Grizzly – Duracell-Hasen, Klassenfahrt-Feeling und Pizza für alle

Photo by Angela Regenbrecht Photography

Es kommt ja immer alles anders als man denkt. Ursprünglich wollte ich mit den Jungs von Grizzly vor ihrem Konzert in Köln im März diesen Jahres ein Interview führen und hatte meinen Stapel Fragen schon eingepackt, als die krankheitsbedingte Absage des Konzertes kam. Und der Nachholtermin Anfang Juni passte absolut nicht in meinen Zeitplan.

Da ich natürlich trotzdem neugierig war und mir Bassist Dome Anfang des Jahres bewiesen hatte, dass auch Bärentatzen eine Tastatur bedienen können, haben wir das Interview dann kurzerhand einfach per Mail gemacht.

Diesmal hatte Shouter Kevin die Fleißaufgabe, meinen Fragen-Katalog zu beantworten.


HF: Ich hatte vor eurer Tour ja schon mal mit Dome ein kurzes Interview geführt. Damals hatte ich gefragt, wer bei euch so richtig nervös und wer total entspannt im Hinblick auf die Tour ist. Er meinte, ihr wäret alle nervös und extrem hibbelig, da es ja eure erste Headlinertour ist. Jetzt ist die Tour mit dem Nachholtermin in Köln endgültig vorbei. Wie sieht es jetzt mit dem Hibbeligkeitsfaktor vor Auftritten aus? Hat sich das auf normalem Niveau eingespielt oder seid ihr immer noch nervöser als z.B. bei Support-Auftritten?

Kevin: Hi! Zuerst einmal: schön, dass wir das Interview nun nachholen können. Leider hatte mich die Grippewelle am Tag vor unserer ursprünglich geplanten Köln-Show voll erwischt, weshalb wir das Konzert verschieben mussten. Wir haben die Show aber inzwischen nachgeholt und wie sich herausgestellt hat, war Köln eines unserer absoluten Highlights dieser Tour. Zu deiner Frage: Die Nervosität zog sich durch unsere gesamte Tour. Der Grund dafür ist einfach, dass wir in manchen der Städte noch nie gespielt hatten, in anderen lediglich als Support und da weiß man natürlich nicht, wie die ganze Geschichte dann wird.

HF: Wie habt ihr die Tour so insgesamt erlebt? Wie waren die Fan-Reaktionen und was hat euch besonders gefallen/beeindruckt? An was musstet ihr euch gewöhnen jetzt so als Headliner?

Kevin: Die Tour war ein unheimlicher Erfolg für uns. Zu sehen, dass und wie viele Menschen zu unseren Shows kommen, unsere Texte mitsingen, mit uns tanzen und einfach einen guten Abend haben, war unbeschreiblich. Wir waren jeden Abend aufs Neue überrascht, welche Energie im Publikum vorhanden war. Den Fans hat die Tour meinem Empfinden nach ebenfalls sehr gut gefallen, da man einige Gesichter häufiger, gefühlt sogar auf jeder Show gesehen hat. Dafür wollen wir uns ausdrücklich bedanken. Den Support, den wir erfahren dürfen, wissen wir sehr zu schätzen.
Natürlich hat die Headliner-Position gewisse Vorzüge, beispielsweise hat man durch das längere Set deutlich mehr Möglichkeiten eine facetten- und abwechslungsreichere Show zu gestalten, als bei einem 30-Minuten-Support-Slot. Wir haben die Show über die Tour hinweg auch stetig verbessert und nachjustiert, sodass wir gegen Ende der Tour auch mit unterstützenden Lichteffekten gearbeitet haben.

HF: Was ist eigentlich das unglaublichere Gefühl, Chartseinstieg oder erfolgreiche Tour? Und was kam für euch überraschender?

