Interview DATOG: Sich unerfüllte musikalische Sehnsüchte selbst zu erfüllen, ist ein Traum!

© Eddi Bachmann Photography

Dirkschneider And The Old Gang, kurz DATOG, holen zum nächsten Schlag aus. „Babylon“ hat meine Erwartungen im Vorfeld extrem nach oben geschraubt und mich schlussendlich, schon nach dem ersten Hören, komplett überzeugt. Und wie der Charteinstieg zeigt, bin ich offensichtlich nicht der Einzige, der auf das Langeisen abfährt.
Gitarrist Mathias „Don“ Dieth stand mir freundlicherweise für ein Interview zur Verfügung und rollte die doch recht kurze DATOG Geschichte noch einmal von vorne auf.

 

HF: Don, Chart Einstieg Platz 15, noch vor Ed Sheeran, Billie Eilish und Linkin Park. Glückwunsch!!!

MD: Na, das ist doch mal was, oder?

 

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HF: Ja, finde ich auch…  Hattet Ihr Euch im Vorfeld selbst unter Druck gesetzt und gab es eine hohe Erwartungshaltung seitens des Labels?

MD: Weder noch. Das Label war an dieser Veröffentlichung interessiert, weil sie die Demos und Songs fantastisch fanden. Es war von vorneherein klar, dass wir hier keine dritte Touring Band bekommen und Udo ja auch nicht U.D.O. und Dirkschneider auf Eis legt. DATOG musste zeitlich reinpassen im Bewusstsein, dass es keine oberste Priorität hat.

Die Leute vom Label waren einfach nur begeistert, von dem, was wir abgeliefert haben und haben uns zugesagt, alles in ihrer Macht Stehende für uns zu tun. Und bisher habe ich auch den Eindruck, dass sie es genauso machen.

Und was den Chart Einstieg angeht: ich habe mal geschaut, wie das mit den Alben war, bei denen ich mitgewirkt habe… „Balls To The Wall Reloaded” war Top Ten und DATOG nun Platz fünfzehn. Ich glaube, das sind die einzigen Top 20 Alben, bei denen ich mit dabei war…

 

HF: Ich strunze jetzt ein bisschen, wenn ich sage, ich habe nichts anderes erwartet. Vielleicht nicht unbedingt Platz 15, aber dennoch sehr hoch…

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MD: Ja, es ist ja schon schön, dass wir diesen Eindruck vermitteln konnten, aber wir sind ja nicht Platz eins. Und erfahrungsgemäß sind die Metal Bands auch schnell wieder aus den Top 20 raus, wenn es sich nicht gerade um Metallica handelt. Es ist eine schöne Bestätigung, aber man sollte das nicht überbewerten. Das ist halt eine Momentaufnahme.

 

HF: Wenn ich aber mal 20/30 Jahre zurückdenke, da war es doch unvorstellbar, dass eine Band aus dem Metal Bereich überhaupt in die Charts einsteigen konnte. Die Charts blieben den Metal Bands verschlossen. Das hat sich die letzten Jahre ja total gedreht.

MD: Absolut, kann ich Dir nur zustimmen. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir in den Achtzigern und Neunzigern mit U.D.O. in den Album Charts waren. Ich kanns zwar nicht ganz ausschließen, aber ich kann mich nicht erinnern…

Ich nehme das auch so wahr, dass Metal Bands heutzutage viel größere Chancen haben, in den Charts vertreten zu sein. Das hat aber vielerlei Gründe. Auch weil die Aussagekraft der Charts nicht mehr so ist, wie es damals war, und weil sich die Vermarktungssituation sehr diversifiziert hat, durch Streaming, Downloads etc.

 

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HF: Gehen wir jetzt mal bitte einige Schritte zurück. Fass mal bitte zusammen, wie die DATOG Geschichte überhaupt entstanden ist.

MD: Das Ganze ist eine Pandemie Geburt. Es fing damit an, dass die Pandemie in 2020 das gesamte Live Geschäft – so auch bei U.D.O und Dirkschneider – zum Erliegen gebracht hat.

Wir haben damals auch gerade wieder mit meiner alten Band Gravestone angefangen zu spielen und Gigs zu planen. Wir hatten tolle Gigs und Angebote, alles lief klasse und dann musste alles gecancelt werden.

