Watch Them Fade – Niemals den Blick für das Besondere verlieren

(C) Watch Them Fade

Mit dem Hellfire Quick5 Interview versuchen wir für unsere Leser möglichst interessante Infos aus den Musikern rauszukitzeln, ohne dass sie sich seitenlangen Fragen/Antworten hingeben müssen.

Wir vom Hellfire Magazin bemühen uns dabei, (mehr oder weniger) kurz und prägnant im Rahmen von 5 Fragen zu agieren (manchmal kann eine Frage auch gedoppelt oder getrippelt sein); den Musikern obliegt es, nach ihrem Gutdünken zu antworten: kurz und knapp bis hin zu ausschweifend und umfangreich.

Diesmal sprachen wir mit Marc Fischer, Bassist von Watch Them Fade, die im April ihr zweites Album „Emptiness“ veröffentlicht haben.

HF: Nachträglich noch herzlichen Glückwunsch zu eurem Album. Ich habe euch ja leider erst durch „Emptiness“ kennengelernt und finde die Bandbreite an Songs auf dem Album sehr interessant. Da gibt es melodiebetonte Songs mit reichlich cleanem Gesang, dann wieder richtige Bretter, die aus den Boxen prügeln … gibt es da verschiedene Urheber der Songs oder wie kommt diese Unterschiedlichkeit zustande?

Marc: Vielen Dank für die netten Worte, freut mich sehr. Ja das mit den vielen Urhebern könnte man denken, aber dem ist nicht so. Diese große Bandbreite ist eher dem geschuldet, dass viele unterschiedliche Einflüsse ins Songwriting mit reinspielen. Ich finde es sehr wichtig, sich beim Schreiben der Songs nicht nur auf einen bestimmten Bereich zu limitieren. Natürlich macht es keinen Sinn, querbeet alles was einem an Musikstilen gerade so einfällt in Songs zu packen. Eine gewisse Linie oder einen roten Faden sollte das Ganze schon haben. Allerdings ist es doch gerade auch spannend, wenn Grenzen mal etwas gesprengt werden und so manche Überraschung auf einem Album zu finden ist.
Ich für meinen Teil bin neben der recht harten Musik auch sehr stark von Post-Rock, Atmospheric-Black Metal oder sogar Lounge/Ambient Geschichten beeinflusst und da eben beim Songwriting nahezu keine Grenzen gesetzt wurden, erklärt das dann schon auch diese große Bandbreite auf dem Album, denke ich. Die Schwierigkeit war dann eben nur, wie oben schon angesprochen, trotzdem einen roten Faden zu behalten und das Ganze stimmig wirken zu lassen.

HF: Gegründet 2011, habt ihr ab 2013 zunehmend als Band Fahrt aufgenommen und seitdem so einiges erlebt und mit großen Namen auf der Bühne gestanden – und auf namhaften Bühnen. So habt ihr u.a. für Stick To Your Guns eröffnet und dank gewonnenem Fan-Voting auf der Metal-Hammer-Stage gestanden. Dieses Jahr geht’s dann für euch aufs Summer Breeze. Wie schnell gewöhnt man sich an sowas? Seht ihr euch selber inzwischen eigentlich als etablierte Band an?

Marc: Also ich hoffe, man gewöhnt sich nie wirklich an solch große und tolle Erfahrungen, denn es wäre schade, den Blick für das Besondere dabei zu verlieren. Klar, wenn du seit vielen Jahren oder Jahrzenten groß im Geschäft bist, wird auch ein Auftritt am With Full Force zur Routine. Bei uns ist das aber ganz sicher nicht der Fall. Wir sind dankbar für jede einzelne Erfahrung die wir mit WTF machen dürfen, egal ob es um kleine Dinge geht oder um große Events wie das With Full Force oder das anstehende Summer Breeze. Wir sind weit weg davon, an solche Ereignisse gewöhnt zu sein und ich hoffe, das bleibt noch ganz lange so, denn nur so wird das auch immer zu einem besonderen Erlebnis. Ob wir jetzt etabliert sind in der Szene, kann ich nicht wirklich sagen. Allerdings denke ich schon, dass man uns mittlerweile kennt bzw. wahrgenommen hat und wir arbeiten hart daran, uns zukünftig weiter Stück für Stück nach vorne zu bringen.

HF: Ihr musstet in eurer Bandgeschichte Besetzungswechsel auffangen, musstet von einem gutem Freund Abschied nehmen, habt die harte Arbeit für zwei Alben durchgestanden…wie sehr hat sich das auf euch als Band ausgewirkt, euch zurückgeworfen, geprägt oder vielleicht auch stärker gemacht?

Marc: Zuerst hat natürlich fast jedes dieser Ereignisse immer zurückgeworfen. Allem voran natürlich der tragische Tod unseres damaligen Schlagzeugers. Da waren wir an einem Scheidepunkt, ob es überhaupt noch mit WTF weiter gehen kann oder nicht, zu bedrückend waren die Umstände damals. Dass es weiter ging, haben wir auch der Familie von Daniel zu verdanken, die uns immer wieder bestärkt hat, trotz all dem Leid die Band weiterzuführen und auch zwei Wochen nach dem Unglück schon wieder auf der Bühne zu stehen, auch wenn uns das wirklich extrem schwer gefallen ist. Natürlich hat uns das letztendlich dann auch geprägt, von stärker machen kann ich hier nicht wirklich reden.
Als dieses Unglück passierte waren wir ja auch gerade im Songwriting-Prozess für „Emptiness“, auch da hat es eher zurückgeworfen und sich schon erschwerend auf den weiteren Prozess ausgewirkt. Es hat lange gedauert, bis sich die Tragik etwas gelegt hatte und wir wieder mehr zum Alltag zurückkehren und freier agieren konnten und darum kann ich fast in keinerlei Hinsicht sagen, dass uns die vielen anstrengenden Ereignisse rund um „Emptiness“ als Band stärker gemacht haben.

HF: Für euer Album „Emptiness“ habt ihr mit Marc Görtz von Caliban zusammengearbeitet. Seht ihr da in der Praxis einen Unterschied, ob man mit einem erfolgreichen Musiker als Produzenten arbeitet oder einem „normalen“ erfahrenen Produzenten? Was habt ihr für euch ggf. aus dieser Zusammenarbeit mitgenommen bzw. gelernt?

Marc: Nicht wirklich. An sich läuft da alles sehr ähnlich ab, egal ob jetzt erfolgreicher Musiker oder erfahrener Produzent. Letztendlich steuerst du als Band ja auch, was du haben möchtest, inwieweit eben der Produzent in den Songwriting-Prozess eingreift oder auch nicht. Das kann sowohl der eine als auch der andere sehr gut und bringt die Band und ihre Songs meist noch deutlich weiter voran, wenn man das möchte.
Für mich war die Produktion mit Marc natürlich aber auch ein ganz besonderes Erlebnis, weil ich seit eh und je großer Caliban Fan bin und die Tatsache, dass eine Metalcore-Größe wie er dann an den WTF-Songs arbeitet und sie produziert war schon ein Highlight. Es war spannend zu sehen, welche Ansätze er hat, wie er sie verarbeitet und was dann oft daraus entstanden ist. Rein technisch gesehen haben wir viele Eindrücke bekommen, wie man auf diesem Niveau arbeitet und ich denke, da haben wir auch viel gelernt was wir in Zukunft sehr gut umsetzen können.
Aber auch menschlich war´s eine tolle Erfahrung in seinen Nemesis Studios. Marc ist ein total bodenständiger und kommunikativer Kerl. Wir haben uns in der Zeit miteinander auch sehr viele Pausen gegönnt, waren zusammen essen und sind auch auf privater Ebene zusammengerückt, was den ganzen Produktionsprozess sehr angenehm und entspannt wirken hat lassen.

HF: Losgelöst von dem Aspekt, dass sich Bands (hoffentlich) von Album zu Album weiterentwickeln: Habt ihr für euch jetzt eigentlich grundsätzlich den Punkt erreicht, wo ihr sagt: ja, das ist unser Sound oder wollt ihr da noch an ein paar Stellschrauben drehen? Und wie sieht mittelfristig eure Zukunftsplanung in Sachen Auftritten etc. aus?

Marc: Wie ich das schon vorher kurz beschrieben habe: ich glaube, es wäre falsch zu sagen „So hier sind wir jetzt angekommen und da bleiben wir“. Zumindest ich könnte mir so etwas nie vorstellen, weil es einfach einengt und limitiert beim Songwriting. Sicherlich sollte eine Grundbasis bei jeder Band stehen, die auch für einen gewissen Wiedererkennungswert notwendig ist. Kein Fan mag es ja auch, wenn er bei jedem Album gefühlt eine völlig neue Band zu hören bekommt.
Ich denke, eine Basis in unserem Sound haben wir mit „Emptiness“ definitiv gefunden, aber was sich zu dieser Basis mal dazugesellt würde ich immer offen lassen, alleine schon um eben frei zu sein beim Komponieren. So wie ich das Ganze aktuell einschätze, denke ich auch, dass nach wie vor weiter an einigen Stellschrauben gedreht wird, nicht bewusst, aber es wird wohl passieren. In welchem Ausmaß wird man sehen, man darf auf jeden Fall gespannt sein. Wir versuchen uns natürlich so oft wie möglich live zu zeigen, allerdings ist das bei fünf berufstätigen Jungs manchmal gar nicht so einfach umzusetzen. Nach dem Summer Breeze spielen wir im Oktober nochmal in Nürnberg und weitere Shows sind angefragt bzw. in Planung, allerdings noch nichts, was ich zum jetzigen Zeitpunkt schon verkünden könnte.

HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch mit eurem Album weiterhin viel Erfolg und alles Gute für die Zukunft.

Marc: Vielen lieben Dank Katja, hat mich sehr gefreut und euch allen ebenfalls alles Gute weiterhin.

Interview: Katja Maeting

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