Gefährliche Gitarristen und überraschende Karrieren – Annisokay auf F.A.T. in Köln


Geschrieben von Katja Maeting / ©Photos by Dirk Draewe (InternetFacebookInstagram)

Luxor – Köln Seit die Termine der Fully Automatic Tour feststanden, hörte mein Chefredakteur ungefähr alle zwei Tage die Worte “Ich will zu Annisokay, ich will zu Annisokay”. Nerven kann ich echt super und so war das Hellfire Magazin bei einem Konzert dabei, das definitiv in die Geschichte der Jungs aus Halle an der Saale eingeht.

Eröffnet wurde der Abend im gut gefüllten Luxor von Rising Insane aus Bremen. Für Fans von Annisokay sind die Fünf alte Bekannte, denn beide haben im letzten Jahr schon zusammen Shows gespielt. Ich hatte die Band außerhalb davon im Dezember unter erschwerten Bedingungen live kennengelernt, wusste seither aber das sie a) was können und b) mit schwierigen Situationen klarkommen. Ersteres machte den halbstündigen Auftritt von Rising Insane zu einer angenehmen Sache und letzteres sollte sich im Laufe des Abends als äußerst hilfreich erweisen. Mit ihrem Metalcore der etwas härteren Ausprägung gaben die Jungs ab der ersten Sekunde Vollgas und ließen sich auch durch ein kaputtes Mikro nicht ausbremsen. Frontmann Aaron organisierte sich im fließenden Übergang ein neues Arbeitsgerät und heizte dem Publikum ordentlich ein. Für die Setliste konnten die Jungs aus dem Vollen schöpfen, hatten sie doch 2017 ihr Debüt-Album „Nation“ veröffentlicht und dieses Jahr schon zwei Singles nachgeschoben, die richtig Bock machen. Als Belohnung für den schweißtreibenden Einsatz auf der Bühne legten die ersten Reihen vor selbiger schnell die Zurückhaltung ab und brachten etwas Bewegung in den Abend. Auch wenn Rising Insane den Club noch nicht zum Kochen gebracht hatten, die Temperaturkurve hatten sie deutlich nach oben geschraubt. Entsprechend kuschelig hatte es die nächste Band dann sowohl von den Grad-Zahlen als auch vom Stimmungslevel her.

Über I Set My Friends Of Fire wusste ich im Vorfeld nicht viel – außer dass sie einen ziemlich eigenen Stil haben und auf positive Art bekloppt sind. Beste Voraussetzungen also, um neue Fans zu gewinnen. Waren Annisokay vor ein paar Wochen noch als Support für die Jungs aus Miami in den USA unterwegs, revanchierten sich die Fünf jetzt in umgekehrten Reihenfolge, pflügten das von Rising Insane bereitete Feld nochmal kräftig um und brachten das Publikum schon nach kurzer Zeit zum Springen und Abfeiern. Da den Amerikaner dies aber noch nicht ausreichte, bekamen die Leute vor der Bühne kurzerhand ein Zucker-Doping verpasst – es gab Honig direkt aus der Flasche. Dass die übliche Tourbus-Seuche anscheinend nicht alle Bandmitglieder verschont hatte, merkte man keine Sekunde. I Set My Friends On Fire brachten eine unglaubliche Energie auf die Bühne, die sich zusehends auf das Publikum übertrug. Auch wenn zumindest ich die Texte von Shouter Matt nicht immer verstanden habe, Bock macht der Sound der Jungs auf jeden Fall. Tour-Fotograf Felix, der Annisokay schon in Amerika begleitet hat, ist seither nicht nur Fan von ISMFOF und ziemlich textsicher, sondern macht sich auch als deren zweiter Shouter ziemlich gut. Dieses ungeahnte Talent zeigte er auch diesmal und performte mit den Jungs zusammen überraschend gelungen einen ihrer Songs. Den begeisterten Applaus des Publikums hatte er sich damit auf jeden Fall verdient. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch keiner ahnen, dass Felix seinen eigentlichen Job – zumindest für diesen Abend – bald schmeißen würde.

