RockFels 2016 – Das Festival der besonderen Art

Geschrieben von Dirk Draewe

© Rosenheim Rocks

© Rosenheim Rocks

Nach dem Debüt in 2015 fand das RockFels-Festival dieses Jahre zum zweiten Mal statt und auch das Hellfire-Magazin begab sich daher an einen der sicherlich malerischsten Orte für ein Metal- und Rock-Festival. War in den Vorwochen rund um den „Fels“ fast alles abgesoffen und auch „Rock am Ring“ am zweiten Tag abgesagt bzw. davor schon mehrfach unterbrochen worden, so herrschte rund um das Amphitheater eitel Sonnenschein.

TXL-live-@-RockFels-2016Los ging es am Freitag Mittag mit dem Berliner Trio TXL, auch wenn zu diesem Zeitpunkt der Platz vor der Bühne noch sehr überschaubar war. Sicherlich war es auch dem Freitagmittag geschuldet, vielleicht war das Publikum auch schon etwas Festivalmüde (die letzten Wochenenden waren schon dicht gedrängt mit Festivals), denn an der Band lag es meiner Meinung nach nicht. Mit ihren Songs im Stile der Böhsen Onkelz und straightem Deutschrock begeistern mich Halid, Ricky und Schulle durchaus. Es gab aber auch Stimmen die meinten, TXL würde nicht so recht in das restliche Programm passen, was ich persönlich nicht unbedingt so empfand.

 

Leaves-Eyes-live-@-Rockfels-2016Nach einer sehr kurzen Umbauphase kam für mich dann auch schon das erste Highlight des Tages Leaves’ Eyes, eine deutsch-norwegische Band, welche sich dem Symphonic Metal verschrieben hat. Mittlerweile hatten sich die Ränge auch schon etwas besser gefüllt und für mich war es eine wahre Freude, der Band zuzuhören. Frontfrau Elina Siirala, die erst seit kurzem der Band ihre Stimme gibt, lieferte sich mit den tiefen Growls von Sänger Alexander Krull wahre Gesangsschlachten. Dazu ein mitreißender Sound, eingängige Melodien, eine unbändige Spielfreude… ihr merkt schon, dieses Sextett hat es mir definitiv angetan und ich werde sie definitiv nicht zum letzten Mal fotografisch begleitet haben. Allein der Song „Swords Of Rock“ von der 2015er-Scheibe King of Kings läuft bei mir nahezu in Endlosschleife.

 

Rage-live-@-RockFels-2016Danach stürmten Rage die Bühne und auch wenn viele noch der alten Besetzung nachtrauern und der Show sehr gespannt entgegenblickten, wurden Skeptiker schnell eines besseren belehrt. Schnell zeigte das traditionelle Trio um Sänger, Basser und Gründer Peter „Peavy“ Wagner wo der Metal-Hammer hängt und von der ersten Minute an war das Eis zwischen Band und Publikum gebrochen. Ich fand die Show jedenfalls sehr geil und auch für das Publikum gab es kaum mehr ein Halten. Kein Wunder, denn die Show, eine nahezu traumhafte Setlist alter Gassenhauer und aktuellem Material und Spielfreude, bei der auch ständig mit dem Publikum gespielt wurde, war überzeugend und riss förmlich mit.

 

 

Sonata-Arctica-live-@-RockFels-2016

Sonata Arctica waren die nächsten, die an die Stimmung von Rage anknüpfen wollten oder auch mussten. Allerdings sprang zumindest bei mir nicht so der Funke über. Vielleicht lag es auch an dem im Vergleich zu Rage doch sehr ruhigem Powermetal, ohne dass ich die Leistung der Finnen schlecht machen möchte, ganz im Gegenteil. Ihre Show war wirklich klasse und auch der Stimmungspegel stieg von Song zu Song… aber es war halt einfach ein ganz anderer Sound. Doch genau das macht auch so ein Festival aus, eben noch moshend durch die Ränge springen um dann sofort wieder den Puls etwas runter zu fahren.

 

Doro-live-@-RockFels-2016Dann kam the one and only Metal-Queen Doro… ich habe dieses Energiebündel 1986 als Opener für Judas Priest erlebt (damals mit ihrer Band Warlock) und selbst heute, über 30 Jahre später, legt die Düsseldorferin eine Energie an den Tag, die seinesgleichen sucht. Wie ein Derwisch fegte sie über die Bühne und riss das Publikum geradezu mit. Die Setlist war absolut geil und eine herrliche Reise durch über 30 Jahre Doro… egal ob „Earthshaker Rock“, „Fight For Rock“, „All We Are“ oder die Hommage an Judas Priest mit „Breaking The Law“ kaum einer der Ohrwürmer fehlte. Für mich definitiv eine echte Rampensau, die es auch versteht, sich für uns Fotografen ins rechte Licht zu rücken.

 

Eluveitie-live-@-RockFels-2016Es folgte Eluveitie aus der Schweiz, welche ich 2015 zum ersten Mal live erlebte und von deren Celtic- und Folk-Metal, gemischt mit Elementen aus dem Death- und Black-Metal-Bereich sowie keltischer Folklore ich schwer begeistert war. Als vor kurzem die Trennung von Merlin Sutter (Drums) und im weiteren Verlauf dessen persönliche Freunde Anna Murphy und Ivo Henzi ebenfalls die Band verließen, durfte man gespannt sein, ob die Band diesen Wegfall auch live verkraftet. Kurzerhand entschloss man sich für noch sehr junge Gastmusiker und schon fast befürchtet, fehlte mir auf dem RockFels tatsächlich der zündende Funke. Dazu kam noch, dass in meinen Augen auf der Bühne eine sehr angespannte Stimmung herrschte, die ich aber auch irgendwo nachvollziehen kann. Nach nur knapp 60 Minuten Spielzeit und fast 20 minütiger Verspätung verließen Eluveitie dann auch schon wieder die Bühne. Die abschließenden Pfiffe kann ich teils verstehen, aber ich kann mich auch gut in die Situation der Band um Shouter Christian „Chrigel“ Glanzmann versetzen, für den die Gesamtsituation sicherlich alles andere als zufriedenstellend ist.

 

Subway-To-Sally-live-@-RockFels-2016Subway To Sally bildeten mit sehr schönem Mittelalter-Rock und Folk-Metal als Headliner den Abschluss des ersten Tages. Ich hatte die Potsdamer bisher noch nie live gesehen, allerdings schwärmten mir viele meiner Kollegen vor und von daher war ich schon sehr gespannt. In der Tat hatte Subway To Sally tatsächlich etwas besonderes, was mich in deren Bann zog… fragt mich jetzt bitte aber nicht was. Es war einfach nur schön, den Jungs und dem einzigen Mädel an der Geige zuzuhören und dabei die einbrechende Nacht zu begrüßen. Gegen 23 Uhr ging somit der erste Tag am RockFels zu Ende und ich sehnte mir schon den nächsten Tag herbei… versuchte den Wetterprognosen für den Samstag nicht zu glauben, denn es war Regen angekündigt.

 

Tag 2
Der zweite Tag begrüßte uns ganz in grau und mit wolkenverhangenen Himmel, die Temperaturen waren jedoch angenehm, wenn auch es sehr schwül war. Los ging es mit der Coverband Plan A, den Siegern des „KenoRockt“-Contest von Rockland Radio. Die sechs Musiker, die ausnahmslos aus der Region kommen, gaben sich sehr professionell und mit Coverversionen von Metallica’s „Enter Sandman“ bis hin zu Michael Jacksons „Billy Jean“ waren sie bemüht, das noch etwas müde Publikum aufzuwecken.

 

MustaschAls nächstes sollten eigentlich Mustasch aus Schweden die Bühne rocken, allerdings fehlte Sänger Ralf Gyllenhammar, der wegen eines Pilotenstreiks nicht rechtzeitig eintraf. Dafür sprangen kurzfristig wieder TXL ein und spielten ihr Set vom Vortag. Allerdings wurde uns von der Moderatorin noch eine Überraschung versprochen, die auch Sänger Halid ganz schön überraschte. Die Musiker von Mustasch kamen für einen Song auf die Bühne, immer noch ohne Sänger… dafür bekam Halid von TXL einfach den Songtext von einem Mustasch-Song in die Hand gedrückt und sang drauf los… Hut ab vor dieser Leistung, das schafft nicht jeder!

 

JBORosaroter Bühnenaufbau verriet schon die nächste Band… die Spassmetaler J.B.O. aus dem fränkischen Erlangen waren als nächstes am Zug. Die Ränge wurden auch schlagartig voller, die Regler wurden noch ein Stückchen lauter gedreht und mit „Bolle“ brach der rosarote Blödsinn auf der Bühne aus und die Stimmung kochte regelrecht über. Dabei wurde die Flamme im weiteren Verlauf der Show kein einziges Mal zurück gedreht. Aber Schande über die Band… statt Kitzmann gab es nur Veltins… JBO werdet ihr etwa alt 🙂 Die Begründung kam prompt, angeblich wäre das Kitzmann-Bier zuhause vergessen worden… ja ja ja! Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel über den Auftritt zu sagen und der geneigte JBO-Fan weiß, was ich meine. Es war wie gewohnt Party pur und auch das Publikum wurde gewohntermaßen mit in die Show eingebunden. So auch Fan Harry der bei “Ein guter Tag zum Sterben” in der ersten Reihe stand und sich für den Gig extra die Songtext ausgedruckt hatte, um mitsingen zu können… das fiel natürlich natürlich sofort Sänger Vito auf und schon war Harry der Held des Tages.

 

 

DAD

D-A-D… noch nie gehört. Dank dem Backdrop weiß aber auch sofort der letzte anwesende Besucher, dass die Abkürzung für „Disneyland After Dead“ steht. Beheimatet in Dänemark ist mir diese Band irgendwie durch die Lappen gegangen, die anwesende Fanbase war jedoch beachtlich. Tja und was spielte das Quartett um Sänger Jesper Binzer… sehr geilen Oldschool Melodic-Hardrock, der unwahrscheinlich in die Füße ging und zum tanzen einlud… die Open Chords von AC/DC lassen grüßen. Dazu noch eine Spielfreude und der Spaß die Fans zu begeistern… was will man auf einem Festival mehr? Ich hätte den Jungs noch länger zuhören können, aber auch deren Spielzeit war leider begrenzt.

 

EnsiferumDann mein bis dahin heimlicher Top-Act… Ensiferum, welche seit einigen Jahren zu den wohl erfolgreichsten Importen Finnlands zählen und das zu Recht. Wahnsinn, was die Band auf der Bühne abfackelte und wie sehr sie das Publikum in ihren Bann rissen. Wer Ensiferum noch nie gesehen hat und auf auf einen sehr eigenständig Metal-Sound mit Elementen aus Death- und Black Metal, traditionellen Metal, sowie Viking Metal mit Folk-Melodien steht, wird kaum an der Formation vorbei kommen. Ich freue mich schon jetzt, die Jungs als auch den einzig weiblichen Part Netta Skog am Akkordeon weiterhin live zu folgen.

 

 

Unisonic

Unisonic… mit Spannung erwartet und auch das zu Recht. 2009 als Projekt von Sänger Michael Kiske (Helloween) gegründet, sind die musikalischen Wurzeln aufgrund der Besetzung unüberhörbar. Nicht zuletzt auch wegen der einzigartigen Stimme von Michael Kiske und den anderen Musikern namhafter Bands (Pink Cream 69 oder Gotthard) gehören sie für mich auf alle Fälle zu den den Top-Live-Acts, die einen in schon fast längst vergangene Metal-Zeiten entführen. Rundum ein sehr gelungener Power- und Heavy Metal-Gig und eine bemerkenswerte Band und dem Ex-Helloween-Dream-Team Kiske und Hansen an der Gitarre. Ich als auch die mittlerweile zahlreich anwesenden Zuhörer, hätten dieser Formation noch lange zuhören können, aber auch hier war der eng gestrickte Zeitplan leider ein Hindernis.

 

 

 

 

EisbrecherTja und danach kam schon der nächste Kracher und auch wenn er stilistisch völlig andere musikalische Richtungen einschlug, so ist Eisbrecher für mich ebenfalls ein unverzichtbarer Teil momentaner Live-Acts. Frontman Alexander „Alexx“ Wesselsky ist ja bekanntermaßen sehr Fannah und so lief er auch schon vor der Show auf dem Festivalgelände herum,bei dem im übrigen auch supertolle und witzige Fan- und Fotografenfotos entstanden. Darüber hinaus ist Eisbrecher für mich einfach nur eine absolut geile Liveband, die ihre sympathische Spiellaune auch von der ersten Sekunde auf die Fans überträgt und mich schon fast vergessen ließ, dass danach noch ein Act auf die Bühne kommt. Dabei bewies Alexx einmal mehr seine Entertainer-Qualitäten auf der Bühne und war sich selbst für keinen Witz zu schade.

 

AvantasiaDen würdigen Abschluss vom RockFels 2016 bot dann aber Avantasia um den Ausnahmemusiker Tobias Sammet. Er hat wie kaum ein anderer den Begriff „Rock-Oper“ geprägt und das Who is Who der Gastmusiker (Ronnie Atkins, Bob Catley oder Jorn Lande, um nur einige zu nennen), die er regelmäßig zu sich auf die Bühne einlädt ist beachtlich. Dazu noch eine wenn auch spartanische Bühnenkulisse, gepaart mit einer bombastischen Light-Show, die einem regelrecht die Sinne raubt, ich bin noch immer ganz geflasht. Leider meinte es aber der Wettergott nicht besonders gut mit Tobi und fast pünktlich zum Beginn seiner Show, begann es leicht aber stetig an zu regnen. Aber davon ließen sich er und seine Bandkollegen nicht aus der Ruhe bringen und so ging nach 2 Stunden ein fulminantes Festival zu Ende.

Mit diesen Worten endet auch mein Bericht über das RockFels-Festival 2016 und schon jetzt steht fest, dass ich auch 2017 wieder mit am Start sein werden. Dann wird der RockFels sogar 3 Tage beben (15.06. – 17.06.2017) und bestätigt sind zur Zeit schon Krokus und Blind Guardian. Denn selten habe ich so ein tolles, chilliges Festival erlebt. Egal ob an den Fressbuden, den Merchständen, an den Sicherheitschecks, irgendwie waren alle total entspannt.

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