Die Dorks – Äußerlichkeiten sind vergänglich, gute Musik nicht.

© Die Dorks

Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern raus zu kitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen. Wir vom Hellfire bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.
 
Diesmal sprachen wir mit der Band Die Dorks, die zuletzt ihr Album „Der Arsch auf deinem Plattenteller“ veröffentlicht haben.

HF: Als ich las, dass ihr aus Marktl am Inn stammt, sagte mir der Ort direkt was – allerdings in einem Zusammenhang, wie er entgegengesetzter nicht sein könnte. Wenn ich mich nicht täusche, stammt ihr aus der gleichen Ecke wie Papst Benedikt XVI. Wie kommt man im ländlichen Bayern dazu, Punk zu spielen und habt ihr das Gefühl, ihr hattet es leichter oder schwerer als Band durchzustarten im Vergleich zu Bands aus Punkmetropolen wie Berlin?

Die Dorks: Im Grunde ist das in Bayern nicht anders als anderswo: Man kommt aus irgendeinem Uterus gekrochen, und hat sich sein Umfeld erstmal nicht ausgesucht… Und ab dem ersten Schrei liegt es an einem selbst, dann das Beste draus zu machen. Ich (Lizal) hatte bereits als Kind mit Musik zu tun. Schulchor, sogenannte bayerische Stubenmusik und als Higlight ein Auftritt beim Grand Prix der Volksmusik, haha. Spätestens da war dann der Zeitpunkt, wo ich gemerkt habe, dass die alle ´nen Knall in der Birne haben und dass es da was anderes geben musste 😉 Mit 15 hatte ich dann zum Glück Punkrock und Heavy Metal entdeckt. Mit Bons, unserem Drummer, habe ich 2006 „Die Dorks“ gegründet, lernte E-Gitarre und wir wollten nur noch raus und spielen. ?Das war natürlich anfänglich alles andere als leicht und ohne viel Fleiß und Beharrlichkeit oder besser gesagt, den benötigten „Arsch in der Hose“, gäbe es uns sicher nicht schon so lange. Neben Lieder schreiben und Proben muss man erst mal an Gigs kommen. Das funktioniert in erster Linie nur mit sehr viel zeitlichem Einsatz und das Clubsterben war die letzten Jahre ja leider auch stets Thema. Dank „Internet“ konnten wir aber auch in der Pampa Kontakte knüpfen – ohne Umzug nach Berlin ? Erst vor kurzem haben uns MAD TOURBOOKING bei sich aufgenommen und wollen uns beim Booking unterstützen. Für uns die Bestätigung, dass Fleiß irgendwann belohnt wird.

HF: Ihr seid mit Frontfrau unterwegs, was zumindest nach meinem Empfinden außerhalb des Symphonic Metal immer noch eine Seltenheit ist. Wie sind da eure Erfahrungen? Unterscheidet sich die Punk-Szene in dieser Hinsicht vielleicht auch von anderen Genres?

Die Dorks: Ich würde mir mehr „authentische“ Frontfrauen wünschen. Mir fallen viele Sängerinnen ein, aber wenige die so richtig als Frontfrau bzw. Songwriterin der Band agieren. Meistens wird gemacht, was die Jungs sagen und es steht nur eine Frau am Mikro die singt. Außerdem geht´s in vielen alternativen Musikgenres (auch im Punk!) meines Erachtens nach wie vor zu sehr um „Sex sells“. Für mich hat es nichts mit „Rebellion“ zu tun, wenn eine Sängerin ihr Hauptaugenmerk darauf legt, halbnackt und zugekleistert, genau wie irgendwelche mainstreamtauglichen Popsängerinnen vor dem Mikro zu stehen. Meine Fresse, schreibt Lieder, hängt euch ein Instrument rum – das ist mehr wert als vor irgendwelchen Arschgeigen seine Titten zu präsentieren. Äußerlichkeiten sind vergänglich, gute Musik nicht.

HF: Ihr seid ja dafür bekannt, dass ihr kein Blatt vor den Mund nehmt und aussprecht, was euch beschäftigt. Seit eurer Gründung 2006 habt ihr eine Vielzahl von Songs geschrieben. Welcher davon ist euch am wichtigsten und warum? Und gibt es einen, den ihr so heute nicht mehr so schreiben würdet?

Die Dorks: Aktuelles Lieblingsstück „Borderline Flashmob“ vom Album „Der Arsch auf deinem Plattenteller“. Den haben wir den ganzen Egofotzen (männlich und weiblich) gewidmet, die nur noch in Social Media existieren. Ständig getrieben von der Sucht nach Aufmerksamkeit. Auszug: „Auf ´nen Hatefuck wartest du schon so lange, besorg´s dir richtig mit der Selfiestange. Zu wenig Followers auf Instagram? Ja, ich glaub da tut sich vielleicht gleich noch jemand selbst was an.“  Weiteres wichtiges Lied: „System der Schande“ – der Song ist nun schon fast 5 Jahre alt, aber leider immer noch brandaktuell. Wir haben in unserem Land nach wie vor ein gewaltiges Problem von rechts außen. Und was die ganz alten Songs betrifft – klar würde man vieles heute anders machen, aber es gibt nichts zu verstecken. Weiterentwicklung als Mensch und Musiker ist ein jahrelanger Prozess und passiert nicht von Heute auf Morgen. Die schubladenlose Entwicklung unserer neuen Songs, mit Einflüssen aus dem Rock/ Metalbereich und die kritischeren Texte, finden wir selbst auf jeden Fall super.

HF: Ihr seid ja inzwischen auch viel rumgekommen und dürftet so ziemlich alles Mögliche und Unmögliche erlebt haben. Welche Erinnerungen aus der ganzen Zeit haben sich bei euch besonders eingebrannt? Was waren die Highlights und was war das Seltsamste, was euch bisher passiert ist?

Die Dorks: Highlights: Unser Auftritt beim „Coretex Myfest“ auf der Bühne in Kreuzberg vor ein paar tausend Menschen, die wunderbare Kulisse am Hamburger Hafengeburtstag und schon einige tolle Konzerte mit unseren Freunden, den mächtigen Kassierern. Wolfgang und seine Jungs haben uns schon einige Konzerte in tollen Clubs ermöglicht, in denen wir als nicht ganz so bekannte Band alleine sicher nicht spielen würden. Seltsame Sachen: Bekiffte Mischer, die während des Gigs ausgetauscht werden müssen, weil sie nicht mehr können.

HF: Euer aktuelles Album „Der Arsch auf deinem Plattenteller“ wurde im Oktober 2018 veröffentlicht. Ihr ahnt, welche Frage jetzt kommt: Gibt es schon Aussicht auf was Neues?

Die Dorks: Wer´s nicht mitbekommen hat, wir haben seit Juli 2019 eine neue Besetzung, heißt keinen Keyboarder und Shouter mehr, aber einen neuen Bassisten und Gitarristen, welche die Backgroundgesänge übernehmen. Im Rekordtempo haben wir innerhalb von 6 Wochen unsere neue Besetzung eingearbeitet und uns kurze Zeit später schon an die neuen Songs gesetzt, die ich in der Rohfassung schon alle fertig hatte. Aktuell gibt´s den Feinschliff und im November 2020 geht´s zum „High Danger“ in die unheiligen Hallen der berühmt, berüchtigten DDP-Studios in Braunau am Inn.  U.a. bekannt durch die Band „Ultrawurscht“.

HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute und sind gespannt, was wir als nächstes von euch hören werden.

Interview: Katja Maeting

Weitere Infos:
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Website von Die Dorks

 

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