Im Udo Lager kam die Idee auf, damit hatte ich übrigens aber nichts zu tun, etwas zu machen, was man den Musikern und vor allen Dingen auch der Crew zukommen lassen konnte. Die standen ja auch plötzlich ohne Einnahmen da. Ich weiß von Musikern und Technikern, die tatsächlich gezwungen waren, etwa im Supermarkt zu arbeiten; aber selbst das war zu dieser Zeit auch nicht einfach.

Man hatte dann die Idee, den Song „When The Angels Fly“, bei dem ich nicht mitgewirkt habe, neu aufzunehmen und als Testballon in YouTube einzustellen.

Damals hatte Udo mit dem Musikkorps der Bundeswehr das Album „“We Are One“ gemacht, bei dem auch Manuela (Bibert) als Background Sängerin dabei war. Manuela ist eine unheimlich tolle Sängerin und unglaubliche Pianistin.

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Sie hat bei den Aufnahmen Udo und Band kennengelernt und auch umgekehrt. Sie hat wenigstens auf einem Song, nämlich „Blindfold“, der jetzt auch auf dem DATOG Album ist, mitgemacht.

„Where The Angels Fly“ war auch für das damalige Album geplant gewesen, hatte es aber schlussendlich nicht geschafft. Man hat den Song dann umarrangiert und in einer anderen Version produziert. Die Erlöse sollten dann der Crew zu Gute kommen.

Man hat dann das Video gemacht, welches Stefan Kaufmann selber produziert hat. Als es auf YouTube war, erzielte es vom Start weg enorme Aufrufe. Ich glaube, die haben inzwischen acht/neun Millionen Views (inzwischen 11 Millionen). Das ist dermaßen gut gelaufen, dass die damalige Plattenfirma ankam und meinte, dass man daraus etwas machen müsste.

Udo fand das gut, und dann hat man überlegt, wie man das Ganze nennen könnte. Und da dort ja alte Typen dabei waren, hieß das Ganze dann Dirkschneider And The Old Gang.

Dann hat man noch einen zweiten Gitarristen gesucht. Stefan Kaufmann spielt zwar Gitarre, ist aber kein Solo Gitarrist und will er auch nicht sein. Man hat dann überlegt, Empfehlungen bekommen, und ich war auch im Gespräch. Na, und Old Gang und „Dieth“ passte ja.

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Stefan hat mich dann zum Essen eingeladen, was wir übrigens von Zeit zu Zeit immer wieder mal gemacht haben. Er hat lecker gekocht…. ein fantastischer Koch, und dann hat er mich kulinarisch eingelullt.

Er hat mir das Projekt vorgestellt und mich gefragt, ob ich mitmachen wolle. Ich habe mir gedacht, warum nicht. Allerdings war ich nicht sicher, ob ich gut genug für das Projekt sei. Ich hatte zuvor viele Jahre keine Gitarre mehr gespielt und erst 2012 wieder damit angefangen. Aber ob den Jungs das ausreicht, darüber war ich mir nicht im Klaren.

Stefan hat mir dann erklärt, was geplant war, auch, dass DATOG ein gemeinschaftliches Projekt sei. Die Songs standen zwar, aber jeder hatte Raum, sich selber da noch einzubringen. Jeder leistet seinen Beitrag und darf ihn auch leisten.

Ich bekam dann die zwei Songs, die damals soweit fertig waren, sozusagen mit zwei „Löchern“ in der Mitte. Die Löcher waren da, wo man sich Gitarrensoli vorgestellt hat. Ich habe dann die Gitarren-Solo-Parts dazu komponiert. Es gab dafür keine Vorgaben, Ziel war, dass sich die Soli passend in die Songs integrieren. Also nicht einfach nur die Wiederholung des Chorus, sondern kleine Werke im Werk schaffen. Dieser Herausforderung habe ich mich gestellt.

Ich habe dann in meinem Heimstudio daran rumgebastelt und die ersten Entwürfe zurückgeschickt. Ich war schon gespannt, ob die anderen das gut finden oder eher sagen: ‚nee, lass das mal lieber‘. Aber die fanden es toll. Wir haben dann die Songs aufgenommen, und dann kam auch schon der Deal mit der Plattenfirma für die drei Songs und die Idee, „Face Of A Stranger“ als neues Video zu veröffentlichen. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich bis auf Stefan noch niemanden persönlich getroffen. Wegen der Pandemie ging das nicht; und ich glaube, dass der Peter (Baltes) seine Bässe sogar aus den USA zugeliefert hat.

 

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HF: War ein fester Einstieg bei DATOG für Dich vom Anfang an klar oder hast Du Dir eine bestimmte Zeit der Entscheidungsfindung eingeräumt?

