Dyecrest – Once I Had A Heart

© Dyecrest

 

Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Dyecrest
Album: Once I Had A Heart
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Rockshots Records
Veröffentlichung: 29.09.2023

Mehr als fünf Jahre haben die finnischen Melodic Metaller DYECREST ihre Fans auf Album Nummer vier warten lassen, doch nun geht “Once I Had A Heart” an den Start. Etwas irritiert war ich im Vorfeld ob des Sänger-Wirrwarrs: auf der neuen Scheibe ist noch Mikael Salo (ex- Metal De Facto) zu hören, dieser wurde aber mittlerweile durch Heidi Aaltonen abgelöst, die Anfang August ihre Live Premiere mit der Band hatte. Das Album ist jedoch ihrem früheren Sänger Kimmo Blom gewidmet, der im Herbst vergangenen Jahres verstorben ist, allerdings noch drei Songs des Albums mitgeschrieben hat und auf dem Album als Background Sänger zu hören ist.

“Once I Had A Heart” ist definitiv ein Album, das gar nicht so leicht in eine der gerne genommenen Kategorien einzuordnen ist. Natürlich bewegen wir uns im Metal Bereich, und natürlich ist könnte ich auch einfach das Wort “Melodic” davorsetzen, aber damit würde man der Scheibe in Gänze nicht gerecht werden. Allein im Vergleich zwischen dem Opener “Sacred Sleep” und dem (offiziellen) Schluss-Track “Fire From Your World” liegen gefühlt Welten.

Besagtes “Sacred Sleep” ist nicht nur musikalisch schwer zu verdauen, auch inhaltlich ist die Nummer alles andere als leichte Kost, denn der Song basiert auf der Tragödie von Jonestown im Jahr 1978, als der amerikanische Fernsehprediger Jim Jones seine eigene Sekte “Peoples Temple” gegründet hatte. Am Ende ermordeten Jones und seine Anhänger 909 Menschen, darunter über 300 Minderjährige (auch sehr kleine Kinder und Babys) bzw. trieben sie in den Selbstmord. So dramatisch wie seine Thematik ist auch der Song selbst, denn dieser kombiniert schwere Riffs mit melodischen Gitarrenparts und einigen überraschenden Wendungen, gepaart mit teils sehr theatralischen Vocals und einigen progressiven Elementen. Die kurzen Sprechpassagen von Jim Jones am Anfang und am Ende des Songs stammen von den Tonbändern, die während des Massakers aufgenommen wurden und die dem Track eine besonders bedrückende Atmosphäre verleihen.

“Fire From Your World”, mit über sieben Minuten das längste Stück des Albums, kommt lange Zeit als gefühlvolle Ballade daher, ehe diese im letzten Drittel an Dynamik zulegt und sich zu einem epischen Midtempo Track wandelt. Bei den dazwischen befindlichen Stücken lassen sich diverse andere Bands als Referenz heranziehen, was die Vielseitigkeit von DYECREST umso mehr unterstreicht. Der Titeltrack beispielsweise ist in mittleren Tempogefilden gehalten und weist aufgrund seiner leicht melancholischen Untertöne gewisse Amorphis-Vibes auf, auch wenn man die beiden Frontmänner natürlich nicht miteinander vergleichen kann.

“Oathkeeper” übernimmt nicht nur rifftechnisch die Aggressivität eines Iced Earth Songs, sondern stellt auch thematisch eine Verbindung zu den US Power Metallern bzw. einem ihrer Mitglieder her. Songs wie “Face The Light” und “Colder” sind Melodic Metal Stücke par excellence und erinnern Dank der Harmonien und des Gesangs ein wenig an Sonata Arctica. Das flotte “Read My Mind” ist zwar ebenfalls hochmelodisch geraten, jedoch wählt Mikael Salo hier teils tiefere Tonlagen, so dass mir hier eines der neueren Stücke unserer Ruhrpott Metaller Rage in den Sinn kommen.

In welcher Album Fassung die drei vorliegenden Bonus Tracks erhältlich sind, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, bei zwei dieser Songs (“Failed One” und “Hollow”) handelt es sich um Neueinspielungen des “This Is My World” Albums aus dem Jahr 2005, die seinerzeit vom verstorbenen Kimmo Blom eingesungen wurden und auf denen nun der ausgestiegene Mikael Salo zu hören ist. Die drei Stücke bewegen sich stilistisch in ähnlichen Gefilden wie die Songs in der Album-Mitte, wobei “Hollow” sicherlich als härtester Track durchgeht, und fügen sich bestens in die Tracklist ein.

Egal, welches Genre Etikett man DYECREST nun anheften möchte, Fans der erwähnten Referenz-Bands sei das Album wärmstens ans Herz gelegt. Und wenn ihr die Möglichkeit habt, legt euch die Version mit den Bonus Titeln zu, es lohnt sich!

Von mir gibt es 8,5 von 10 Hellfire Punkten.

Tracklist:

  1. Sacred Sleep – 5:23
  2. Man Made God – 4:00
  3. Once I Had A Heart – 5:29
  4. Oathkeeper – 4:33
  5. Face The Light – 5:07
  6. Read My Mind – 4:18
  7. Colder – 3:39
  8. The Final Act – 4:15
  9. Fire From Your World – 7:10
  10. Dreaming Of Vengeance (Bonus Track)
  11. Failed One (Bonus Track)
  12. Hollow (Bonus Track)

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Video zu “Colder”

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