Velvet Viper: Es kam wie der Tod, als wir uns trennten (Jutta Weinhold)

© Velvet Viper

Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir dem Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen.

Wir vom Hellfire bemühen uns, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); dem Musiker obliegt es, nach seinem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.

Anlässlich der Wiederveröffentlichung der Alben „From Over Yonder“ und „Pilgrimage“ für uns ein guter Grund, mit Sängerin Jutta Weinhold von Velvet Viper noch einmal einen Blick in die Vergangenheit zu tun.

 

 

HF: Jutta, ich habe das Gefühl, dass Velvet Viper mit Massacre Records endlich angekommen sind. Nicht nur, dass Ihr mit Eurem letzten Album „The Pale Man Is Holding A Broken Heart“ einen guten Einstieg bei Massacre gemacht habt, durch die Wiederveröffentlichung der beiden „Zed Yago“ Alben unter dem Banner von Velvet Viper (übrigens haben die Cover der Alben die Farben getauscht: From Over Yonder war damals blau, Pilgrimige braun – keine Ahnung, ob das etwas zu bedeuten hat), scheint sich ein Kreis für die Band zu schließen.
Ich denke, Ihr seid mehr als glücklich; gab es Probleme, die beiden Alben als Velvet Viper wieder zu veröffentlichen?

In the beginning…. Zed Yago starten durch © RCA

Jutta: na ja es wäre ja noch schöner, wenn ich es als Zed Yago machen könnte. Aber Du und sicher auch Deine Leser kennen die traurige Geschichte. Ich habe den Namen erfunden und auch die Band gegründet. Wir hatten damals eine GBR – Gesellschaft des Bürgerlichen Rechts- und alles was man in eine GBR einbringt bleibt bei der Mehrheit.
Es kam wie der Tod, als wir uns trennten. Ich hatte kein privates Copyright für den Namen Zed Yago und so war mein Baby gestorben. Ich darf nicht mehr den Namen benutzen. Allerdings habe ich die Texte geschrieben und einen Teil der Musik und hatte den Deal mit der Plattenfirma und so fiel mir das alleinige Recht zu, die Songs und das Video zu benutzen.
Ein kleiner Trost für den tragischen Verlust von Zed Yago.
Das Leben geht weiter und heute mehr als 30 Jahre danach bringen wir die beiden Platten als Remaster noch mal ans Tageslicht. Es gab auch viele Leute, die immer wieder mal danach gefragt haben: Jutta bring doch wieder mal die beiden Alben heraus.
Der Alex Krull vom Mastersound Studio hat auch wirklich ein super gutes Remaster hergestellt.
Der Farbwechsel der Platten ist Zufall und hat nichts Bestimmtes zu bedeuten. Aber cool, dass Dir das aufgefallen ist. Ich dachte, das Schiff und der Fliegende Holländer passen doch bestens zum Konzept. Hast Du gesehen, dass vorne am Bug mein alter Freund Bubi ist -smileguck (Tatsächlich, Bubi habe ich wirklich übersehen, Schande über mich – Jörg).

 

HF: Ich weiß noch, als mich Euer damaliger Manager Willi Wrede angerufen hat und mir von seinen neuen Schützlingen Zed Yago vorgeschwärmt hat. Und er hat nicht umsonst geschwärmt: mich hat „From Over Yonder“ auch sofort gepackt. Obwohl Ihr ja Songs von „From Over Yonder“ im regulären Live-Set habt; ist die Wiederveröffentlichung des Debüts emotional speziell für Dich noch mal ne Schippe oben drauf? Ich kann mir vorstellen, dass Du Dich im Vorfeld des Re-Release noch einmal sehr intensiv mit den Songs auseinandergesetzt hast. Welche Emotionen kamen da in Dir hoch?

Jutta: Ja Emotionen pur, manchmal merkt man ganz spät -oder zu spät- was man verloren hat. Aber Klagen ist nicht. Manchmal ist die Welt ein Jammertal manchmal aber auch nicht. Es geht immer weiter.
Als ich jetzt die ersten Single-Veröffentlichungen von dem Remaster gehört habe, hatte ich Gänsehaut und Herzklopfen….
Ich habe an die Zeit damals gedacht und an meinen Freund, R.I.P. Bubi The one and only Schmied, auch an Tatch und Gunnar ….. und an diese bandfreundlichen Jahre überhaupt. Wir hatten echt good Times und leider, leider auch bad Times.
Um nochmal auf das Re-Release zurückzukommen. Wir haben ja immer die Zed Yago Songs in der Velvet Viper Setliste. Es passt…..das geht einfach nicht anders und die Band sieht das genauso. Ich bin halt eine Frau mit Vergangenheit -smile-
Da Bubi nicht mehr dabei sein kann bei Velvet Viper, habe ich ein kleines Lied für ihn geschrieben. Ist als Bonustrack auf der CD. „ The Schmied“ Als Erinnerung an ihn und an seine „Kurzgeschichtensnare“.