MD: Nachdem die Songs so veröffentlicht wurden, wie sie waren, wäre es schade gewesen, wenn es nicht irgendwie weitergegangen wäre. Mir hat das gut gefallen. Aber keiner hatte zu dieser Zeit auf dem Zettel, wie es weitergehen könnte.

Udo ist ja durchgetaktet bis zum Letzten: U.D.O. und Dirkschneider. Er hat diese enorme Präsenz verdient. Was er mit 73 abliefert, ist eine unfassbare Lebensleistung, als Künstler, Sänger und als Mensch.

Ich habe den allergrößten Respekt davor und liebe den Udo!

Da stellte man sich berechtigterweise die Frage, wann man denn da noch DATOG machen solle.

Es kamen dann von Fanseite immer mehr Fragen nach einem Album auf. Viele waren enttäuscht, dass auf der EP nur drei Titel waren. Einige hatten wohl mit mehr Titeln gerechnet und waren frustriert, was mir persönlich sehr leid tat. Offensichtlich hier und da ein Missverständnis seitens der Fans, leider. Aber mehr Songs gab es damals ja nicht.

Der Ruf nach einem Album wurde dann aus allen möglichen Richtungen lauter. Wir haben uns dann zusammengesetzt und festgestellt, dass schon Ideen da waren: Stefan hatte Ideen, Manuela hatte Ideen, ich hatte Ideen, die ich für meine unterschiedlichen Projekte entwickelt habe z.B. für Tiffany Kills oder Gravestone. Und als sich dann so gegen Ende 2023 das Ganze verdichtete, haben wir mit den ersten Aufnahmen angefangen und probiert, was funktioniert. Von dem Zeitpunkt an war klar, dass wir da weitermachen wollten.

Dann kam Reigning Phoenix an und bekundeten ihr Interesse, egal, was dabei rauskommen würde. Dann waren die Songs fertig und der Label Boss fand das geil und sagte: ‚will ich‘!             

 

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HF: Hattet Ihr nicht auf Grund der „Überpräsenz“ von Udo Zweifel, dass DATOG ein Rohrkrepierer werden könnte?

MD: Ein bisschen haben wir das befürchtet, aber immer mit dem Gedanken, wenn’s nicht klappt, dann ist das auch nicht schlimm. Wir haben das eigentlich in erster Linie für uns gemacht. Es hat einfach Spaß gemacht. Dass die Plattenfirma das rausbringen wollte, damit andere Leute auch eine Chance bekämen, die Sachen zu hören und sie eventuell gut zu finden, das war wunderbar. Hätte ja auch sein können, dass die Leute sagen: was macht Udo denn da, und dann auch noch mit einer Sängerin, und Baltes singt auch noch; und der alte Dieth, was soll das?

Manche Leute schreiben das ja auch, es gibt schon auch Kritik…. Jeder darf das so empfinden, aber wir haben Freude daran; und dann hätten wir halt ein schönes Album für unseren Schrank.

Das ist auch so gemeint, wenn Udo in Interviews sagt, dass wir keinen Druck hatten. Es gab keine Deadline von der Plattenfirma, es gab keine Tourdates, die wir im Nacken hatten. Keinerlei Vermarktungsdruck. Das hatten wir alles nicht. Wir haben gesagt, es ist fertig, wenn’s fertig ist. Und wenn‘ es drei Jahre dauert. Keiner musste dafür etwas anderes aufgeben oder wegschmeißen. Und so ist es dann schließlich geworden, wie es ist. Und darüber hinaus noch schöner, dass es so viele Leute toll finden.

Sich unerfüllte musikalische Sehnsüchte selbst zu erfüllen, ist ein Traum! Ist wirklich so; und dann kommt das Ding auch noch in die Charts. Dafür sind wir dankbar.              

 

HF: Ihr habt wieder im Dierks Studio aufgenommen, wo Ihr damals mit U.D.O. gestartet seid. War das ein Gefühl von „wieder nach Hause kommen“ oder hat sich so viel dort geändert, dass es quasi etwas Neues war?

MD: Die maßgeblichen Teile des Albums haben wir in den Dierks Studios aufgenommen. Die Studios im Allgemeinen haben aber nicht mehr die Bedeutung, die sie damals hatten. Damals konnte man eine wirklich gute Produktion nur in einem teuren Studio machen; deswegen waren die alten U.D.O., Platten auch sehr teuer, verglichen mit heutigen Maßstäben.

