
© Sceptor
Geschrieben von: Tim Karow
Band: Sceptor
Album: Wrath Of The Gods
Genre: Heavy Metal
Plattenfirma: Metalizer Records
Veröffentlichung: 03.10.2025
Ich geb’s offen zu: Bei meiner ersten Besprechung von „Wrath Of The Gods“ war ich wohl etwas zu streng unterwegs. Vielleicht lag’s an der Tagesform, vielleicht daran, dass man in der heutigen Flut an Releases manchmal zu schnell urteilt, aber nachdem das Album nun ein paar Runden mehr durch meine Boxen gedreht hat, muss ich meine Meinung ändern. Sceptor haben hier ein richtig starkes Stück klassischen US-Heavy Metals und New Wave Of British Heavy Metal abgeliefert.
Die Geschichte der Band ist ja fast schon legendär chaotisch. 2009 gegründet, 2012 das Debüt „Take Command!“ , dann Funkstille, 2019 Wiederauferstehung, 2021 „Rise To The Light“ (Diese Platte haben wir auch rezensiert) . Und dann kam alles Mögliche dazwischen. Pandemie, Schicksalsschläge, Label-Turbulenzen… Eigentlich hätte das jede andere Truppe endgültig zerlegt. Nicht so Sceptor. Die Jungs haben sich noch einmal aufgerafft, und genau dieses „Jetzt erst recht“-Gefühl hört man „Wrath Of The Gods“ in jeder Note an.
Schon das Intro, ein bisschen wie das Horn eines Ozeandampfers, das aus der Tiefe ruft, macht klar, dass die Götter hier nicht zum Kaffeekränzchen geladen haben. Mit „Legion“ steigt die Band wuchtig ein, satt produziert, mit ordentlich 80s-Metal-Vibes und einem Sound, der sich nicht vor den Großen der alten Schule verstecken muss. Die Mischung aus epischem Flair und kerniger Direktheit funktioniert besser, als ich beim ersten Durchlauf wahrhaben wollte.
Frontmann Florian Reimann (u.a. Goblin‘s Blade) erweist sich als echter Glücksgriff. Er ist kraftvoll, melodisch, mit diesem leicht heroischen Timbre, das perfekt zum Songwriting passt. Gerade „Hades & Zeus“ hat mich nachträglich vollgepackt. Das Ding treibt richtig, ohne ins Kitschige abzurutschen. Und „Slave Of Power“ ist ein astreiner Headbanger mit deutlichem Maiden– und Priest-Aroma. Spätestens da war mir klar: Ich habe dem Album beim ersten Mal Unrecht getan.
Was Sceptor auszeichnet, ist die Balance. Keine überladene Fantasy-Oper, keine Keyboards, die das Metal zudecken, sondern ehrlicher, griffiger Stoff, der einfach nur rockt. Dazu kommt eine druckvolle, saubere Produktion, die jedem Instrument Raum gibt. Und wenn man das Cover betrachtet, Poseidon höchstselbst mit grimmiger Miene. Da kommt schon ein Gefühl rauf, dass zeigt in welche Richtung sich die Platte bewegt.
Der Song „Poseidon“, der ja schon vorab als Single kam, ist völlig zu Recht der Vorzeigetrack des Albums. Das Riff sitzt, der Groove ballert, der Chorus schreit förmlich danach, live mitgebrüllt zu werden. Wer da still sitzen bleibt, hat entweder keine Nackenmuskeln oder kein Herz für klassischen Metal.
All in all kann man sagen, „Wrath Of The Gods“, ist eine Rückkehr, eine Trotzreaktion, eine Hymne auf den Durchhaltewillen. Ich nehm meine frühere Kritik hiermit offiziell zurück. Sceptor haben’s geschafft, ein durchgehend starkes, authentisches Heavy-Metal-Album hinzulegen, das jedem Fan von NWOBHM, US Power Metal oder schlicht ehrlichem Oldschool-Stahl gefallen dürfte.
Manchmal braucht’s einfach ein paar Durchläufe, um den wahren Wert einer Platte zu erkennen. Sceptor liefern mit „Wrath Of The Gods“ keinen Zorn, sondern pure Leidenschaft, und die trifft mitten ins Herz des klassischen Metal. Hiermit möchte ich mich auch für das vorherige Rating entschuldigen. Nach ein paar anläufen kann sich Sceptor‘s neues Album wirklich sehen lassen! Ich vergebe 8 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist:
01 Intro
02 Legion
03 Hades & Zeus
04 Slaves Of Power
05 Demon Eyes
06 Slow Rode Into The Sun
07 Eternal Death
08 Poseidon
09 Throne Of The Damned
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