Kardashev – Alunea

© Kardashev

 

Geschrieben von: Johannes (Jojo) Knopp
Band: Kardashev
Album: Alunea
Genre: Progressive Death Metal
Plattenfirma: Metal Blade Records
Veröffentlichung: 25.04.2025

 

Vor mir liegt das neue Album „Alunea“ der aus Arizona/USA stammenden Band „Kardashev“. Wer – wie ich – verwundert denkt, der Name klingt eher russisch, liegt absolut richtig: Der Bandname leitet sich vom sowjetischen Astrophysiker Nikolai Kardashev ab, der die berühmte Kardashev-Skala zur Klassifizierung technologischer Zivilisationen entwickelte.
Die 2012 gegründete Band bleibt ihrem einzigartigen Mix aus Progressive Death Metal, Deathgaze und atmosphärischen Elementen treu. Mit diesem Album knüpft sie an die Geschichte ihrer 2017er-EP The Almanac an und erzählt die Reise eines Reisenden, der sich mit philosophischen Fragen auseinandersetzt. Besonders faszinierend ist, dass Kardashev nicht nur musikalisch experimentiert, sondern sogar eine eigene Sprache namens Alunea für ihre Lore erschaffen hat – ein Beweis dafür, wie tief sie in ihre Konzepte eintauchen. Darüber hinaus konzentriert sich die Band thematisch auf Technologie, Selbstlosigkeit, Liebe und Altruismus.
Gitarrist Nico Mirolla beschreibt die Musik von „Kardshev“ treffend als ähnlich einer Freeform-Jazz- oder progressiven Platte, bei der „die Geschichte im Mittelpunkt steht und durch absichtlich entworfene Klangtexturen und Qualitäten erleichtert wird.“ Auch die Bandmitglieder erweitern ihre künstlerischen Grenzen: Sänger Mark Garrett verzichtet auf den Vocoder früherer Veröffentlichungen und nimmt stattdessen eigene Gesangsharmonien auf. Bassist Alex Rieth bringt Klavierparts ein, während Schlagzeuger Sean Lang das gesprochene Wort einer Geschichte einspielt, die den gesamten Klang des Albums prägt.

Ein sehr atmosphärischer Einstieg gelingt mit sphärischen Gitarren und tiefgründigen Texten, wie sie „A Precipice. A Door.“ einleitet, einer Reise ins Unbekannte. Auffällig ist der Gesang, der sich dreiteilig darstellt: Von harschem Black-Metal-Einschlag über kraftvolle Death-Metal-Growls bis hin zu melodischem Clean-Gesang. Diese Vielseitigkeit zieht sich durch das gesamte Album und sorgt immer wieder für überraschende Momente.
Die Band greift bei „Reunion“ das Thema Wiedersehen und Identität auf und beginnt dabei klangvoll und wuchtig. Der Song wechselt kompromisslos zwischen brutalen Raserei-Passagen und melodischen Elementen und verbindet so poetische Lyrics mit musikalischer Intensität.
Ein absolutes Highlight bildet für mich „Seed of the Night“, das alle Elemente vereint, die einen großartigen Prog-Song ausmachen. Kraftvoll und episch entwickelt er sich, findet stets die perfekte Balance zwischen harten und sanften Passagen und legt verschiedene Gesangsstile übereinander. Trotz einer gewissen Disharmonie vereinen sich diese Stile am Ende stimmig. Die Tiefe und die emotionalen Nuancen des Songs sorgen für eine intensive, wechselhafte Stimmung, die sich mit jedem Durchlauf stärker in den Gedanken verankert. Das ist einer der besten Songs, die ich in diesem Jahr hören durfte.
Fast spacig mutet „Speak Silence“ an, ein introspektiver und atmosphärischer Song, der sich mit der Bedeutung von Stille und Reflexion auseinandersetzt. Die sanfte, aber eindringliche Instrumentierung vermittelt das Gefühl, metaphorisch schwerelos durch den Weltraum zu gleiten.
Mit progressiven Gitarrenriffs und dynamischen Doublebass-Drums entfaltet „Truth to Form“ ein Klangbild voller Geschwindigkeit. Philosophische Texte über Wahrheit und Existenz sind in voluminöse Klänge eingebettet, wobei schleppende Zwischenparts für Abwechslung sorgen.
Einen vom Text her emotionalen Höhepunkt bietet „Edge of Forever“, das sich mit Vergänglichkeit und Ewigkeit beschäftigt. Musikalisch trifft er nicht ganz die emotionale Tiefe oder Wucht der ersten Tracks. 
Während „We Could Fold the Stars“ zunächst mit harschen Klängen beginnt, wird der Song im Mittelteil durch einen leicht jazzigen Part mit Stimmverzerrer geprägt, bevor die Garstigkeit wiederkehrt. Die Balance zwischen harten und zarten Passagen ist hier nicht ganz so stimmig wie bei den vorherigen Highlights.
Den Abschluss des Albums bildet mit „Below Sun & Soil“ ein melancholischer Abgang und zugleich ein Aufbruch, der uns ein letztes Mal tief in den Kardashev-Kosmos eintauchen lässt.
Insgesamt ist „Alunea“ ein sehr interessantes Album mit zahlreichen Höhepunkten, insbesondere dem überragenden „Seed of the Night“. Die letzten Tracks erreichen zwar nicht ganz die emotionale Tiefe oder Wucht der ersten Hälfte, doch das Gesamtwerk bleibt beeindruckend. Mit ein wenig mehr Ausgeglichenheit zwischen den Songs könnte „Kardashev“ ihr nächstes Album zu einem kompletten Meisterwerk werden.

Deshalb gebe ich 9,0 von 10 Hellfire Punkten.

 

Tracklist:

01 A Precipice A Door
02 Reunion
03 Seed Of The Night
04 Speak Silence
05 Truth To Form
06 Edge Of Forever
07 We Could Fold The Stars
08 Below Sun & Soil

 

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