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Dann wieder in diesem Studio zu sein, das teilweise noch genauso aussieht, wie damals – natürlich haben die da jede Menge erneuert – das war schon ein seltsames Gefühl. Ich habe mich daran erinnert, wie es damals war. Wir haben ja Wochen, Monate da verbracht. Es waren großartige Zeiten. Damals musstest Du ja als Musiker nichts anderes machen als spielen und schlafen…. und feiern.

Und dort jetzt wieder zu sein war…..hm, nach Hause kommen will ich nicht sagen… aber irgendwie, als wenn man zu einem Klassentreffen geht. Man schwelt in Erinnerungen.

Zwar arbeiten wir heute anders als damals. Dennoch atmen die Dierks Studios immer noch diesen Geist von damals. Es ist eine ehrwürdige Stätte, in der unheimlich großartige, kreative Leistungen vollbracht wurden. Scorpions, Accept, Rory Gallagher…

Es ist Wahnsinn, wenn Du da durchläufst und die ganzen Cover der Alben siehst, die da aufgenommen wurden. Tina Turner war da, Harry Belafonte… Weltstars… schon irre.

 

HF: ich hatte eigentlich erwartet, dass Stefan Kaufmann die Produktion in seinem Roxx Studio gemacht hätte. Gab es im Vorfeld Diskussionen darüber, wo produziert wird?

MD: Gute Frage….Es sind Teile natürlich im Roxx Studio vorbereitet worden. Aber das Dierks Studio war frei und dann haben wir da aufgenommen. Bei den Aufnahmen waren nie alle zur gleichen Zeit dort. Erst als die Videos produziert wurden, kamen alle zusammen.

Eigentlich war die Wahl des Studios von Stefan vorgegeben und keiner hatte etwas dagegen. Stefan und Dieter Dierks haben halt auch eine langjährige Beziehung.

Stefan ist ja ein ausgezeichneter Produzent…. Für mich sind Mischpulte bis heute ein wenig scary… Aber Kaufmann kann das halt und ist ein wahrer Meister.

 

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HF: Du hast eben die Videos angesprochen…. Euer Konzept, Monat für Monat einen Song vor Veröffentlichung des Albums und im Nachhinein weiterhin den Rest der Songs zu veröffentlichen, ist mir meines Wissens so noch nicht untergekommen. Wie ist die Idee entstanden?

MD: Da kannst Du mal sehen, selbst die Old Gang hat mal neue Ideen.  

Wir sind ja keine Touring Band; es schließt sich keine Tournee an, ist auch nicht geplant, was aber nicht heißt, dass wir nie live auftreten…. Es folgt halt nicht den „normalen“ Regeln. Die eigentliche Frage war, wie wir die Aufmerksamkeit auf die Platte lenken können, ohne Konzertankündigungen im Rücken.

Daraus entstand dann die Idee mit den Videos. Die Frage war dann, wie man 12 Videos ohne „Spielfilmproduktion“ umsetzen kann. Wir haben uns dann selber gefragt, was wir persönlich sehen wollen, wenn wir uns Clips anschauen. Und wir alle möchten die Musiker sehen, wie sie dastehen und spielen. Live, im Studio oder im Proberaum, völlig egal; aber eben die Musiker.

Den computergenerierten KI-Kram will man nicht sehen und ich will auch nicht sehen, wie in den Achtzigern, bei Whitesnake sich die Freundin von Coverdale auf einer Motorhaube räkelt. War alles schön, aber das interessiert heute keinen mehr; uns jedenfalls nicht.

Was ich toll fand, waren die Videos von Deep Purple zur letzten Platte, einfach im Proberaum oder Studio stehen und spielen. Stefan sah das genauso, und dann haben wir gesagt, das machen wir auch so. Bauen auf in einem Studio und spielen. Wir hatten einen riesigen Spaß daran.

Stefan war dann da auch federführend, weil er ja auch Videoproduktionen macht. Das kann er auch. Es gibt eigentlich nichts, was er nicht kann. Wir haben dann die 12 Songs in einer Woche am selben Ort abgedreht. Es wird dann auch nicht langweilig, weil immer Dinge geändert sind: das Color Grading, das Setting, die Gitarren (lacht)… Kleinigkeiten. Das hat sich bewährt und die Plattenfirma war froh, denn wann bekommt man schon mal 12 Videos von einer Band?

