Japanische Kampfhörspiele – Absolut unironisch!

Photo by Sina Nohé

Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.

Diesmal sprachen wir mit Christof von Japanische Kampfhörspiele, die im September ihr neues Album „Verk Ferever“ veröffentlichen werden.

HF: Glückwunsch zum neuen Album. Ihr fallt ja schon auf, bevor man auch nur einen Ton von euch gehört hat, denn zumindest als Band habt ihr keine Social Media Präsenz. Bewusste Entscheidung oder geht’s zumindest für euch auch einfach ohne?

JAKA: Social Media macht vor allem Arbeit und kostet neben dem vielen Geld, welches man zunächst ja erstmal in Klicks, Views und Likes investieren müsste, vor allem Glaubwürdigkeit. Es weiß doch inzwischen jede Sau, dass Klicks, Views und Likes in der Regel gekauft sind – was natürlich die Meisten nicht stört, wie die Meisten ja nie etwas stört. Diese Meisten würden neben allem anderen, was sie glauben verkonsumieren zu müssen, weil es scheinbar ja die meisten anderen auch verkonsumieren, dann auch JAKA verkonsumieren. Dies würde aber schon beim Kauf enden. Die Meisten stellen sich ja meist das, wovon sie glauben, es haben zu müssen, ungehört und ungelesen ins Regal oder speichern es, nachdem sie es mal kurz angeskippt haben, in einem Ordner ab, den sie nie wieder öffnen. Die ganze JAKA-Kunst wäre damit für die Katz. Vor allem auch deswegen, weil die paar Wenigen, die in der Lage sind, sich tiefergehend mit etwas zu beschäftigen, einen weiten Bogen um JAKA machen würden, weil etwas, was von angeblich sehr vielen gut gefunden wird, ja keine Tiefe haben kann, wie sie zu wissen glauben – und was in den allermeisten Fällen ja auch zutrifft. RAMMSTEIN zum Beispiel erreichen mit ihren Kindertexten und ihrem flachen Provokationspop eine sehr große Anzahl von Menschen. Schön aber zu hören, dass man inzwischen auffällt, wenn man keine Social-Media-Präsenz hat! Sowas stimmt ja hoffnungsfroh, was die Genesung unserer zur Zeit vollkommen überforderten und verstrahlten Kultur angeht.

HF: Auch musikalisch habt ihr es ja nicht so mit standardmäßigen Gepflogenheiten. Die meisten Menschen lieben gewohnheitsmäßig eingängige Melodien und wiederkehrende Strukturen, was in euren Songs ja nicht gerade dominierend ist. Ist das einfach euer Ding oder müsst ihr da auch mal bewusst nen Schalter umlegen?

JAKA: Bei JAKA geschieht alles mehr so zufällig, auch das Songwriting. Dazu kommt, dass JAKA noch nie irgendwo hin wollten. Wie andere Leute unsere Musik finden, war uns von Anfang an egal. Dadurch passen JAKA nirgends rein – und somit überall. Wir haben just letztes Wochenende auf zwei Festivals gespielt, die konträrer nicht hätten sein können: Freitag auf dem super sauberen SUNSTORM FESTIVAL bei Heilbronn, und nur einen Tag später auf dem vollkommen verzeckten STÖRFAKTOR FESTIVAL in Zwickau. Ersteres war ein von örtlichen Familien-Betrieben gesponsortes Festival, bei dem es an wirklich gar nichts gefehlt hat. Super Organisation, geiles Essen … schwäbisches Arbeitsethos halt. Die eingeladenen Bands passten – bis auf uns – sehr gut ins Konzept des Festivals. Es waren fast durch die Bank Keyboard-Metal-Bands, die ehrliche Handarbeit abliefern und darauf achten, dass der Arbeitsplatz, also die Bühne, sauber hinterlassen wird. Der Duktus des STÖRFAKTOR-FESTIVALS am Tag darauf war dann genau der entgegengesetzte. Dort galt Arbeit als etwas Unanständiges, und die Bands wie auch die Besucher schrieben Sauberkeit, Pünktlichkeit, Fleiß und den ganzen Scheiß eher nicht so groß. Während wir auf dem Handwerkerfest die Punker waren, waren wir auf dem STÖRFAKTOR FESTIVAL beinahe die spießigste Band, passten also auch dort wieder nicht so ganz rein. Noch spießiger als wir, und zwar auf eine sehr unangenehme Art spießig, war eine Band aus Wien, die noch immer so längst langweiligen Horror-Punk spielt. BLOODSUCKING irgendwas FROM OUTER SPACE. Gähn! Die waren wirklich so spießig, dass die sich gar nicht geschämt haben uns anzusprechen, als sie uns dabei erwischten wie wir ihren Tour-Van anpissten. Wohlgefühlt haben wir uns aber auf beiden Festivals. Nette und echte Menschen trifft man ja überall, und wir lieben den Austausch mit Menschen sehr! Das meine ich jetzt, wie alles andere auch, absolut unironisch!