 

Das Ende von Zed Yago und der Anfang von Velvet Viper. Jutta Weinhold 1990

HF: Ich kann mich noch genau daran erinnern, als sei es gestern gewesen, dass Du am 28.11.1990 beim Konzert in der Kölner Live Music Hall sehr deprimiert warst. Diese Tour zusammen mit Sinner und Gypsy Kyss war noch unter dem Zed Yago Banner angekündigt worden, und dann kurzfristig auf Grund einer einstweiligen Verfügung als Velvet Viper gelaufen/laufen müssen. Auf der Bühne hat man Dir das nicht angemerkt, da warst und bist Du halt Profi. Vermitteln Dir die Wiederveröffentlichungen vielleicht mit reichlich Verspätung so eine Art schicksalshafte Genugtuung und Bestätigung, auf die Du dreißig Jahre warten musstest?

Jutta: ach wie sad war das damals, als die einstweilige Verfügung kam mitten auf der Tournee. Ich hätte eigentlich sterben können. Es war so schrecklich und da habe ich gemerkt, dass man immer viel mehr Energie hat als man denkt.
Ich war damals dabei einen Song zu schreiben: Velvet Viper und habe dann kurz entschlossen ihn als Bandname benutzt. Oh Mann, was für ein Wahnsinn.
Dass Du Dich noch daran erinnerst Jörg…..
Aber ich musste ja nicht dreißig Jahre mit einer VÖ warten. Es wäre auch früher möglich gewesen, aber irgendwie war gerade jetzt mit Massacre die Zeit reif.

 

HF: Ohne das irgendwie despektierlich zu meinen: wir beide sind ja inzwischen die Dinosaurier im Metal Zirkus: Du als Sängerin, ich als unmaßgeblicher Schreiberling und Fotograf.
Für mich erscheinen die dreißig/vierzig Jahre wie im Flug vergangen zu sein, obwohl, oder vielleicht weil sich die Szene extrem weiterentwickelt hat. Sind für Dich die einzelnen Phasen deiner Musiker-Karriere alle noch präsent oder sind einige inzwischen verblasst und haben für Dich an Wichtigkeit eingebüßt?

Jutta: Ja, Dinosaurier…. ich habe vor ein paar Wochen mit Udo Lindenberg korrespondiert und er meinte wir sind Aliens…..das passt auch.
Tja, im Oktober werde ich 73 und Jörg es geht immer weiter.
Aber zurück zur Frage: Die Zeit ist wirklich wie im Fluge vergangen. Seit 1969 als ich das Dorf und den Weinbauernhof von meinen Eltern verlassen habe. Es war meine Kulturrevolution, die Rockmusik und ich wollte immer ein Teil vom Ganzen sein, ein Teil von dieser einzigartigen Rockfamilie. Es hat geklappt 51 Jahr bereits und es geht immer weiter.
Danke an meine Eltern für die Gene und danke Rock ‘n roll für den Spirit -smile-
Ich denke jede Phase war wichtig für meine Entwicklung. HAIR Jesus Christ Superstar, Udo Lindenberg, Jutta Weinhold Band ect.
Bis ich 1985 die Idee meines Lebens hatte ZED YAGO.
Es dauert eine Weile bis man die Musik machen kann, die der eigenen Mentalität entspricht.
Man küsst ja auch viele Frösche bis sich der Prinz zeigt. -smile-

 

Velvet Viper 2020 © Velvet Viper

HF: Corona hat auch Euch in eine Zwangspause gezwungen, die Ihr aber mit Aufnahmen für Euer neues Album genutzt habt. Wie entwickelt sich die neue Platte? Habt Ihr einige Dinge zu den bisherigen Scheiben verändert, und wenn ja was? Und last not least: wie sieht Eure Planung in der Zukunft aus, vorausgesetzt, die Corona Beschränkungen lassen auch wieder Konzerte mit Publikum zu?

Jutta: Keine Gigs und dabei liebe ich die Gigs, die Bühne, das Publikum….. ich falle doch immer in einen Jungbrunnen und bleibe eine ganze Weile dort…..
Corona hat erst mal alles gecancelt. Wir konnten ein paar Gigs in den Herbst verlegen, aber ob die stattfinden, keiner weiß es…… Wir müssen alle diszipliniert sein, Maske tragen, Abstand halten ect….. Es ist eine Seuche und man darf das nicht unterschätzen.

Auf jeden Fall nutzen wir die Zeit und arbeiten an der neuen CD. Dieses Mal spielt auch das live-Line Up die Platte mit. Micha Fromm an den Drums und Johannes
Horas Möllers am Bass.
Holger Marx und ich haben die Songs geschrieben und es wird der Hammer, heavy metallisch und schnell……
Wir sind ununterbrochen am Jagen, schaukeln uns in die Höhen und in die Fernen, mal sagen: je oller je doller -smile- Massacre wird im Frühjar 2021 veröffentlichen.

 

Dir vielen Dank für Deine Zeit und Dir und Deiner Band viel Erfolg weiterhin.

Jutta: ich bedanke mich für Dein Interesse lieber Jörg. Wir kennen uns schon so lange und ich freue mich immer, wenn ich Dich auf einem Gig sehe.

 

Interview: Jörg Schnebele

 

Mehr Infos:

https://www.facebook.com/VelvetViper

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