Ich finde das Konzept klasse und offensichtlich haben viele Leute drauf gewartet. Und was mich überrascht hat war, dass einige Leute darauf gewartet haben, dass ich mich da präsentiere. Ich bin nicht ganz uneitel, aber dass so viele Leute sagen, endlich wieder der Dieth mit dem Udo, das überrascht und freut mich schon.

 

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HF: Als ich das erste Mal gehört habe, dass 12 Songs im selben Stil produziert würden, habe ich befürchtet, dass die Geschichte schnell langweilig wird. Ist es aber nicht geworden, und daran sind meiner Meinung nach die Songs selber der Grund, weil sie doch so unterschiedlich sind. Es sind ja auch keine Filler, sondern ausschließlich Killer. So haben die Songs die Videos getragen…

MD: Ja, ich glaube, damit hast Du recht. Jeder Song hat sein eigenes Flair und wir bekommen auch von den Fans die Bestätigung, dass kein Ausfall, kein Füller dabei ist.

Ich bin mal gespannt, was die Leute zu den nächsten Videos sagen. Bisher haben sie die Songs ja nur als Video bekommen. Jetzt nach Veröffentlichung der Platte haben die Leute ja nicht mehr nur das visuelle Ding, sondern haben sie Songs einfach erst nur gehört. Das geht jetzt noch bis März nächsten Jahres. Jeder Monat, am 06., ein neues Video.

 

HF: Für mich persönlich ist „Babylon“ ein Meisterwerk geworden. Zum einen, weil ich den Spirit der guten alten Achtziger heraushöre, zum anderen, weil dieser Spirit perfekt in die heutige Zeit einfließt. In eine heutige Zeit, in der der Trend des Metals eigentlich viel kompromissloser ist. Habt Ihr das Songwriting bewusst in diese Achtziger Jahre Spirit Ecke gelenkt?

MD: Ich kann da nur für mich sprechen. Nein, bewusst war da sicher nichts. Peter hat geniale Ideen, die Manuela sowieso, so dass ich noch nicht einmal für jeden Song sagen kann, von wem die ursprüngliche Idee stammt. Was ich aber sagen kann ist, dass wir niemals eine Diskussion geführt haben, dass ein Song in eine spezielle Richtung laufen muss.

Jeder hat seine Ideen auf den Tisch gebracht. So z.B. bei „Propaganda“ wollte ich unbedingt mit einer Stratocaster spielen, weil das Stück für mich einen schönen Rainbow Vibe hat. Eine Musik, mit der ich aufgewachsen bin. Die Idee zum Stück kam glaube ich von Stefan und Manuela… Sven war glaube ich auch daran beteiligt.

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Und ich wollte dann die Stratocaster dabeihaben, weil aus meiner Sicht der Song das brauchte. Die anderen haben nur gesagt, ok, dann mach. Der Einsatz der Stratocaster ist für mich auch eine Art Huldigung an Ritchie Blackmore. Aber das hat nichts damit zu tun, dass wir jetzt klingen wollten wie Rainbow. Einfach nur die künstlerische Freihat, die man sich genommen hat.

Alles in allem ist es diese Chemie, die gewisse Assoziationen hervorruft. Es stand zu keiner Zeit ein Plan dahinter, dass ein Song in eine bestimmte Richtung komponiert werden müsste.

So gab es auch Stimmen, die sagten, „Beyond The End Of Time“ erinnere sie an „Princess Of The Dawn“ .

Da kann ich nur sagen: richtig, ist beides D Moll. Ja, das Riff erinnert daran; aber wieso nicht?

 

HF: Was mir direkt aufgefallen ist, dass es doch einige, sagen wir mal für Udo, untypische, kantige gesangliche Facetten gibt, die aber spätestens im Refrain eingängig und hymnenhaft werden. Speziell „Dead Man’s Hand“ sticht da heraus. Ich war mir beim ersten Hören nicht sicher, ob mir der Song am Ende als Ganzes gefällt. Aber der Weg vom (für mich) nicht so eingängigem Song zum massentauglichen Refrain hat mich letztendlich überzeugt. Sind die Kombination aus unterschiedlichen Stilen innerhalb eines Songs gewachsen oder schon mit Kalkül eingesetzt?

MD: „Dead Man’s Hand“ ist ein gutes Beispiel. Als ich den Entwurf zu dem Song das erste Mal gehört habe, hab ich zu Stefan Kaufmann gesagt: ‚was soll das denn sein‘? Der Chorus poppig, die Bridge mit Wah-Wah Gitarren, erinnert mich sogar an Abba… überraschend, aber toll!

