19 Jahre A Chance For Metal Festival und das zweite Jahr in der Ochtendunger Kulturhalle. Der gute Eindruck, den ich im letzten Jahr von der neuen Location hatte, bestätigte sich auch in diesem Jahr wieder: bombastische Halle, riesige Bühne, perfektes Licht, affengeiler Sound und ein perfekter Camping Ground. Dazu ein guter musikalischer Mix aus allen Metal Genres und last not least wieder ein rühriges Team um Jan Müller. Auf dem Banner steht nicht umsonst „la familia„. La Familia wird hier tatsächlich gelebt.
Den Auftakt am Freitag machten Skelfir aus Bad Marienberg (Rheinland Pfalz) mit ihrem Viking Metal, der voll und ganz auf meiner Wellenlinie lag. Dazu aus Fotografen Sicht eine ansprechende Show. Die Band schaffte es auch umgehend, das Publikum von draußen (30°) in die Halle zu locken und überzeugten durch einen fantastischen musikalischen Einstieg in das Festival!!
Gut aufgewärmt hielten als nächstes Dragonsfire die Betriebstemperatur des Publikums auf Level. Der Sprung vom Viking Metal zum tratitionellen Metal war nicht sehr groß, so dass gutgelaunt weitergebangt werden konnte. Die Band bei bester Spiellaune, was sich umgehend auf die Banger vor der Bühne übertrug. Ich sah die Jungs das erste Mal und war recht angetan von der Performance. Übrigens gehörten Dragonsfire mit 20 jähriger Bandgeschichte zusammen mit Sacred Steel zu den Dienstältesten des Festivals.
Die Thrasher von Fabulous Desaster kommen aus Bonn und haben gerade mit ihrem aktuellen Album „Cruzify This!“ bärenstarke Kritiken einfahren können. Der Vierer ist eine Bank für extrem aktives Stage Acting, und auch in der Ochendunger Kulturhalle ging mächtig die Post ab. Die Jungs haben mächtig Spaß auf der Bühne, der sich auch umgehend auf das Publikum überträgt. Langeweile kommt bei Fabulous Desaster beileibe nicht auf; ein sehr energiegeladener, geiler Set!
The Night Eternal standen bereits letztes Jahr auf dem ACFM Billing, mussten allerdings kurzfristig absagen, weil sich Sänger Ricardo Baum den Fuß gebrochen hatte. Dieses Jahr hätte es mit dem Auftritt fast genauso in die Hose gehen können, da jetzt zwar nicht Ricardos Fuß, aber sein Knie in Mitleidenschaft gezogen wurde. Man sah es dem quirligen Sänger während des gesamten Gigs an, dass er mit erheblichen Schmerzen zu kämpfen hatte, was den Knaben allerdings nicht davon abhielt, seine gewohnt energiegeladene Show durchzuziehen. Adrenalin sei dank! Anschließend waren aber mit Sicherheit einige Ibos nötig.
Und auch der Rest der Band riss die Hütte ab; so geil habe ich die Band bisher noch nie gesehen, obwohl die Essener noch nie eine schlechte Show abgeliefert haben. Chapeau!
Über die Entscheidung, eine Tribute Band – in diesem Fall von Bathory – zum Headliner eines solchen Festivals zu machen, lässt sich trefflich streiten. In diesem Fall begeisterten Blood Fire Death alle Bathory Fans im Publikum, den anderen fehlte jegliches Verständnis dafür.
Nun denn, typisch für eine Band mit diesem musikalischen Repertoire war denn auch das Licht alles andere als Foto kompatibel. Musikalisch wie gesagt eine gespaltene Resonanz beim Publikum, welches zu Beginn auch noch eine gewaltige Geduldsprobe auferlegt bekam, weil die Band mit einer (unverschuldeten) Verspätung von 20 Minute auf die Bühne ging….
Tag 2 des A Chance For Metal Festivals in der Kulturhalle Ochtendung. Die Temperaturen draußen sind erträglicher als am Vortag; gegen Abend wird dann ein Unwetter über den Ort hinwegfegen und einige Pavillons und Dixi Toiletten schrotten. Gut, dass ACFM ein Indoor Festival ist.
