
© Harvest
Geschrieben von: Tim Karow
Band: Harvest
Album: For The Souls We Have Lost
Genre: Gothic Metal
Plattenfirma: Argonauta Records
Veröffentlichung: 26.09.2025
In Zeiten, in denen Paradise Lost mit ihrem jüngsten Werk erneut die Messlatte für alles Düster-Melancholische weit nach oben gehievt haben, ist es fast schon mutig, als junge Band im gleichen Fahrwasser mitrudern zu wollen. Doch genau das tun Harvest. Ein italienisches Quartett, das sich der Schwermut verschrieben hat, lange bevor „For The Souls We Have Lost“ überhaupt ein Label-Heim fand. Nun steht das Debüt auch offiziell im Regal, und muss sich natürlich an den britischen Meistern messen lassen.
Schon nach wenigen Takten wird ganz klar und deutlich, dass Harvest wissen, wie man Atmosphäre erschafft. Tiefe Gitarren, getragen von zähen, fast stoisch marschierenden Rhythmen, tauchen alles in ein fahles, graues Licht. Die Produktion klingt bewusst roh, erdig und organisch, keine Spur von steril-glatter Hochglanztristesse. Songs wie „To Fall Apart In Silence“ oder „Echoes Of The Departed“ kriechen in aller Seelenruhe aus den Boxen, breiten sich aus wie kalter Nebel über alten Gräbern und tragen jene Schwere, die irgendwo zwischen Paradise Lost, My Dying Bride und frühen Moonspell liegt.
Wenn Harvest sich Zeit lassen, um ihre Harmonien reifen zu lassen, blitzt ihr Potential am deutlichsten auf. Die Gitarren malen breite Klangflächen, die Vocals (irgendwo zwischen flehender Klage und matter Resignation) , führen das Gesamtbild zu einem düsteren Höhepunkt. Doch genau hier liegt auch der Knackpunkt. „For The Souls We Have Lost“ ist stimmungsvoll, aber selten überraschend. Es fehlt an jenen Momenten, in denen Schmerz in Wut kippt oder Melancholie in kathartische Explosion übergeht. Die Death-Metal-Wurzeln, die man im Gitarrensound nur erahnen kann, hätten hier gutgetan, um das monotone Schlurfen ab und zu aufzubrechen.
Trotzdem, Harvest sind keine Dilettanten. Sie verstehen ihr Handwerk, bauen Atmosphäre mit Sinn und Struktur auf und liefern ein Debüt, das in puncto Sound und Haltung durchaus überzeugen kann. Nur fehlt noch der Mut, den grauen Nebel ab und zu mit einem grellen Lichtblitz zu durchbrechen.
„For The Souls We Have Lost“ ist kein Geniestreich, aber ein respektabler Start. Harvest zeigen, dass sie wissen, wie man Schwermut vertont, ihnen fehlt lediglich noch der Instinkt für die großen, packenden Momente. Wer auf klassischen Gothic/Doom mit melancholischem Herzschlag steht, wird hier definitiv fündig. Der nächste große Wurf aber kommt, mal wieder, von der Insel, nicht vom Mittelmeer. Von mir gibt es 8 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist:
01 Born Alone
02 Floating Leaves
03 In Shapes Of Beast
04 Remembrance
05 Hunter Of Souls
06 Shining Moon
07 The Path Of Light
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