Eisregen – Leblos

© Eisregen

 

Geschrieben von Marco Gräff
Band: Eisregen
Album: Leblos
Genre: Dark / Extreme Metal
Plattenfirma: Massacre Records
Veröffentlichung: 19.06.2020

 

Mit ihren expliziten, morbiden und verstörenden Texten haben es EISREGEN aus Thüringen dem Hörer noch nie wirklich leicht gemacht. Drei Alben sind deshalb auch bisher auf dem Index gelandet. Doch das stört die Band nicht im Geringsten. Im 25. Jahr und mit dem 14. Album LEBLOS geht es nahtlos im Takt weiter und man singt, wie man es von EISREGEN kennt, über Kannibalismus, Nekrophilie, Horror, Mord und Totschlag.

Dass man das alles nicht so zu ernst nehmen sollte versteht sich in diesem Falle von selbst und hilft auch beim Hören der Songs. Auch wenn die direkten Texte selten Raum für Fantasie oder Interpretation lassen. Manche sind gar nah am Rande der Gewaltverherrlichung. Aber die Fans stehen und warten darauf, wenn es z. B. wie in Erstschlag heißt “Kugel ins Hirn – grad durch die Stirn, Sicher ist sicher, schieß noch mal, Erlös das Fleisch von seiner – Qual.

Noch ein Beispiel gefällig? Aus dem Titelstück Leblos: “Die Augen starr, Weit aufgerissen, Die Lider zum Teil abgebissen. So mag ich es, So soll es sein, So ist sein Körper für mich rein.” Noch besser wird es bei Mutter schneidet oder auch Drauß’ vom Häuten komm’ ich her. Da muss man sich doch manchmal fragen, was einen Menschen dazu bringt solche Texte zu schreiben. Schwarzer Humor hin oder her.

Doch kommen wir zum Musikalischen. Da verhalten sich EISREGEN ebenfalls wie in den letzten Jahren. Extremer Metal, irgendwo in der Schnittmenge von Death und Black Metal, Gothic Metal und ‘Rammstein’. Die Violine ist auch mittlerweile ein Markenzeichen im Sound der Band und wird immer wieder gezielt eingesetzt.

Der Opener Ruhet sanft kommt sogar als schauriges, langsames Schlaflied ums Eck und zeigt die Thüringer von der ruhigen und schon harmlosen Seite. Pechschwarz im Anschluss schraubt den Härtegrad dann gleich um einiges nach oben. Der Gesang von Michael “Blutkehle” Roth ist hier äußerst variantenreich, der Refrain schon fast eingängig und lädt zum Tanzen ein. Mit Erstschlag führen uns EISREGEN dann zurück in deren Black Metal Vergangenheit und ich muss sagen, sie können es immer noch.

1000 Jahre Nacht ist ein ruhiger Vertreter mit Violine, Leblos bringt ein wenig Folk Touch mit, allein mit dem (in meinen Augen) unpassenden Video (da am Thema vorbei?) komm ich nicht klar. Schlachtraum erinnert stark an ‘Rammstein’, und ich frage mich nun ständig: Wer ist Bernd? (“Der Kerl hat stets allein gelebt, Keine Frau, die ihn begleitet, Niemand kann sein Werk versteh’n, Und welcher Teufel ihn da reitet“)

Und so geht es dann genüsslich weiter, mal schneller, mal langsamer, mal schockierend, mal schmunzelnd. 50 Minuten EISREGEN in Perfektion, wo Mutter schneidet und Drauß’ vom Häuten komm’ ich her das Sahnehäubchen bilden. Doch die Thüringer können es auch anders. Anlässlich des 25. Bandjubiläums gibt es als Bonbon eine EP als Bonus CD, bzw. limitierte 7″ als Zugabe. “Die Räudigen Rennsteigrebellen” bietet uns vier Songs zum Saufen und Feiern, ohne dabei den eigensinnigen Humor EISREGEN‘s vermissen zu lassen. Zwar gewöhnungsbedürftig, aber nach zwei Litern Köstritzer und reichlich Nordhäuser Doppelkorn läuft auch das von alleine.

Abgesehen davon also nix Neues aus dem tiefen Keller von EISREGEN. Man agiert gewohnt kompromisslos und scheut auch diesmal nicht die Konfrontation mit der BPjM. Das Vorgängeralbum “Fegefeuer” war da doch um einiges harmloser und schaffte es immerhin in die Top 20 der deutschen Albumcharts. Das geht es mit LEBLOS dieses Mal sicher weiter nach vorne. Denn mit dem 14. Album haben EISREGEN eines der besten Alben der Karriere abgeliefert. Nicht neu, nicht überraschend, aber auf den Punkt und durchweg stark. Darauf erst mal ne echte Rostbratwurst. Und ein Bier. Prost!

von mir gibt es 8 von 10 Hellfire Punkten

 

Tracks:

01 – Ruhet sanft
02 – Pechschwarz
03 – Erstschlag
04 – 1000 Jahre Nacht
05 – Leblos
06 – Schlachtraum
07 – Atme Asche
08 – Mein Leichenwerk
09 – Wangenrot
10 – Mutter schneidet
11 – Drauß’ vom Häuten komm’ ich her

Bonus CD – “Die Räudigen Rennsteigrebellen”

01 – Deutsches Bierlied
02 – Grünes Herz
03 – Wenn es draußen dunkel wird
04 – Zeit zu Saufen

 

Line-Up:

M.Roth – Gesang
Yantit – Gitarren, Drums, Programmierung
M.Stock – Bass, Leadgitarren
Frau N.Feind – Violine

 

Weitere Infos:

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