Kevin: Es hat beides seinen Reiz. Der Charteinstieg ist eine direkte, in Zahlen messbare Belohnung für die harte Arbeit im Proberaum, dem Studio oder am heimischen Schreibtisch – quasi für den Schaffensprozess unserer Platte “POLAROIDS”, der teilweise wirklich anstrengend und kraftraubend war. Allerdings muss ich sagen, dass wir uns als absolute Live-Band verstehen und es lieben, vor Publikum zu spielen. Daher sind die erfolgreiche Tour und die mit unseren Fans gefüllten Clubs für uns der wesentlich größere Erfolg und das wird vermutlich auch immer so bleiben. Überraschend war allerdings, um ehrlich zu sein, beides gleichermaßen.

HF: Welchen Song spielst du/spielt ihr eigentlich am liebsten live? Und welcher Song hat euch live am meisten überrascht hinsichtlich der Publikumsreaktion? „Home“ zählt übrigens nicht als Antwort 😉

Kevin: Hahaha, warum wurde „Home“ denn ausgeschlossen?! (Anm. d. Red.: Weil Dome im Januar gesagt hat, „Home“ funktioniert live sehr gut. Wir wollen es den Musikern ja nicht zu einfach machen mit ihren Antworten 😉 ) Ich denke, pauschal für die gesamte Band beantworten kann ich die Frage leider nicht, da jeder vermutlich seinen ganz eigenen Favoriten hat. Meiner ist „Parents Nightmare“, da er ziemlich straight beginnt und dann aber sehr tanzbar wird, was live ein geiler Effekt ist. Bezüglich der Publikumsreaktion lieben wir es, am Anfang des Sets schnelle Songs zu zocken, um direkt ordentlich Gas zu geben. Die Songs, bei denen live das Publikum am meisten ausrastet, sind unsere bekanntesten Songs: “Every”, “Close at heart” und “Dirty Dudes”.

HF: Ihr habt jetzt in kürzester Zeit zwei Alben und eine EP geschrieben und aufgenommen, dazu haufenweise Live Auftritte etc. Gibt es eigentlich mal eine Woche am Stück, wo ihr euch nicht seht? Und wie verhindert ihr, dass ihr euch irgendwann total auf den Keks geht?

Kevin: Ja, solche Verschnaufpausen sind sehr wichtig. Gerade nach einer arbeitsreichen Zeit braucht man das. Weniger, weil man die Jungs nicht mehr sehen kann, sondern eher der Tatsache geschuldet, dass wir alle noch einen normalen Job haben und man natürlich auch seinen Freundeskreis, sowie die Beziehung mit seiner Partnerin pflegen muss und möchte.

HF: Wie ist bei euch so generell die Rollenverteilung in der Band? In euren Videos wirkt ihr, als wärt ihr alle eher so der Typ Duracell-Hase. Total aufgedreht und immer voller Energie. Gibt’s denn bei euch einen, der ein bisschen die Stimme der Vernunft ist und mal ein paar „aber“ anbringt? Und wer von euch ist so überdreht, dass es den anderen auch mal zu viel wird?

Kevin: Oh, da kann ich mich jetzt eigentlich nur in die Nesseln setzen. Naja, ich würde sagen, dass wir alle relativ ausgeglichen sind – vor allem VOR der Show. Wir haben mittlerweile eine eingespielte Rollenverteilung inne, sodass jeder genau weiß, was wann und wie zu tun ist. Anders würde das im Moment (ohne eine Crew von 10 Leuten um uns herum) auch gar nicht funktionieren.
Uns ist es IMMER sehr wichtig, professionell und zuverlässig abzuliefern. Das ist unser Versprechen gegenüber den Fans, die sich auf die Show freuen und teilweise weite Reisen dafür auf sich nehmen. Teilweise durch ganz Deutschland, teilweise sogar aus Belgien oder der Schweiz kommend. Speziell auf der Bühne also tatsächlich immer Duracell-Hase und Vollgas! NACH der Show ist das dann allerdings ganz unterschiedlich. So gibt es die ruhigeren Typen (darunter zähle ich mich) und es gibt… Zig & Bux hahaha.

