
© Thorondir
Geschrieben von: Tim Karow
Band: Thorondir
Album: Wächter des Waldes
Genre: Pagan Metal
Plattenfirma: Trollzorn Records
Veröffentlichung: 09.10.2025
Nach sechs Jahren Stille melden sich THORONDIR mit ihrem vierten Studioalbum „Wächter des Waldes“eindrucksvoll zurück, und das mit einer Naturgewalt, die dem Titel mehr als gerecht wird. Fast eine Stunde lang führen die Bayern durch einen klanglich dichten Forst aus Raserei, Mystik und Erhabenheit. Statt bloßer Pagan-Folklore gibt es hier eine kompromisslose Symbiose aus Black-Metal-Brutalität, heroischer Atmosphäre und erzählerischer Tiefe.
Bereits das eröffnende „In der Tiefe des Waldes“ entfaltet sich wie ein stiller Nebel über dunklen Pfaden: ein ruhiges, fast sinfonisches Intro, das die Bühne für das Folgende bereitet. Doch kaum erklingt „Drudenfluch“, explodiert das Album förmlich. Rasende Blastbeats, schneidende Riffs und heisere Screams verwandeln die lauernde Ruhe in ein ohrenbetäubendes Inferno. Beeindruckend ist dabei, wie klar Sänger Kevin Wienerl seine Texte artikuliert, jedes Wort sticht durch den Sturm und verleiht dem Chaos erzählerische Struktur. Im Mittelteil bricht der Song in eine beklemmende, fast doomige Passage ein, ehe er sich in einem monumentalen Finale mit Gitarrensolo wieder erhebt.
Mit „Blut und Ruhm“ ziehen THORONDIR in heroischeren Gefilden weiter. Hier erinnert das Zusammenspiel aus donnernden Drums und hymnischen Gitarren an die goldene Ära des melodischen Pagan Metal, ohne in Klischees zu verfallen. Der Sound ist rau, aber detailverliebt, die Produktion organisch und druckvoll zugleich.
„Rübezahl“ und „Der wilde Jäger“ gehören zu den klaren Höhepunkten des Albums: Zwei Naturgeister, zwei unterschiedliche Ansätze. Während „Rübezahl“ mit treibenden Rhythmen und einer beinahe erzählerischen Gesangsführung glänzt, stürmt „Der wilde Jäger“ mit einem markerschütternden Blastgewitter heran. Die Gitarrenarbeit ist präzise wie ein Hieb, hier zeigt sich, dass Thorondir nicht nur Atmosphäre, sondern auch Aggression perfekt beherrschen.
In „Bruder Hain“ senkt sich der Nebel. Akustische Elemente und Chöre zeichnen ein mythisches Bild von Wald, Einsamkeit und Vergänglichkeit. Diese ruhigen Passagen sind die stillen Atemzüge des Albums, sie geben den brutalen Eruptionen Raum zum Wirken.
„Morast“ zieht die Hörer dann in schleppendem Midtempo in die Tiefe. Hier regiert die Schwere, Düsternis ersetzt Epik, und die Gitarren wabern wie zäher Schlamm, eine willkommene Variation im ansonsten stürmischen Gesamtbild.
Besonders hervorzuheben ist „Zur alten Taverne“ , ein Song, der kurzzeitig fast folkloristische Züge trägt, aber nie seine düstere Grundstimmung verliert. Man spürt, dass Thorondir hier ihre Wurzeln feiern, ohne den Boden der Authentizität zu verlassen.
Das finale „Geisterheer vom Fichtelwald“ krönt das Album mit einer epischen Dichte, die ihresgleichen sucht. Die marschierenden Rhythmen und heroischen Gitarrenlinien weben ein letztes Klanggeflecht, das gleichzeitig martialisch, melancholisch und erhaben wirkt. Lediglich im letzten Drittel verliert der Song etwas an Spannung, da die sphärische Ausblendung zu früh einsetzt, atmosphärisch stark, dramaturgisch jedoch leicht ausgebremst.
Mit „Wächter des Waldes“ beweisen THORONDIR, dass sie nichts von ihrer Kraft verloren haben. Ihr Pagan Metal ist reifer, härter und zugleich emotionaler geworden. Zwischen rasender Wildheit und melancholischer Tiefe entsteht ein Album, das sowohl alte Fans begeistert als auch neue Hörer in seinen Bann zieht. Kleine Längen in den ruhigeren Momenten schmälern den Gesamteindruck kaum, zu stark ist die Vision, zu dicht die Atmosphäre.
Ein wuchtiges, naturverbundenes Epos, das den Geist des Waldes in all seiner Schönheit und Grausamkeit einfängt. Es kriegt von mir 8,5 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist:
01 In der Tiefe des Waldes
02 Drudenfluch
03 Blut und Ruhm
04 Rübezahl
05 Der wilde Jäger
06 Bruder Hain
07 Morast
08 Zur alten Taverne
09 Geisterheer vom Fichtewald
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