Am frühen Nachmittag wird das Alkohol belastete Publikum sanft mit Blues/Country Tönen vom Duo Old McBezen & Dungaree Dan wachgeküsst. Der kurze – untypisch für das ACFM – Set ist unterhaltsam und wird dankend angenommen, bevor es danach mit Swart Impaler und ihrer Todesblei Musik weitergeht.
Swart Impaler aus Koblenz mussten das Publikum nach Old McBezen & Dungaree Dan erst einmal wieder auf Spur bringen. Die Jungs erschienen ziemlich nervös und brauchten etwas, bis sie ihre Sicherheit gefunden hatten. Schlussendlich schafften sie es dann aber, das Publikum mitzunehmen und lieferten einen amtlichen Set ab.
Ging es bis jetzt stimmungsmäßig nur schleppend zur Sache, so zeigten anschließend Sextrow, wo der Frosch die Locken hat. Ich denke, kaum jemand kannte die Band zuvor, und auch die Mucke der Jungs mit ihren Wurzeln im Achtziger Hair Metal, hatten die wenigsten auf dem Schirm.
Aber bereits bei den ersten Akkorden lagen sich die Anhänger von Power Metal wie Death Metal gleichermaßen in den Armen und johlten mit Sextrow zusammen um die Wette.
Ich habe die Band nun bereits einige Male vor der Linse gehabt und bin jedes Mal aufs Neue begeistert. Was hier von der ersten bis zur letzten Sekunde passiert ist allerbeste Unterhaltung. Es passiert derart viel auf der Bühne, dass der Zuschauer kaum in der Lage ist, das Entertainment auf der Bühne komplett aufzunehmen.
Für mich waren Sextrow zusammen mit Sacred Steel am späteren Abend Kopf an Kopf die Gewinner des Festivals!
Zugegebenermaßen ist ein Auftritt direkt nach Sextrow eine wahre Herausforderung. Dementsprechend holprig gings mit den Düsseldorfern von Liverless auch los. Was das Thema Entertainment anging, liegen zwischen beiden Bands Welten, was Bassist Marcel Ulbricht allerdings ein wenig ausgleichen konnte. Die Jungs bekamen sich aber dann doch recht schnell in den Griff und legten einen amtlichen Set hin.
Auf Greydon Fields war ich sehr gespannt. Ihre Alben „Otherworld“ und „Tunguska“ hatten mich neugierig gemacht. Die Essener waren definitiv ein Brett und machten in der Kulturhalle mächtig Dampf. Für mein Empfinden ein amtlicher Set ohne hervorstechende Höhen oder Tiefen.
Bloodspot übernahmen kurzfristig den Slot der Japanischen Kampfhörspiele, die krankheitsbedingt absagen mussten. Da mir der Grindcore der JK eh nicht liegt, war ich persönlich mit Bloodspot besser aufgestellt. Die Jungs aus Limburg legten einen amtlichen Set auf die Bretter, bei dem besonders Sänger Peter Kunz mächtig Kilometer abriss.
1996 gegründet, haben es Sacred Steel bis heute geschafft durchzuhalten und sind sogar mit ihrem neuen Album „Ritual Supremacy“ erstmals in die Charts (#94) eingestiegen. Die Ludwigsburger um Sänger und Band Kopf Gerrit Mutz bezeichnen ihren Stil selber als Epic Power Metal, was den Nagel auf den Kopf trifft. Leider haben die Jungs nie so richtig durchstarten können, was sich nun, im gereiften Alter, vielleicht doch noch ändert. Der Set beim ACFM Festival perfekt; ich hätte Sacred Steel allerdings eher als Headliner gesehen….
Sehr überzeugender Auftritt mit einer Band in bester Form!
Die Thrasher Dust Bolt machten am zweiten Tag als Headliner des ACFM Festivals den Sack zu und beendeten das tolle zwei Tages Event. Ich hatte befürchtet, dass nach Sacred Steel die meisten Leute abwandern würden; dem war aber nicht der Fall und so gab das Publikum noch einmal alles und entließ die Bayern nach einem energiegeladenen Set glücklich und zufrieden.
Ich kann nur sagen: absolut geile Veranstaltung und… Bis 2026!
Bericht und Bilder: Jörg Schnebele