HF: Ihr wart und seid ja teilweise auch noch in anderen Bands aktiv. Wenn jemand nur diese Bands kennt, käme er eurer Einschätzung nach auch auf die Musik von Japanische Kampfhörspiele klar?

JAKA: Auf keinen Fall! Also, das kann ich mit Sicherheit sagen. Die Fans von DIAROE können mit JAKA null anfangen. Das hat unser Sänger Christian, der in beiden Bands aktiv ist, mir neulich erst noch erzählt, als es darum ging, wen wir für die VERK-FEREVER-Release-Show mit ins Boot nehmen könnten. Letztendlich werden DIAROE aber diesen Abend nun eröffnen. Mal sehen, vielleicht haben die DIAROE-Fans ja doch so viel Anstand, sich auch die Show von den verqueren JAKA-Opas anzugucken. Die Release-Show findet übrigens am 06.09.2019 im HELVETE in Oberhausen statt. Das könnt ihr euch schon mal aufschreiben oder in eure Compüterchen tippen. Eine Rausschmeißer-Band haben wir ebenfalls schon verpflichtet. Diese ist ebenfalls ganz anders als JAKA, wobei die Entstehungsgeschichten beider Bands sehr ähnlich sind.

HF: Was war die überraschendste Reaktion, die ihr jemals auf eure Musik bekommen habt? Kann man euch eigentlich noch überraschen, egal ob positiv oder negativ?

JAKA: Am überraschendsten ist für mich, wie positiv JAKA trotz ihrer vermeintlich ablehnenden Haltung jedem und allem gegenüber nach wie vor aufgenommen werden. Und vor allem von wem alles! Zu unseren Fans zählen Abmahnanwälte genau so wie Ärzte, Bakteriophagen-Tüftler, Maikäfer-Phobiker und neuerdings auch schwedische Keyboard-Metal-Bands sowie Deutschlands beste Hardcoreband EMPOWERMENT. EMPOWERMENT müsst ihr wirklich mal antesten, wenn ihr die noch nicht kennt! Mit denen wollen wir unbedingt nochmal spielen irgendwann.

HF: Mit dem Titeltrack zu eurem Album habt ihr ja in mehrfacher Hinsicht wieder ordentlich geklotzt, definitiv der längste und wahrscheinlich der ausgefallendste Song auf der Scheibe. Habt ihr den bewusst so geschrieben oder entstand er mehr auf Improvisationsbasis im Studio? Und wird es den auch mal live zu hören geben?

JAKA: Kann sein, dass wir dieses Instrumentalstück mal live aufführen, wenn wir zufällig eine Show gemeinsam mit OTTONE PESSANTE spielen. Ohne die Bläser wäre die Nummer ja witzlos. Entstanden ist sie, wie alle anderen auf der Scheibe auch, durch Zufall bzw. aus improvisiertem Müll, den wir zusammengeschnitten und bisschen dran rumkomponiert haben, bevor er dann nochmal neu eingespielt wurde.

HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch alles Gute und viel Erfolg mit eurem Album.

Interview: Katja Maeting

Weitere Infos:
Website von JAKA

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