HF: Anfang März musstet ihr den Ausstieg von Tom aus dem aktiven Bandgeschehen verkünden. Ein trauriger Moment für euch und die Fans. Wie waren die ersten Konzerte ohne ihn? Bleibt es bei eurer Entscheidung, zu fünft weiterzumachen oder denkt ihr doch drüber nach, vielleicht noch einen kleinen Bärenbruder zu adoptieren?

Kevin: Ja, wie du sagst war das wirklich ein trauriger Moment für uns, wie auch der Ausstieg von Flo im vergangenen Jahr schon. Wie auch Flo hat Tom einen enorm großen Teil dazu beigetragen, dass Grizzly so klingt, wie Grizzly eben klingt. Auch menschlich ist er ein wirklich klasse Kerl und guter Freund und so etwas tut einer Band aus Kumpels immer weh. Dennoch verstehen und respektieren wir seine Entscheidung und wir sind nach wie vor sehr gute Freunde. Live haben wir einen Weg für uns gefunden, wie wir auch zu fünft Alles abrufen können und das wird voraussichtlich auch erst einmal so bleiben. Es gibt keine Pläne, einen neuen Mann ins Boot zu holen, da es zu sechst auf so mancher Bühne auch einfach wirklich eng ist, haha. Das Bärenrudel neben und hinter der Bühne ist jedoch gewachsen, da wir inzwischen in den meisten Fällen mit eigenem Tontechniker, Lichttechniker und Merchboy am Start sind. Das nimmt uns viele Dinge ab, homogenisiert Licht & Ton und macht einfach noch mehr Spaß, weil es sich noch mehr nach Klassenfahrt mit Freunden anfühlt. Gruß an dieser Stelle an Benny, Tobi, Toby, Flo, Jan, Noffz und Miri, die sich hier abwechseln.

HF: Wann kommt eigentlich das Video zu „Dirty Dudes“? Einen Teil des Videos habt ihr ja im Februar mit Fans zusammen gedreht. Wie war das so?

Kevin: Das Video wird diesen Freitag, also am 15. Juni, über den Channel von IMPERICON veröffentlicht. Richtig, wir haben das gesamte Video mit unseren Fans, unserem Partner von Campee und ein paar richtig guten Skaterinnen und Skatern in Stuttgart in einer Skatehalle gedreht. Das Video wird im Stile der 2000er Skate und Pop-Punk-Ära erscheinen und hat unheimlich Spaß gemacht. Um das Bild abzurunden, gab es am Schluss noch Pizza satt für alle, haha.

HF: Als nächstes stehen ja Festivaltermine für euch an. Wie sieht die weitere Jahresplanung aus? Erstmal erholen oder treibt es euch direkt wieder in Proberaum oder sogar Studio?

Kevin: Genau, jetzt kommt eine fette Festivalsaison auf uns zu. Wir lieben Festivals und haben schon richtig Bock auf die Rutsche. Das Geile daran ist dieses Jahr, dass wir so viele unterschiedliche Festivals spielen. So gibt es klassische Metal-Festivals, wo wir mit Bands wie ICED EARTH spielen, aber auch gemixte Festivals, wo wir uns die Bühne mit Hip-Hop & Rap-Acts wie AHZUMJOT teilen. Das passt perfekt zu uns, weil wir genauso ticken, musikalisch sehr offen sind und das echt Spaß machen wird. Gegen Ende des Jahres kommen noch ein paar Clubshows und dann gibt es noch ein richtig dickes Ding kurz vor Weihnachten. Mehr darf an dieser Stelle aber leider noch nicht verraten werden. In diesem Sinne, immer mal wieder auf unserer Facebook-Seite oder Homepage vorbeischauen, dann bekommt man alle wichtigen Dinge mit!

HF: Vielen Dank für das Interview. Wir wünschen euch für die Zukunft alles Gute und beim nächsten Mal erwische ich euch hoffentlich auch endlich live;-)

Kevin: Auch von unserer Seite noch einmal vielen Dank für die Geduld und das schöne Interview und beim nächsten Mal gibt es dann ein kühles Blondes dazu! Ganz liebe Grüße!

Interview: Katja Rohloff

Weitere Infos:
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Website von Grizzly

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