Das hat dann auch den einen oder anderen zu kritischen Anmerkungen herausgefordert. Aber ich find’s trotzdem geil, machen wir. Das ist ein gutes Beispiel dafür, dass wir tatsächlich diskutiert haben, ob wir hier und da nicht zu weit gehen und vielleicht die Hucke voll bekommen. Aber schlussendlich war es uns gleich, einfach weil wir es gut finden.

So ist bei den ersten Reaktionen auf YouTube auch alles dabei. Die einen sagen, es sei der blödeste Song, andere, es sei der tollste Song.

Letztendlich: Wir wollen ja nicht die Welt verändern; wir wollen den Leuten nur ein Lächeln aufs Gesicht zaubern.

 

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HF: Inwieweit haben sich die beiden Jungspunde Sven und Manuela auf Euch alten Herren eingelassen? Gab es Situationen beim Songwriting, bei dem die beiden „gestreikt“ haben?

MD: Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Als Stefan und Sven die Drum Parts durchgegangen sind, da hat Sven jede Menge Input geliefert.

Sven ist ja inzwischen auch ein alter Hase, ein professioneller, unglaublich guter Drummer. Außerdem hat er viel zu den Texten beigetragen.

Und Manuela macht unheimlich viele unterschiedliche Engagements, und ihr kannst du nichts vormachen. Willst Du aber auch nicht.

Das Besondere bei Manuela, die ja an sich nicht vom Hard Rock und Metal kommt, ist für mich, wie sie sich einfügt und die Herausforderung annimmt, und es mit ihrer Stimme schafft, in den Spots, die sie hat und die sie sich schafft, Glanzpunkte zu setzten. Einfach sensationell.

Manuela komponiert komplett anders, als wir es mit U.D.O. gemacht haben. Da haben wir ein Riff gehabt und zum Schluss kam die Gesangsmelodie. Sie schafft erst die Gesangsmelodie und wir mussten dann die Riffs darauf aufbauen.

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Bei „Dead Mans Hand“ sind mir da anfangs fast die Finger abgebrochen. So würde ich das sonst nie spielen. Denn ursprünglich war das ein Lied mit Gesang und Piano. Das als Metal Riff zu bringen, dafür musste ich wirklich üben, bis das flüssig kam. Das ging mir gegen alle Finger.

Das ist aber der Ansatz, der dem ganzen Projekt so guttut. Und Kaufmann ist da Gott sei Dank dem allem gegenüber sehr offen. Alles, was den Horizont erweitert und raus aus der Comfort Zone.

Uns wäre nie so ein Riff eingefallen, weder Peter, noch Stefan, noch mir…

In diesem Fall haben viele Köche den Brei mal nicht verdorben.

 

HF: Kommen wir langsam zum Ende. Das Thema Konzerte, auf das Eure Fans mit Spannung hoffen. Dass eine komplette Tour auf Grund anderer Verpflichtungen schwierig ist, kann ich nachvollziehen. Bieten sich da nicht die Festivals an? Gibt es bereits vorsichtige Pläne?

MD: Es gibt nichts Konkretes. Wir haben ja am Anfang gesagt, dass wir mit dem Projekt nicht live auftreten, schon aus dem Grund, weil Udo keine Zeit hat und komplett durchgetaktet ist.

© Eddi Bachmann Photography

Aber auch in dieser Branche gibt es den Spruch: ‚Sag niemals nie‘, und wenn das Album jetzt so gut ankommt, kann das das Ganze natürlich beflügeln.

Natürlich hätte man Lust, live zu spielen, aber um den Leuten die Show zu bieten, die sie verdient hätten, bedarf etwas mehr an Vorbereitung. Wir müssten da unbedingt proben, auch weil ja so Old Gang Typen wie Kaufmann und ich dabei sind. Wir gehen nicht auf die Bühne, wenn wir nicht ordentlich geprobt haben. Das ist unser eigener Anspruch.

Es gibt schon Buchungsanfragen, aber ich weiß gar nicht, ob ein Festival das Richtige wäre. Zwei Wochen Proben, um dann einen Tag auf der Bühne zu stehen. Da würde sich vielleicht so was wie eine zweiwöchige Tour eher lohnen.

 

HF: Gott sei Dank ist die Festival Saison ja sehr lang, also zwei Wochen Proben und dann ein dutzend Festival Auftritte käme doch gut 😊

 

Interview: Jörg Schnebele

Bilder: Eddi Bachmann Photography

 

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