Außerwelt – Breath

© Außerwelt

 

Geschrieben von: Tim Karow
Band: Außerwelt
Album: Breath
Genre: Post Metal
Plattenfirma: Moment Of  Collapse
Veröffentlichung: 02.10.2025

 

Schaut man sich die Entwicklungen im härteren Segment des Post Metals etwas genauer an, kann man durchaus nachvollziehen, warum Außerwelt der Meinung sind, dass sich ein Großteil der Szene inzwischen selbst in festgefahrene Strukturen gezwängt hat. Vieles klingt vorhersehbar, die Neugier ist geschrumpft, der Mut zum Risiko verflogen. Dass das auch anders geht, beweisen die Münsteraner nun eindrucksvoll mit „Breath“.

Schon auf ihren drei vorherigen EPs (Die Knorke Titel wie „Our Lives OutOf Balance“) , hat sich die Band konsequent gegen diesen Trend gestemmt. Keine bloße Kopie der üblichen Mixtur aus sphärischen Klängen, melodischen Fragmenten und gelegentlicher Brachialgewalt. Für Außerwelt ist Post Metal kein Korsett, sondern eine offene Fläche. Ein Ort, an dem man Brücken schlagen kann, an dem Kontraste zugelassen und Extreme ausgelebt werden dürfen, solange der emotionale Kern nicht verloren geht. Genau das ist auf „Breath“ gelungen, und zwar mit einer Konsequenz, die man dieser noch jungen Band kaum zugetraut hätte.

Über zwei Jahre haben die vier an diesen Songs gearbeitet, geschliffen, verworfen, neu gedacht. Man hört das in jeder Note. Hier wurde nichts dem Zufall überlassen, Es wurde mit voller Mühe zusammengetüftelt. Das Ergebnis ist ein 63-minütiges Epos, das vor Kreativität, Mut und Hingabe nur so strotzt.

Stilistisch ist das schwer einzugrenzen – und das ist das Beste daran. „Breath“ vereint akustische Passagen, die minutenlang die Zeit anhalten, mit massiven Gitarrenwänden, die direkt aus dem Black Metal stammen könnten. Dazwischen flirren cineastische Soundscapes, brodeln Death-Metal-Vibes, während plötzlich wieder Ruhe einkehrt, nur um sich kurz darauf in einem neuen Sturm zu entladen. Diese Dynamik ist außergewöhnlich: sie zieht dich rein, schleudert dich herum, lässt dich kaum zur Ruhe kommen, ohne je den Faden zu verlieren.

Das Faszinierende ist, dass Außerwelt bei all der Vielschichtigkeit nie den Überblick verlieren. Die Übergänge wirken organisch, die Spannungsbögen sind mit Geduld aufgebaut, nichts wirkt willkürlich. Die Band nimmt sich die Zeit, ihre Themen atmen zu lassen – und das zahlt sich aus. „Breath“ ist keine hektische Reise, sondern eine wuchtige, bewusst geformte Erfahrung. Großes Lob an die Münsteraner!  Wenn doch nur der Fußball so gut wäre wie die Musik.

Im Rückblick bleibt da wenig anderes, als Respekt zu zollen. „Breath“ ist ein grandioses Stück Musik. Positiv zu bemerken ist auch, dass es eine klare Weiterentwicklung gibt. . Es ist das bisherige Meisterstück einer Band, die offensichtlich noch lange nicht am Ende ist. Und vielleicht ist dieses Album sogar mehr als nur Musik, vielleicht ist es genau der Mutmacher, den eine müde gewordene Szene gerade braucht.

Gratulation an Außerwelt. Wenn es irgendwo Gerechtigkeit gibt, dann sollte sie sich spätestens jetzt zeigen. Von mir gibt es eine wohlverdiente 10 von 10 Hellfire-Punkten.

 

Tracklist

01 Old Dreams Of The West
02 Breath
03 The Long Goodbye
04 Finite / Solitaire
05 Whiteout Solace
06 While The Ruins Still Linger
07 Embers Touching Blackest Soil
08 Eyes To The Sea
09 In The Night’s Coating , We Contemplate Hope

 

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