Geschrieben von: Klaus Saalfeld
Band: Tungsten
Album: Bliss
Genre: Melodic Metal
Plattenfirma: Arising Empire
Veröffentlichung: 17.06.2022
Das Johansson’sche Familienunternehmen TUNGSTEN geht in die dritte Runde. Rund anderthalb Jahre nach “Tundra” präsentiert das um Sänger Mike Andersson komplettierte Vater/Sohn Quartett ihre neue Scheibe “Bliss”. Die Texte sind diesmal düsterer ausgefallen, aber sie konzentrieren sich immer noch auf Dinge, mit denen sich alle auf die eine oder andere Weise identifizieren können. Frontmann Andersson zur Entstehung des Albums: “Es kam alles ganz natürlich. Die Aufnahmen dieses Albums haben uns wirklich in ein Gefühl der Glückseligkeit versetzt. Nick & Karl, die die Musik geschrieben haben, haben auf ‘Bliss’ wirklich ihre Fähigkeiten und musikalischen Talente mit neuen Ideen unter Beweis gestellt, die aber noch immer auf dem Genre basieren, das wir von Anfang an in der Band etabliert haben.”
“In The Center” startet überraschend mit tuckernden, schweren Riffs, ehe sich der Song zumindest in den Strophen Richtung Modern Metal (inkl. harschen Vocals) wandelt, im Chorus hingegen ist alles gewohnt akkurat und eingängig und dürfte den Zugang zu dieser Nummer nachhaltig erleichtern. “Dreamers” ist von Beginn an so etwas wie das genaue Gegenteil, von einer fluffigen Synthie Line angetrieben und mit einer leichten Folk Note verbreitet der Track richtig gute Laune, auch wenn die Hooks schon mal ausgeprägter waren. “March Along” klingt mit seinem Synthie Groove beinahe wie eine Light-Version von Marilyn Manson, aber spätestens beim Refrain betreten die Schweden wieder gewohntes Terrain. Beim getragenen “Heart Of Rust” finden sich abermals Folk Einflüsse im ansonsten gewohnten TUNGSTEN-Sound wieder, für Abwechslung sorgt zumindest die zum Ende des zweiten Chorus eingestreute Kopfstimme von Karl Johansson.
Wer schon immer eine Abneigung gegen Cheesyness im Melodic Metal hatte, dürfte mit dem Doppel “Come This Way” und “Over The Sea” seine persönliche Höchststrafe erhalten. Erstgenannter fährt übelst klebrige Synthi Sounds auf, die ehrlicherweise schon etwas nerven und ein wenig an Pain’s “Shut Your Mouth” erinnern, während sich letztgenannter als schunkelfreudige Folk Hymne entpuppt. Wen das nicht abschreckt, bekommt zwei echte Ohrwürmer serviert, die ihn garantiert einige Tage lang begleiten werden. Als ob die Skandinavier sich selbst vom Zuckerschock befreien wollen, wird der Titeltrack von einem schwer-düsteren Industrial Beat angeführt, bei denen einige Sequenzen aus Rammsteins “Deutschland”-Video zu stammen scheinen. Auch Textzeilen in sieben unterschiedlichen Sprachen sorgen für einen Überraschungsmoment, lediglich im Refrain gibt man sich gewohnt melodisch.
“Wonderland” bekommt nicht nur ein wenig mehr Dynamik eingehaucht, auch der Wechsel aus Klargesang und Growls im Chorus sorgt für einen zusätzlichen Farbtupfer. Mit “Afraid Of Light” und “Eyes Of The Storm” folgen zwei weitere tanzbare Folk-Metal Song mit griffigen Hooklines, und “Northern Lights” beschließt das Album gekonnt mit einer balladesk-epischen Hymne.
Wie so viele Bands im Melodic Metal Bereich dürften TUNGSTEN auch mit “Bliss” polarisieren. Die einen werden aufgrund der zahlreichen treffend arrangierten Melodielinien frohlocken, die anderen angesichts der teils arg süßlichen Refrains genervt mit den Augen rollen. Die Wahrheit liegt vermutlich wie immer irgendwo dazwischen, vieles auf “Bliss” ist sehr gelungen, zudem haben es die Schweden geschafft, hinreichend Abwechslung zu schaffen, ohne die Stammhörerschaft zu verprellen. Gut Unterhaltung ist aber in jedem Fall garantiert.
Von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire-Punkten.
Trackliste:
- In The Center
- Dreamers
- March Along
- Heart Of Rust
- Come This Way
- On The Sea
- Bliss
- Wonderland
- Afraid Of Light
- Eyes Of The Storm
- Northern Lights
Line Up:
Mike Andersson: Gesang
Nick Johansson: Gitarre
Karl Johansson: Bass, Keyboards; Growls
Anders Johansson: Drums
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