Headbangers Church: God Gave Rock N‘ Roll To You

Eher durch einen Zufall, nämlich durch den Post von Judith Kroll auf Facebook, habe ich Mathias Fuchs und seine „Headbagers Church“ entdeckt.
Für mich war es faszinierend, wie Mathias es umsetzt, Gottesdienst und Heavy Metal in Gänze zu verbinden.
Lichttraversen in der Kirche, ausreichend Verstärker Power und eine Liveband, die quer durch die Metal Geschichte covert und Songs von Kiss, AC/CD oder Black Sabbath präsentiert.
Das Publikum? Leute in Kutten, Leder, Nieten, Alt neben Jung, und alle in bester Stimmung. Mathias Fuchs als Geistlicher genauso hingerissen von der Stimmung, wie all die, die den katholischen Tempel zum Bersten gefüllt haben.
Für mich ein guter Grund, die Hintergründe der katholischen Metal Kooperation zu durchleuchten und Mathias zum Gespräch zu bitten.

 

HF: Mathias, bevor wir ins Eingemachte gehen, stell Dich und Deinen Werdegang bitte unseren Lesern vor.

MF: Mein Name ist Mathias Fuchs, ich bin katholischer Theologe und arbeite als Pastoralreferent in der Kirchengemeinde Bruchsal Michaelsberg und als Gefängnisseelsorger in der JVA Bruchsal.

 

HF: Bist Du selber Musiker, der aktiv in einer Metalband spielt?

MF: Ich bin eigentlich Schlagzeuger, hab aber nur als Teenie in einer Metalband gespielt. Ich stehe lieber vor der Bühne und feiere die Bands zusammen mit der Menge 😉

  

HF: Ich war begeistert, als ich ein paar Videos der Headbangers Church auf Facebook gesehen habe. Volles Haus und eine Stimmung, die man so nicht aus der Kirche kennt. Wie hat das Ganze begonnen und wie oft findet dieser Gottesdienst statt?

MF: Begonnen hat das Ganze im Spätsommer 2023 in einem Biergarten. Wir saßen zu dritt beisammen, ich habe von Wacken erzählt und geschwärmt und berichtet, dass ich davon träume, die Kraft und Lebendigkeit des Metal in die Kirche zu bringen in einen Gottesdienst. Und dann haben wir zusammen überlegt, wie war das am besten anstellen könnten. Im Mai letzten Jahres war es dann soweit, unsere Headbangers´ Church feierte ihre Premiere – vor allem Haus! Unsere Kirche platzte aus allen Nähten, so voll war es. Und die Stimmung war wunderbar. So voller Leben, Freude und geiler Musik. Es war einfach ein Traum. Und seitdem machen wir das ein- bis zweimal im Jahr.

 

HF: Auf den Videos spielte eine Band; Lichttraversen, genug Verstärker Leistung… Das bedeutet aber auch ein gewisser logistischer Aufwand. Ist Live Musik mit einer Band immer dabei oder geht da auch mal was aus der Konserve.

MF: Bisher sieht unser Konzept es vor, dass immer eine Band dabei ist und live spielt. Unsere MetalGodZ powered by Gelbsucht and Friends. Die sind einfach genial, die Jungs und Mädels, die haben es drauf. Und darin liegt auch der Reiz des Ganzen: eine klassische Kirche, dazu geile Musik, passendes Licht und dann noch etwas aus der Bibel, eine kurze Predigt und das gemeinsame Gebet.

  

HF: Die katholische Kirche hat gerade in den letzten Jahren durch Missbrauchsfälle, Vertuschungen etc stark an Mitgliedern verloren. Die proppenvolle Kirche bei Headbangers Church zeigt aber, dass es jede Menge gläubige Christen (auch unter den Headbangern) gibt.
Als ehemaliger Theologie Student befand ich mich selber immer im Zwiespalt. Glaube ja, aber „das Bodenpersonal“ gefiel mir gelinde gesagt nicht. Ist das auch die Resonanz, die Du von den Besuchern erhältst?

MF: Viele Besucher argumentieren ganz ähnlich wie du, Jörg. Und das ist auch völlig in Ordnung. Jede und jeder ist bei unseren Gottesdiensten willkommen – so wie er oder sie eben ist. Egal ob ausgetreten aus der Kirche oder nicht, Hauptsache, man ist mit dem Herzen dabei. Und das sind meiner Erfahrung nach dann auch alle.

 

HF: Selbst, wenn sich die katholische Kirche mehr und mehr liberal darstellt, denke ich, dass die Absegnung von oben für diese Gottesdienste nicht einfach zu bekommen war, oder?

