Autoscopy – The third man factor

© Autoscopy

 

Geschrieben von: Johannes „Jojo“ Knopp
Band: Autoscopy 
Album: The third man factor
Genre: Industrial Metal
Plattenfirma: Intependent
Veröffentlichung: 13.06.25

 

Autoscopy“ stammen aus Łódź, Polen und bewegen sich musikalisch zwischen Industrial, Darkwave, EBM und Metal. Die Band erschafft düstere Klangwelten, die sich mit Themen wie Identitätskrisen, Selbstkonfrontation und psychologischen Abgründen auseinandersetzen. Der Albumtitel basiert auf dem Third Man Factor, einem psychologischen Phänomen, bei dem Menschen in extremen Stresssituationen das Gefühl haben, dass sie eine unsichtbare Präsenz begleitet und unterstützt. „Autoscopy“ nutzen dieses Konzept als Metapher für innere Kämpfe und die Suche nach Orientierung in schwierigen Zeiten.

Interessanterweise wurde das Album stark von Nine Inch Nails, Talking Heads und moderner Popmusik beeinflusst. Diese Einflüsse sind nicht direkt hörbar, prägen aber die Songstrukturen und die Produktion. Vielleicht erklärt dies, warum die Musik eine Mischung aus Industrial-Härte und melodischer Eingängigkeit besitzt.

Das Album beginnt mit „Pain is real“, einem intensiven Opener, der mit hämmernden Beats und verzerrten Gitarren eine bedrohliche Atmosphäre erschafft. Der Song zieht den Hörer direkt in die emotionale Dunkelheit des Albums, thematisiert das unausweichliche Gefühl von Schmerz und die Konfrontation mit der eigenen Realität. Mit „Drop The Act“ folgt ein treibender Track, dessen mechanische Rhythmen und aggressive Vocals eine fast bedrohliche Energie entfalten. Inhaltlich geht es um das Ablegen von Masken und das Akzeptieren der eigenen Identität – ein Thema, das sich durch das gesamte Album zieht. Die Mischung aus Industrial und Metal macht diesen Song besonders eindringlich.

„He is me“ setzt auf eine hypnotische Struktur, in der kalte Synthesizer auf verzerrte Gitarren treffen. Der Song reflektiert das Gefühl der Selbstentfremdung und die Angst, sich selbst nicht mehr zu erkennen. Die düstere Atmosphäre wird durch die monotonen, fast Mantra artigen Vocals verstärkt, die die beklemmende Stimmung zusätzlich unterstreichen. Mit „Lover“ wird das Tempo etwas gedrosselt, doch die Intensität bleibt bestehen. Der Song kombiniert melancholische Melodien mit harschen elektronischen Elementen und erzählt eine Geschichte über obsessive Liebe und emotionale Abhängigkeit. Gesanglich erinnern einige Passagen an Marilyn Mansons melancholische, aber gleichzeitig bedrohliche Tonalität.

„Touch of reality“ gehört zu den herausragenden Tracks des Albums. Treibende Beats und verzerrte Soundlandschaften sorgen für eine nervöse Energie, die sich durch das gesamte Stück ziehen. Die Konfrontation mit der Wahrheit und die Schwierigkeit, sich der Realität zu stellen, werden hier in einer kompromisslosen Soundkulisse umgesetzt.

Mit „Urge for control“ erreicht die rohe Energie des Albums ihren Höhepunkt. Harte Gitarrenriffs und elektronische Störgeräusche verstärken das Gefühl eines inneren Kampfes – intensiv und unnachgiebig, als würde der Song sich selbst gegen die eigene Existenz auflehnen.  Den Abschluss bildet „Till Death do us part“, ein düsterer und atmosphärischer Track, der mit schweren Basslinien und verzerrten Vocals eine fast apokalyptische Stimmung erzeugt. Der Song behandelt die Unausweichlichkeit von Bindungen und die dunkle Seite von Versprechen – ein fesselndes Finale, das nachhallt.

Mit „The third man factor“ liefern „Autoscopy“ ein intensives, düsteres und emotional aufgeladenes Debütalbum. Die Mischung aus Industrial, Metal und elektronischen Elementen schafft eine einzigartige Klanglandschaft, die sich tief in die Psyche gräbt. Dennoch fehlt „Autoscopy“ manchmal die rohe, organische Kraft traditioneller Metal-Produktionen.

Elektronische und industrielle Elemente dominieren das Soundbild, erzeugen eine kalte, mechanische Intensität – doch echte, riffgetriebene Gitarrenwände, wie sie Fear Factory oder Godflesh einsetzen, sind hier weniger präsent. In zukünftigen Releases könnte die Band stärker in Richtung Industrial Metal gehen und mit kräftigeren Gitarrenriffs und brachialen Breakdowns eine noch engere Verbindung zur Metal-Welt schaffen. Gerade wenn sie den klanglichen Druck klassischer Ministry- oder Rammstein-Stampf-Riffs mit ihrer düsteren Atmosphäre verbinden, könnte das ein echtes Brett werden.  

Ich vergebe deshalb 7,5 von 10 Hellfire Punkten für ein sehr interessantes Debüt aber mit noch gehörig Luft nach oben, wenn sie die Metalklippen weiter erklimmen möchten.

 

Tracklist:

01 – Pain is real
02 – Drop the act
03 – He is me (version)
04 – Lover
05 – Touch of reality (version)
06 – Urge for control
07 – Till death to us part

 

Weitere Infos:

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