GOAD – Dusketha

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Geschrieben von: Tim Karow
Band: GOAD
Album: Dusketha
Genre: Progressive Rock / Symphonic Doom / Art Rock
Plattenfirma: My Kingdom Music
Veröffentlichung: 10.10.2025

 

Mit „Dusketha“ legen die italienischen Prog-Veteranen GOAD ihr vielleicht ambitioniertestes Werk seit der Gründung in den späten 1970ern vor. Schon der Titel, eine Wortschöpfung irgendwo zwischen „Dusk“ und „Eurydice“ , deutet an, wohin die Reise geht: hinab in Zwielicht und Erinnerung, in mythisch aufgeladene Klanglandschaften zwischen Leben und Tod, Traum und Bewusstsein. Über zwei CDs und fast zwei Stunden Spielzeit entfaltet sich hier ein Werk, das nicht einfach nur gehört, sondern erlebt werden will, eine sakrale, fast opernhafte Reise in den inneren Abgrund.

Bereits der Opener „Yes It Was Love (Message from a Cathedral)“ taucht tief in GOADs ureigenen Stilkosmos ein: ein elegisches Mellotron erhebt sich über warmen Hammond-Orgeln, während Maurilio Rossi mit seiner markanten, geisterhaft zerbrechlichen Stimme Worte flüstert, die mehr Gebet als Gesang sind. Das Ganze erinnert an eine düstere Version von Van der Graaf Generator, mit der melancholischen Grandezza alter Genesis, doch GOAD klingen nie nostalgisch, sondern wie ein Beschwörer, der uralte Geister durch moderne Hallräume ruft.

„Alone Man in Empty Room“ und „Poor Skull (Reverend Brothers)“ führen diese düster-romantische Linie fort: schwere Basslinien, schwebende Gitarren und Orgeln, die wie Kirchenglocken über dem Nebel schweben. Die Band versteht es meisterhaft, Dramatik und Dekadenz zu vereinen, kein Song verkommt zum Selbstzweck, alles wirkt durchdacht und theatralisch in Szene gesetzt. Die Musik atmet wie eine gotische Kathedrale: monumental, ehrwürdig, voller Staub und Glanz.

In der Mitte des Albums erreicht Dusketha mit „To an After Time My Harmonies“ und „And Still We’ll Dance into the Light of Heaven“ seinen emotionalen Kern. Hier verschmelzen barocke Kompositionselemente mit Progressive-Rock-Strukturen zu einer fast sinfonischen Erfahrung. Streicher und Flöten umrahmen schmerzlich schöne Gesangslinien, die von Vergänglichkeit, Tod und spiritueller Wiederkehr handeln. Das Ergebnis ist Gänsehaut pur, eine Musik, die ebenso aus der Vergangenheit hallt wie aus einem jenseitigen Raum.

Die zweite CD beginnt mit dem monumentalen „Stop and Consider Life is But a Day“, einer 13-minütigen Meditation über das Sein, getragen von warmem Piano, sphärischen Synths und einem beinahe sakralen Crescendo. Danach folgen ruhigere, fast intime Stücke wie „Hush My Love (Lullaby for a Woman)“, die an die pastoralen Momente von King Crimson oder Peter Hammill erinnern. Doch GOAD wäre nicht GOAD, wenn sie das Album nicht mit finsterer Schönheit beschließen würden: „Finally Remembering I’m Dead“ ist ein stilles, beinahe filmisches Stück über das Auflösen des Ichs, ehe das finale „The Woodkeeper, A Collar of Red“ als Bonus-Track noch einmal alle Themen des Albums zusammenführt – Natur, Erinnerung, Tod, Erlösung.

Mit „Dusketha“ gelingt GOAD ein Werk von epischer Tiefe und emotionaler Wucht. Zwischen progressiver Opulenz und doomiger Melancholie entsteht ein Klanguniversum, das sich jeder schnellen Kategorisierung entzieht. Dieses Album ist kein einfacher Hörgenuss, es fordert Geduld, Hingabe und Offenheit. Doch wer sich darauf einlässt, wird mit einer spirituellen Erfahrung belohnt, die man kaum in Worte fassen kann.
Von mir kriegen die Prog-Veteranen 6,5 von 10 Hellfire-Punkten.

 

Tracklist

01 Yes It Was Love (Message from a Cathedral)
02 One of These Days (Is There Still Day?) 
03 Alone Man in Empty Room 
04 Poor Skull (Reverend Brothers) 
05 Daisy’ Rock 
06 To an After Time My Harmonies 
07 And Still We’ll Dance into the Light of Heaven 
08 My Feet in the Breaking Wave Sundown
09 Give It Not a Tear 
10 Stop and Consider Life Is But a Day
11 While I Kiss to the Melody (Night Sleepy Eyes)
12 Hush My Love (Lullaby for a Woman)
13 The Speed of My Nightmares
14 Let Out Song
15 Finally Remembering I’m Dead
16 Garden with Spectral Gleams
17 Foxsteps ön My Nylon Guitar
18 The Woodleepee , A Collar of Red (Bonus Track)

 

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