MF: Es hat einiges an Arbeit im Hintergrund benötigt. Solch eine Idee muss ja in ein Konzept gegossen werden und dann müssen Menschen davon überzeugt werden. Das ist uns aber richtig gut gelungen, und bisher hat uns noch keiner Steine in den Weg gelegt, ganz im Gegenteil. Wir bekommen sogar eine gewisse finanzielle Förderung, um die Gottesdienste machen zu können.

 

HF: Gab es Auflagen der Kirche, denen Du folgen musst? Evtl Bands, die für die Kirche auf dem Index stehen? Gibt es Grenzen bei der Songauswahl?
In den Videos wurde sowohl „God Gave Rock N Roll To You“ als auch „Heaven And Hell” gespielt.

 MF: Ich habe keinerlei Auflagen bekommen, bin aber gemeinsam mit meinem Team und mit der Band sehr sensible, was Songauswahl und Gestaltung der Gottesdienste angeht.

  

HF: Probleme werden nicht aus der Welt geschafft, in dem man sie totschweigt. Setzt Ihr Euch mit den Themen „Black Metal“, „Satanismus“ oder „Sex“ and „Drugs“ auseinander?

MF: Diese Stichworte sind natürlich immer mal wieder Thema bei uns, schließlich gehören sie ja auch in den Kosmos des Heavy Metal. Natürlich ist keiner von uns Anhänger des Satanismus und niemand huldigt irgendwelchen Drogen, wir wollen ja schließlich alle gesund alt werden 😉

 

HF: Arbeiten Fans der „Headbangers Church“ auch aktiv an der Gestaltung des Gottesdienstes in Form von Predigten, Fürbitten etc mit?

MF: Bisher noch nicht. Aber meine Tür wäre dafür natürlich jederzeit offen.

 

HF: Ich nehme an, dass die sieben Sakramente der katholischen Kirche mit einfließen: Taufe, Eucharistie, Firmung, Ehe, Buße (Beichte), Weihe und Krankensalbung. Ist das so?

MF: Ich weiß jetzt nicht genau, inwiefern du dies meinst. Fakt ist aber, dass wir absichtlich keine Eucharistie feiern, sondern einen Wortgottesdienst. Wir glauben, dass dies die richtige Form des Gottesdienstes für unsere Zielgruppe ist.

 

HF: Ist der von Dir durchgeführte Gottesdienst im Rahmen einer Eucharistie (Heilige Messe), oder eine „Light“ Version davon?

MF: Wenn man so will, dann ist es eine Lightversion. Keine Eucharistiefeier, weil wahrscheinlich viele unserer Gottesdienstbesucher gar nicht genau wüssten, was die Eucharistie genau bedeutet und wie sie sich dann verhalten sollten. Und da unser Angebot bewusst niederschwellig ist, passt das dann ganz gut so.

 

HF: Bisher habe ich lediglich aus Wacken die Erfahrung gemacht, dass Kirche und Metal Hand in Hand gehen. Hast Du Kontakt zu anderen Geistlichen, die auch derartige Gottesdienst veranstalten oder es vielleicht gerne tun möchten, aber nicht den Mut haben, es umzusetzen?

MF: In der Schweiz gibt es einen evangelischen Pfarrer, der regelmäßig zur Metal Church einlädt und das richtig toll macht. Außerdem höre ich immer wieder mal von anderen Christen, die Lust haben, Metal und Gottesdienst zu verbinden. Und beim Metalfestival „Blast of eternity“ des CVJM Heilbronn gibt es auch in jedem Jahr zum Abschluss des ersten Abends einen Gottesdienst. Da war ich bei der letzten Auflage als Prediger eingeladen.

 

HF: Gibt es bei Dir weitere Ideen, dieses „Konzept“ (ist nicht despektierlich gemeint) weiter auszubauen? Was schwebt Dir evtl noch vor?

MF: Ideen habe ich so einige, manches davon auch schon umgesetzt. Vor Weihnachten habe ich zu einem Abend in die Kneipe eingeladen. Tattoos und Glauben war das Thema und wir haben auch alles Tattoos gesegnet, die gesegnet werden wollten. Weitere Ideen gibt es, ich würde beispielsweise auch gerne etwas in Kooperation mit unserem Schwimmbad machen. Mal sehen. Und nicht zu vergessen: am 20. Dezember 2025 findet um 17.00 Uhr die nächste Headbangers´ Church statt – als Christmas Edition 😊 Ihr seid alle herzlich willkommen!

HF: Vielen Dank für das Interview. Vielleicht ist der Eine oder andere ja neugierig geworden….

 

Interview: Jörg Schnebele

Bilder: zur Verfügung gestellt von Martin Frings

 

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