
© Codex Nero
Geschrieben von: Tim Karow
Band: Codex Nero
Album: Ordo Acherontis
Genre: Black Metal
Plattenfirma: Independent
Veröffentlichung: 21.09.2025
Manchmal fällt einem ein Album in die Hände, das sofort klarstellt, warum man dieses Genre liebt, warum Black Metal nach all den Jahren noch immer diese raue, ungezähmte Macht besitzt. „Ordo Acherontis“, das aktuelle Werk von Codex Nero, ist genau so ein Fall: ein infernalischer Sturm aus rasiermesserscharfen Riffs, pechschwarzer Atmosphäre und kompromissloser Energie. Kein nostalgisches Abziehbild der alten Schule, sondern eine gnadenlose Weiterentwicklung jener Finsternis, die einst von Bands wie Darkthrone, Gorgoroth oder Immortal entfacht wurde.
Schon in den ersten Sekunden brennt die Band ihr Manifest in Stein: tremolierende Gitarren, die wie Klingen durch Fleisch schneiden, präzise und doch mit rauem Charakter gespielt. Der Sound ist roh, aber nicht schlampig, modern produziert, ohne die Seele des Genres zu opfern. Die Drums pendeln zwischen manischem Blastbeat-Gewitter und stampfender, fast ritueller Wucht, die an eine dämonische Zeremonie erinnert. Und über allem erhebt sich der Gesang, kein reines Fauchen, sondern ein wahnsinniges, fast schon besessenes Röcheln, als würde eine uralte Kreatur aus der Unterwelt selbst sprechen.
Was „Ordo Acherontis“ wirklich auszeichnet, ist sein Gespür für Atmosphäre. Codex Nero erschaffen eine Welt aus Asche, Feuer und Verzweiflung, ganz ohne orchestrale Hilfsmittel oder Effekthascherei. Hier trägt die Gitarre die Melancholie, der Bass das Gewicht, und das Schlagzeug den unbarmherzigen Herzschlag des Ganzen. Die Songs wirken wie Visionen eines apokalyptischen Rituals, düster, aber nicht belanglos, roh, aber nie plump. Jeder Track besitzt eine eigene Dynamik, die zwischen wütender Raserei und bedrückender Schwere oszilliert, immer mit dem Ziel, den Hörer tiefer in den Abgrund zu ziehen.
Auch strukturell zeigt sich das Album bemerkenswert reif: Codex Nero brechen die gewohnten Black-Metal-Formeln auf, ohne die Essenz zu verlieren. Tempowechsel und unvorhersehbare Wendungen verleihen der Musik einen Sog, der nie nachlässt. Man spürt, dass hier Musiker am Werk sind, die das Genre nicht nur studiert, sondern verinnerlicht haben, die wissen, dass wahre Dunkelheit nicht aus Klischees, sondern aus Überzeugung entsteht.
Die Produktion trifft den perfekten Punkt zwischen Klarheit und Chaos. Nichts wirkt glattpoliert, aber jedes Detail sitzt dort, wo es hingehört. Der Sound ist dicht, unnachgiebig und gefährlich, wie ein Sturm, der kurz davorsteht, alles mit sich zu reißen.
„Ordo Acherontis“ ist kein weiteres Stück im überfüllten Puzzle moderner Black-Metal-Veröffentlichungen, es ist ein glühender Beweis dafür, dass die Flamme noch brennt, wilder und zerstörerischer als je zuvor. Codex Nero ehren ihre Wurzeln, ohne sich darin zu verlieren, und schmieden ein Werk, das gleichzeitig Tradition und Erneuerung verkörpert. Es ist kalt, brutal, fesselnd, und es erinnert daran, dass Black Metal, wenn er mit Leidenschaft und Instinkt geschaffen wird, noch immer die Macht hat, Seelen zu verschlingen.
Von mir kriegen Codex Nero 9 von 10 Hellfire-Punkten.
Tracklist:
01 Ordo Acherontia
02 Death as Metamorphosis
03 Ignis Maledicto
04 Abhorrent Death Eater
05 Tenebris Amenti
06 The Omen Heralds
07 Let the Darkness Reborn
08 Emissary
Mehr Infos:










