
© Vinegar Hill
Geschrieben von: Johannes „Jojo“ Knopp
Band: Vinegar Hill
Album: Darkness Echoes
Genre: Modern Melodic Death Metal
Plattenfirma: FFS Labelservices
Veröffentlichung: 28.03.2025
Und wieder hat es einen massiven Besetzungswechsel bei den österreichischen Melodic-Death-Metallern von „Vinegar Hill“, die sich seit ihrer Gründung 2007 einen Namen in der Szene gemacht haben. Mit einer Mischung aus kraftvollen Riffs, epischen Melodien und einer Prise Metalcore haben sich die Österreicher trotz mehrerer Line-up-Wechsel über die Jahre eine eigene Identität erarbeitet. Auch beim neuen Album „Darkness Echoes“ bleibt einzig Gründungsmitglied Michael Dreschnig (Gitarre, Vocals, Songwriting) übrig.
Trotz dieser Umbrüche bleibt die Band ihrem Stil treu – und mit „Darkness Echoes“ liefern sie ihr bisher kompromisslosestes Werk ab.
In ihren Anfangsjahren war „Vinegar Hill“ stark in der klassischen Melodic-Death-Metal-Tradition der frühen In Flames und Dark Tranquillity verwurzelt. Doch mit der Veröffentlichung weiterer Alben begann die Band, ihren Stil zu verfeinern. Sie experimentierten mit komplexeren Songstrukturen und atmosphärischen Elementen. Besonders auffällig war die zunehmende Integration von progressiven und modernen Metal-Elementen, die ihren Sound vielseitiger machten. Ihr aktuelles Album Darkness Echoes zeigt eine Band, die sich ihrer Identität bewusst ist und dennoch neue Facetten integriert.
Die Songs sind dynamischer, die Produktion kraftvoller, und die Texte tiefgründiger als je zuvor – das beweisen die neun neuen Tracks eindrucksvoll.
Schon mit dem Opener „Darkness Echoes“ macht die Band deutlich, dass sie zurück ist – und stärker denn je. Melodische Riffs mit einer fast apokalyptischen Atmosphäre treffen auf wuchtige Growls, während der epische Refrain sich direkt ins Gedächtnis brennt. Die Lyrics sind poetisch und melancholisch und behandeln düstere Themen wie die Vergänglichkeit der Menschheit und die ewige Wiederholung von Fehlern.
Bei „I Am The Villain“ geht es um Selbstzweifel und die Frage, ob man wirklich der Bösewicht in seiner eigenen Geschichte ist. Der Track spielt mit der Idee von Schuld und Verantwortung, während „Vinegar Hill“ musikalisch auf eine Mischung aus düsteren Strophen und einem hymnischen Refrain setzen. Die Keyboards verleihen dem Song eine epische Note, bremsen aber stellenweise den Schwung etwas aus.
Die düsteren Gefilde werden auch bei „Traitors Call“ nicht verlassen, denn hier thematisiert die Band Verrat und Enttäuschung. Die Lyrics sind voller Wut und Schmerz, während die Musik diese Emotionen perfekt einfängt. Die Kombination aus harten Strophen und melodischem Refrain ist typisch für „Vinegar Hill“ – hier geht man auf Nummer sicher und liefert genau das, was die Fans erwarten.
Fast schon nihilistisch wird es bei „Mouth Of Rust“, einem Song, der sich mit dem unausweichlichen Ende beschäftigt und sich als echtes Highlight des Albums entpuppt. Er galoppiert förmlich nach vorne und überzeugt mit einem starken Gitarrensolo, das sich perfekt in die düstere Atmosphäre einfügt. Hier zeigen „Vinegar Hill“ eindrucksvoll, dass sie trotz ihres neuen Line-ups nichts von ihrer Energie eingebüßt haben.
Mit „On Fire“ präsentieren sie einen kraftvollen Song über innere Kämpfe und das Streben nach Freiheit. Gesanglich bleibt er jedoch etwas hinter den Erwartungen zurück – die Hookline zündet nicht ganz. Dennoch ein solider Track, der sich gut ins Album einfügt.
Besonders melancholisch wird es bei „Shadows Closing In“, einem Song, der mit düsteren Harmonien und einem fast schon hypnotischen Refrain spielt. Wieder ein Highlight, das sich tief ins Gedächtnis gräbt und die emotionale Seite von „Vinegar Hill“ offenbart. Die düsteren Bilder über Angst und Einsamkeit verstärken die emotionale Wirkung des Songs noch weiter.
Mit „Renegades And Outlaws“ setzt die Band auf pure Energie. Es geht um Rebellion und das Leben am Rande der Gesellschaft, musikalisch ist der Track ein klassischer Death-Metal-Brecher mit typischen Riffs und einer unbändigen, kämpferischen Haltung. Ein Song voller Trotz – und genau das macht ihn so mitreißend.
Etwas mehr Zeit und mehrere Durchläufe braucht „The Scapegoat“, um seine volle Wirkung zu entfalten. Die Band setzt auf eine Mischung aus aggressiven Passagen und ruhigen Momenten, die sich perfekt ergänzen. Textlich geht es um Angst und Einsamkeit, wodurch sich der Song tief ins emotionale Zentrum des Albums einfügt.
Passend zum Finale folgt „The Final Hour“, ein Track, der sich mit dem Ende auseinandersetzt: sei es das Ende einer Ära, einer Beziehung oder gar der Welt. Hier vereinen sich alle Elemente, die Vinegar Hill ausmachen – Melodie, Härte und eine epische Atmosphäre. Ein würdiger Abschluss für ein durchweg kraftvolles Album.
Mein Fazit bleibt unverändert: „Vinegar Hill“ haben sich von einer klassischen Melodic-Death-Metal-Band zu einer vielseitigen und modernen Metal-Formation entwickelt. Sie bleiben ihren Wurzeln treu, sind aber mutig genug, neue Elemente einzubauen. Ihre Musik ist heute atmosphärischer, emotionaler und technisch ausgefeilter als in ihren Anfangsjahren und ich vergebe 8,5 von 10 Hellfire Punkten.
Tracklist:
01 Darkness Echoes
02 I Am The Villain
03 Traitors Call
04 Mouth Of Rust
05 On Fire
06 The Scapegoat
07 Shadows Closing In
08 Renegades And Outlaws
09 The Day The Sun Died
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