Coroner – Dissonance Theory

© Coroner

 

Geschrieben von: Tim Karow
Band: Coroner
Album: Dissonance Theory
Genre: Avantgarde- / Progressive- / Trash Metal
Plattenfirma: Century Media
Veröffentlichung: 17.10.2025

 

Jenseits der Grenzen, dort, wo Technik, Anspruch und Wahnsinn kollidieren, waren Coroner schon immer zuhause. Seit den späten Achtzigern bewegt sich das Zürcher Trio in einer eigenen Umlaufbahn, fernab gängiger Thrash-Muster. Ihr Sound war nie nur Metal, er war immer ein Experiment zwischen Klassik, Jazz und industrieller Kälte. Mit „Dissonance Theory“ setzen Coroner diesen Weg nach über drei Jahrzehnten fort, und zeigen eindrucksvoll, dass wahre Avantgarde nicht altert.

Seit dem letzten Studioalbum „Grin“ sind 32 Jahre vergangen. In dieser Zeit hat sich vieles verändert, nur nicht die DNA dieser Band. Coroner galten schon immer als verkannte Genies: zu komplex für die Masse, zu visionär für die Zeit. Ihr Einfluss auf Death Metal, Prog und technische Extreme ist unbestreitbar, und doch blieb der große Durchbruch aus. Die Reunion 2011 brachte die alten Geister zurück, nun folgt mit „Dissonance Theory“ endlich der Beweis, dass diese Band immer noch Maßstäbe setzen kann.

Schon der Opener „Consequence“ lässt keinen Zweifel: Coroner klingen heute massiver, wuchtiger und präziser denn je. Gitarrist Tommy Vetterli und Bassist Ron Broder verschmelzen ihre Parts zu einem metallischen Organismus, der jede Sekunde unter Spannung steht. Die Produktion ist glasklar, eiskalt, und trotzdem menschlich, ein seltener Spagat.

„Sacrificial Lamb“ legt die Betonung auf Schwere statt Geschwindigkeit. Ein langsames, gnadenlos treibendes Monster, das wie ein Uhrwerk aus Stahl funktioniert. Danach zeigen Songs wie „Crisium Bound“ und „Symmetry“, dass Komplexität bei Coroner nie zum Selbstzweck wird. Jeder Break, jede Wendung wirkt berechnet, aber nie steril.

Spätestens bei „The Law“ und „Transparent Eye“ wird klar, dass die Schweizer noch immer Meister ihres Fachs sind. Der Groove, das Riffing, die kontrollierte Raserei, alles sitzt. Man hört, dass hier drei Musiker auf höchstem Level kommunizieren. „Dissonance Theory“ ist ein Album, das dich nicht sofort umarmt, sondern dich herausfordert, und genau das macht es so faszinierend.

Mit „Trinity“ zieht die Band das Tempo noch einmal an, bevor das finale Doppel „Prolonging / Renewal“ das Album in einem gewaltigen Strudel aus Emotion und Energie beendet. Nach 47 Minuten bleibt nichts als Staunen, und der Gedanke, dass sich Geduld manchmal wirklich lohnt.

Nach 32 Jahren melden sich Coroner mit einem Album zurück, das alles andere als Nostalgie ist. „Dissonance Theory“ klingt frisch, modern und doch unverkennbar nach Coroner. Ein Werk von Meistern, die ihre Kunst perfektioniert haben und dabei immer noch über sich hinauswachsen.
Prädikat: Avantgarde in Reinform.
Bewertung: 9,5 von 10 Hellfire-Punkten.

 

Tracklist

01 Oxymoron
02 Consequence
03 Sacrificial Lamb
04 Crisium Bound
05 Symmetry
06 The Law
07 Transparent Eye
08 Trinity
09 Renewal
10 Prolonging

 

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