografin auch nur seinen Job machen möchte und nicht mehr… Ich bekam vor kurzem eine Nachricht auf Instagram, ob ich mich denn durch die Bands schlafen würde und deshalb Fotos machen darf, oder ob ich mit jemanden von der Band zusammen sei, weil ich im Graben stehe und sie ablichte, oder ob ich nur in den Backstagebereich will, um die Band zu stalken usw… Das ging mir dann doch ziemlich nahe, da ich bisher immer eine coole Zeit hatte, mit coolen Fotografen, Securitys usw. Ich habe mich dann öffentlich dazu geäußert und auch viele Geschichten von Kolleginnen gehört, die unter aller Sau behandelt wurden und will mich auch bisschen mehr mit dem Thema befassen. Es kann ja nicht sein, dass es Frauen schwerer gemacht wird, als dem anderen Geschlecht. Aber alles in einem, hatte ich bisher eine mega coole und spannende Zeit und freue mich auf noch mehr Erfahrungen und kann es auch nur empfehlen. 😀

 

HF: Du als eine unserer Kreativen in Sachen Design: welches Band-Logo geht dir so richtig auf den Keks? Für welche Band würdest du gern ein Logo entwerfen?

Jenna: Da kann ich mich nicht auf eine Band fokussieren. Gefühlt der ganze Blackmetal-Bereich hat schreckliche Logos. Ja, es gibt auch geile Ausnahmen (Thou Art Lord’s finde ich in diesem Bereich mega gelungen). Aber na ja bei den Meisten: Man kann sie nicht lesen, zu viel Schnörkel, Verzierungen und Verzerrungen, das ist für mich echt ein echtes NoGo. Auch wenn ich verstehe, dass da Kunst hinter stecken soll. Ich finde es schade, dass sich solche “starken” Bands hinter Verzierungen verstecken und nicht klar und deutlich zeigen wer sie wirklich sind! Für mich präsentiert das Logo die Band und deshalb muss es zum Genre passen, aber auch leserlich!

Es stellt sich niemand vor einem Plakat und entschlüsselt eine Stunde ein Logo. 😉 Wobei ich solch einfachen Logos wie z.B. von Lana Del Rey auch ziemlich gelangweilt finde. Ich mag Handlettering Logos, oder bisschen etwas grungiges. Es muss halt zur Band/Musiker und ihre Eigenschaften passen.

 

Interview: Katja Maeting

 

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