Nach zügigem Umbau war es dann endlich Zeit für Annisokay. Hatte man vorher zumindest noch minimalen Bewegungsradius im Bereich vor der Bühne, wurde es nun endgültig kuschelig und die Betriebstemperatur war definitiv erreicht. Die Jungs hatten eine Setliste vom feinsten im Gepäck und präsentierten nicht nur ihr neues Werk „Arms“, sondern auch die Fan-Lieblinge der vorherigen Alben. „Coma Blue“ eröffnete den hemmungslosen Party-Teil des Abends. Shouter Dave tobte gewohnt energiegeladen über die Bühne und feuerte zwischendurch das Publikum immer wieder an. Eigentlich unnötig, denn ab den ersten Tönen des nachfolgenden „What’s Wrong“ war die vordere Hälfte des Luxor dauerhaft ein actiongeladener Pit, der von Songs wie „Smile“ und „Carried Me Away“ noch weiter aufgepumpt wurde. Nach letzterem kam es zu einem ungeplanten und auf den ersten Blick harmlosen körperlichen Aufeinandertreffen von Shouter und Clean Sänger, aber anscheinend hatte der im Vergleich eher schmächtige Christoph beim Riesen Dave eine Sollbruchstelle erwischt. Bei „Fully Automatic“, einem Song mit vielen cleanen Passagen, fiel zuerst nur der fehlende 2-Meter-Wirbelwind auf, aber irgendwann wurde allen klar, dass die reingrätschenden Shouts definitiv nicht mehr kommen würden – zumindest nicht vom originären Job-Inhaber. Spontan griff Sänger Christoph zur naheliegenden Lösung und rief etwas hilflos „Felix“ ins Mikro. Dieser flitzte ohne Zögern auf die Bühne und brachte den Song gekonnt zu Ende. Auch wenn er nach eigener Aussage stimmlich angeschlagen und nicht textsicher war, stand seine Karriere somit fest, denn Dave musste mit einer ausgekugelten Schulter ins Krankenhaus. Das Publikum hatte definitiv nichts am shoutenden Fotografen auszusetzen, sondern feierte begeistert die improvisierte, aber trotzdem gelungene Fortsetzung des Abends. Und mit Songs wie „Loud“ „Naked City“ und „D.O.M.I.N.A.N.C.E.“ standen noch einige Herausforderungen auf dem Programm, die sich Aushilfe Felix und Profi-Aushilfe Aaron von Rising Insane dann teilten oder auch zusammen performten. Zum Abschluss dieses außergewöhnlichen Abends verwandelten Annisokay den ernsten Song „Sea Of Trees“ in eine Hymne an die Lebensfreude und holten das Publikum auf die Bühne. Band und Zuschauer verschmolzen dabei endgültig zu einer Einheit und sangen dann auch noch den letzten Song „Sky“ zusammen.

Dieser Abend im Luxor fällt wohl für Bands, Fotograf und Publikum in die Kategorie unvergesslich. Für mich war es auf jeden Fall das Konzerterlebnis des Jahres. Annisokay haben trotz der Sorge um ihren Freund und Shouter eine tolle Show gespielt, die beiden Ersatz-Frontmänner waren eine würdige Vertretung, haben die Stimmung immer weiter angeheizt und das Publikum hat diesen Einsatz voller Begeisterung und mit viel Liebe belohnt. Nach der Show meldete sich Dave Grunewald über Instagram und gab Entwarnung für die bevorstehenden Gigs, diese können wie geplant stattfinden. Bleibt nur die Frage, ob Vertreter Felix das Mikro freiwillig wieder hergibt. 😉

Hier geht’s zu den Fotogalerien:
27.10.2018 – Rising Insane live @ Luxor in Köln
27.10.2018 – I Set My Friends On Fire live @ Luxor in Köln
27.10.2018 – Annisokay live @ Luxor in Köln

In Kürze gibt es bei uns noch ein Interview mit Norbert und Nico von Annisokay, welches wir vor dem Konzert geführt haben.

Weitere Infos:
Rising Insane bei Facebook     Rising Insane bei Instagram
ISMFOF bei Facebook              ISMFOF bei Instagram
Annisokay bei Facebook          Annisokay bei Instagram

Speichere in deinen Favoriten diesen permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.