
© Nine Inch Nails
Geschrieben von: Tim Karow
Band: Nine Inch Nails
Album: Tron: Ares
Genre: Industrial Metal / Synthwave / Electronic
Plattenfirma: Interscope Records
Veröffentlichung: 19.09.2025
Während die Nine Inch Nails im Sommer endlich mal wieder live unterwegs waren, im Rahmen ihrer „Peel It Back-Tour“, die ja auch ein paar Deutschland-Stopps im Kalender hatte, brodelte parallel schon die Gerüchteküche. Ein neues Album, hieß es da. Vielleicht, hofften viele Fans, kommt da noch mal was richtig Großes. Naja, wie das ebenso ist. Man will glauben, was man hören will. Und irgendwie wurde dieser Wunsch dann auch erfüllt. Denn ja, es gibt tatsächlich ein neues Album der legendären Industrial-Institution rund um Trent Reznor und Atticus Ross. Aber kein reguläres NIN-Album, sondern den Soundtrack zu „Tron: Ares“, den die beiden unter dem offiziellen NIN-Banner eingespielt haben.
Jetzt sind wir mit dieser Besprechung zwar etwas spät dran, Film und Soundtrack sind längst draußen, aber das hat auch was Gutes. Man konnte die allgemeine Reaktion mal ein bisschen abwarten. Und die fällt ziemlich eindeutig aus. Der Score ist das Beste am ganzen Film. „Tron: Ares“ sieht wohl beeindruckend aus, aber so richtig Substanz steckt da nicht drin, und ein bisschen gilt das auch für den Soundtrack selbst. Er ist in erster Linie ein klassischer Filmscore, also eher Klanglandschaft als Songstruktur. Es gibt immer wieder Anleihen an „Tron: Legacy“ und Momente, die an die „Ghosts I–IV“-Phase erinnern, aber ein typisches Nine Inch Nails Nine Inch Nails-Album steckt hier ganz sicher nicht drin.
Ein paar Stücke fallen natürlich aus dem Rahmen, zum Beispiel „I Know You Can Feel It“, das sich langsam aufbaut, fast schon bedrohlich anschwillt und stark an die ruhigeren Passagen von „The Fragile“ oder „With Teeth“ erinnert. Trotzdem wirkt vieles insgesamt ziemlich glattgeschliffen, was vermutlich dem Disney-Kontext geschuldet ist. Wer hier die kaputten Ecken und Kanten eines „The Downward Spiral“ sucht, wird sie kaum finden. Selbst die Single „As Alive As You Need Me To Be“ bleibt trotz ihres charmanten Flows eher im Ohrwinkel hängen, als sich richtig festzusetzen.
Dafür gibt’s mit „Who Wants To Live Forever? “ (mit Judeline) ein echtes Highlight. Butterweich, leicht Triphop-getränkt, fast schon intim. So einen Moment gönnt man sich selten, und der zeigt, wie stark Reznor und Ross immer noch sein können, wenn sie Gefühl und Elektronik unter einen Hut bringen.
Unterm Strich ist das alles solide, handwerklich natürlich über jeden Zweifel erhaben, das kann man von den beiden ohnehin erwarten. Aber als NIN-Fan bleibt man ein bisschen zwiegespalten zurück. Es ist nun mal ein Soundtrack, kein neues Kapitel in der Bandgeschichte. Und irgendwie fehlt der rote Faden, das emotionale Zentrum. Das in „Init“ eingeführte Motiv taucht zwar hier und da nochmal auf, etwa im finalen „Shadow Over Me“, das ein paar nette Daft-Punk-Vibes mitbringt, aber eine wirkliche Dramaturgie mag sich nicht einstellen.
Am Ende ist „Tron: Ares“ kein Reinfall, aber eben auch kein Meilenstein. Ein schönes, atmosphärisches Stück Sounddesign, das im Film bestens funktioniert, aber als Nine Inch Nails-Release etwas blass bleibt. Vielleicht war’s einfach nicht der richtige Ort, um die rostigen Maschinen wieder richtig anzuwerfen.
Oder anders gesagt: Kein Beinbruch, aber da wär’ definitiv mehr drin gewesen. Von mir gibt es 7,5 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist:
01 Init
02 Forked Reality
03 As Live As You Need Me To Be
04 Echoes
05 This Changes Everything
06 In The Image Of
07 I Know You Cam Feel It
08 Permanence
09 Infiltrator
10 100% Expandable
11 Still Remains
12 Who Wants To Live Forever?
13 Building Better Worlds
14 Target Identified
15 Deamonize
16 Empathetic Responce
17 What Have You Done?
18 A Question Of Trust
19 Ghost In The Machine
20 No Going Back
21 Nemesis
22 New Directive
23 Out In The Wolrd
24 Shadow Over Me
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